Die fünf Erzählungen des Bandes Ein verrückter Baum sprengen die Grenzen des Genres und wirken durch die inneren Bezüge beinahe wie ein Roman. Im Mittelpunkt aller Erzählungen steht ein altes, imposantes Mietshaus, dessen reale Entsprechung im zentralen Stadtteil Elmadag in Istanbul steht und das tatsächlich über ein Jahrhundert berühmten Persönlichkeiten eine vorübergehende Bleibe bot. Dieses denkwürdige Haus ist eine bestimmende Kulisse für markante Lebenssequenzen der Bewohner, die mal in dissonanter, mal in harmonischer Beschreibung ins Blickfeld rücken, die meist aber ein Leben abseits des Gewöhnlichen leben. Fein ausgearbeitete psychologische Details, teils im übersinnlichen Bereich, in den einzelnen Erzählungen in unterschiedlichen Reflexionen der Figuren verfremdete, wiederkehrende Motive und eine stimmungsgerecht wechselnde, experimentelle Sprache mit Eigendynamik bieten Einblicke in das handwerkliche Können der türkischen Literatin Pinar Kür.