Du sollst Dir kein Bildnis machen lautet das biblische Verbot, ausgesprochen in dem Bewußtsein der magischen Kraft bildlicher Festschreibungen und Fixierungen von Lebendig-Prozeßhaftem. Und doch gewinnt das Bild gerade in der Moderne eine dominierende Funktion bei der Sinnzuweisung an den einzelnen wie an Gruppen, was die Abweisung des Anderen als dem Verschiedenen und Fremden notwendig nach sich zieht. Mit der Entwicklung der modernen Medien werden die so popularisierten und verbreiteten Bildwelten vom jeweils Anderen zu Orientierungshilfen in einer Realität, die sich räumlich-geographisch globalisiert und dabei ständig komplexere Fragen aufwirft. Das gilt in ganz besonderem Maße von der Wahrnehmung anderer ethnischer und nationaler Gruppen, seitdem im 19. Jahrhundert das Muster des Nationalstaats die Emanzipation von Staatsnationen wie etwa Italien oder Deutschland leitete. Doch das scheinbare Erfolgsmodell der einheitlichen Kultursprache- und Staatsnation verdeckt die Tatsache, daß gemischtethnische Gebiete mit ihrer so charakteristischen Überlappung benachbarter, aber eben anderer Kulturen zumindest für Mittel- und Osteuropa den Normalfall darstellten.