Man kennt, man liest und liebt die Bücher und Aufsätze von Marion Gräfin Dönhoff. Wenig aber weiß man vom Alltag der Grand Old Lady des deutschen Journalismus. Im Archiv der »Zeit« liegen ihre Briefe, die ein einzigartiges biografisches Zeugnis geben.
»Im übrigen, was mich betrifft, so gebe ich Ihnen hiermit das Versprechen, daß ich aus dem politischen Journalismus ausscheide, wenn Krone Kanzler werden sollte. Dieses Triumvirat der ausgewählten Mittelmäßigkeit: Lübke, Krone, Brentano. Das wäre zuviel. Dann wäre wirklich alles sinnlos, was wir getan haben und tun könnten«, schreibt Marion Gräfin Dönhoff Mitte der sechziger Jahre ihrem Verleger Gerd Bucerius. Ein Moment der Resignation, des Stillstands neben vielen des Glücks und Aufbruchs, des Abschieds, des Alltags.
Über fünfzig Jahre tauschten der Verleger und seine Erste Redakteurin Briefe, oft seitenlang, von Hand geschrieben. Sie handeln von der politischen Ausrichtung der Zeitung, von den Kompetenzen der Redaktion, von den Vorrechten des Eigentümers, von Personalentscheidungen und den großen Fragen der Politik und des politischen Personals. Briefe, oft voller Emotion, zornig zuweilen, hart in der Sache, dann wieder versöhnlich, zart und nicht selten sehr persönlich.
Ausstattung: mit ca. 10 s/w Abb.
»Im übrigen, was mich betrifft, so gebe ich Ihnen hiermit das Versprechen, daß ich aus dem politischen Journalismus ausscheide, wenn Krone Kanzler werden sollte. Dieses Triumvirat der ausgewählten Mittelmäßigkeit: Lübke, Krone, Brentano. Das wäre zuviel. Dann wäre wirklich alles sinnlos, was wir getan haben und tun könnten«, schreibt Marion Gräfin Dönhoff Mitte der sechziger Jahre ihrem Verleger Gerd Bucerius. Ein Moment der Resignation, des Stillstands neben vielen des Glücks und Aufbruchs, des Abschieds, des Alltags.
Über fünfzig Jahre tauschten der Verleger und seine Erste Redakteurin Briefe, oft seitenlang, von Hand geschrieben. Sie handeln von der politischen Ausrichtung der Zeitung, von den Kompetenzen der Redaktion, von den Vorrechten des Eigentümers, von Personalentscheidungen und den großen Fragen der Politik und des politischen Personals. Briefe, oft voller Emotion, zornig zuweilen, hart in der Sache, dann wieder versöhnlich, zart und nicht selten sehr persönlich.
Ausstattung: mit ca. 10 s/w Abb.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.10.2003Bubenstück
Mit einer Auflage von, sagen wir, 44 000 Exemplaren, verkauft zum Preis von zehn Mark, wäre Marion Gräfin Dönhoff gewiss vollauf zufrieden gewesen: Wer die Zeit las, sollte seinen Verstand gebrauchen. So erklärte Theo Sommer das Zeitungsideal der Gräfin. Und er schien von ihm ebenso eingenommen wie vom Einspruch des Verlegers Gerd Bucerius, den selbst die Nachtgespenster von Sorge, Krisenfurcht und Depression nie verließen. Wie eine Familie muss die Zeit gewesen sein. Zwei „Buben” aus dieser Familie, Theo Sommer und Haug von Kuenheim, haben nun im Siedler Verlag den Briefwechsel der Gräfin mit dem Verleger herausgegeben. Als sie im Atrium des Hessischen Hofes darüber plauderten, wer der „Ursprungsbube” gewesen sei, mochte man darüber nachdenken, wie lange einer „Bube” sein kann. Aber die Herren mit dem Auftreten hanseatischer Honoratioren lieferten in der Tat ein kleines Bubenstück. Drei Briefe aus dem Jahre 1993 durften nach dem Willen der Erben nicht veröffentlicht werden. In Frankfurt lasen die „Buben” sie vor. Die Briefe sind harmlos, aber wir wollen uns in den Familienstreit um das Image der Gräfin und ihres Verlegers nicht einmischen. Nur soviel sei verraten. Es ging um Verlagswagen, Fahrkünste und die Größe von Hamburger Garagen.
jby
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Mit einer Auflage von, sagen wir, 44 000 Exemplaren, verkauft zum Preis von zehn Mark, wäre Marion Gräfin Dönhoff gewiss vollauf zufrieden gewesen: Wer die Zeit las, sollte seinen Verstand gebrauchen. So erklärte Theo Sommer das Zeitungsideal der Gräfin. Und er schien von ihm ebenso eingenommen wie vom Einspruch des Verlegers Gerd Bucerius, den selbst die Nachtgespenster von Sorge, Krisenfurcht und Depression nie verließen. Wie eine Familie muss die Zeit gewesen sein. Zwei „Buben” aus dieser Familie, Theo Sommer und Haug von Kuenheim, haben nun im Siedler Verlag den Briefwechsel der Gräfin mit dem Verleger herausgegeben. Als sie im Atrium des Hessischen Hofes darüber plauderten, wer der „Ursprungsbube” gewesen sei, mochte man darüber nachdenken, wie lange einer „Bube” sein kann. Aber die Herren mit dem Auftreten hanseatischer Honoratioren lieferten in der Tat ein kleines Bubenstück. Drei Briefe aus dem Jahre 1993 durften nach dem Willen der Erben nicht veröffentlicht werden. In Frankfurt lasen die „Buben” sie vor. Die Briefe sind harmlos, aber wir wollen uns in den Familienstreit um das Image der Gräfin und ihres Verlegers nicht einmischen. Nur soviel sei verraten. Es ging um Verlagswagen, Fahrkünste und die Größe von Hamburger Garagen.
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