Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ein großer literarischer Wurf ist die frühe Prosa, die Anton Tschechow als 22jähriger 1882 unter dem Pseudonym Antoscha Tschechonte in verschiedenen Moskauer Zeitschriften veröffentlicht hatte, nicht, meint Felix Philipp Ingold. Hauptsächlich handelten die gut ein Dutzend Texte von der Liebe, die es in der Sicht Tschechows auf Erden nicht zu geben scheint. Eher lächerlich und überspannt findet der Rezensent den Plot aller Geschichten, und auch deren schematisch gezeichnete und grell kolorierte Figuren erwecken sein Missfallen. Literarische Meriten seien das nicht, die "Prosabagatellen" des frühen Tschechow würde Ingold eher in die Rubrik unbedarfte "Unterhaltungsbelletristik" packen. Abgesehen von einer "geschickten Stimmenführung" der Figuren und einer umsichtigen und "soliden dramaturgischen Vernetzung des handelnden Personals" konnte der Rezensent den Erzählungen nichts abgewinnen. Tschechow selbst wohl auch nicht, mutmaßt Ingold, denn das Pseudonym nutzte er später nie wieder. Die Geschichten seien in keiner Werksammlung und auch nicht in die Gesamtausgabe von 1899 aufgenommen worden.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH