Volker Strübing liest und singt. Auf Lesebühnen, Poetry Slams, Literaturfestivals sowie in Kabaretts und Comedy Clubs. Seine Texte sind rasant, skurril und lustig - auch wenn sie Tragödien erzählen. Mit schwarzem Humor und einem genauen Blick für das Abseitige berichtet er von Reisenden und Nachbarn, Helden und Antihelden, von frisch Verliebten und liebenswerten Paranoikern. Sein Alter Ego kämpft mit Herpes und böswilligen Doppelgängern, wird in einer Parallelwelt von der nie aufgelösten Stasi gejagt und fällt buchstäblich aus allen Wolken - aber immer wieder auf die Füße.
Volker Strübing ist einer der beliebtesten Autoren der Berliner Lesebühnenszene, jetzt erscheint zum ersten Mal ein Buch mit seinen Kurzgeschichten. Auf der beiliegenden Audio-CD zeigt er sein Talent als ruhiger Vorleser und Hochgeschwindigkeits-Spoken-Word-Performer.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Volker Strübing ist einer der beliebtesten Autoren der Berliner Lesebühnenszene, jetzt erscheint zum ersten Mal ein Buch mit seinen Kurzgeschichten. Auf der beiliegenden Audio-CD zeigt er sein Talent als ruhiger Vorleser und Hochgeschwindigkeits-Spoken-Word-Performer.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.2009Mit Anfassen
Jochen Schmidt und Volker Strübing lesen in Frankfurt
Adorno kommt an diesem Abend gleich mehrmals als Gewährsmann zu Wort. Ausgerechnet aus dem Munde dieses blondzerzausten Berliners, der den Frankfurter Meister offenbar in aller Länge und Breite studiert hat. Das gibt einem dann doch zu denken dieser Tage, da die Suhrkamp-Kultur mit ihrem historisch direkten Draht zur Frankfurter Schule dabei ist, sich nach Berlin abzusetzen. Vielleicht debütieren demnächst die Ikonen ebendieser Verlagskultur auf der Lesebühne Chaussee der Enthusiasten, die Jochen Schmidt, Jahrgang 1970 und Schriftsteller, mitgegründet hat.
Schmidt hingegen war jetzt zusammen mit seinem offenbar gut befreundeten und gleichaltrigen Kollegen Volker Strübing zu Gast an einem Ort, der nicht nur einer zwischen Frankfurt und Berlin pendelnden Kultursachverständigen im Publikum so vorkam, als müsse er sich eigentlich in Berlin befinden und eben nicht in der Mörfelder Landstraße 121 in Frankfurt-Sachsenhausen. Aber so ist das ja oft mit dem Metropolengefühl und dem real existierenden Kunstschaffen. Im Raum 121 jedenfalls, den ein Kollektiv von im weitesten Sinne Kreativen betreibt, geht es so zu wie in den vielen Off-Orten der Hauptstadt: Leute, meist zwischen dreißig und Anfang vierzig, kommen zusammen, um Kultur zu produzieren und zu konsumieren. Das Ganze wirkt nonchalant, es gibt Klappstühle, Musik und Getränke und, an diesem Abend, eine Lesung mit den selbsternannten schönsten Schriftstellern Berlins.
"In der Pause könnt ihr uns auch anfassen", bot Schmidt an. Dass dann doch niemand Gebrauch davon gemacht hat, könnte an seinem Buch "Meine wichtigsten Körperfunktionen" liegen, aus dem er vorlas - und vielleicht auch an seinem Text über "Männer", die ihn zu der Beobachtung "Tough Baby" aus Adornos "Minima Moralia" führen. Einem "bestimmten Gestus der Männlichkeit" widmen sich beide mit Misstrauen, aber wo der Frankfurter Anzugträger Adorno etwas säuerlich den gutaussehenden Smokingträger als He-Man analysiert, dem die Frauen zufliegen, fragt sich der Berliner Pulloverträger Schmidt lieber, warum Männer-Duschgels so aggressive Namen und Duftnoten haben.
Überhaupt fragt sich Open-Mike-Gewinner Schmidt vieles, das unmittelbar mit seiner eigenen Wirklichkeit zu tun hat. Und er ist definitiv nicht der Typ Mann, dem sich Adorno widmet, sondern eher jener, der als ewiger Verlierer seinen und seiner Leser Gewinn aus der literaturtheoretisch, philosophisch und soziologisch beschlagenen Betrachtung seines eigenen Lebens und dessen Kalamitäten zieht. Das ist sanft ironisch, nie bitterböse und oft so komisch, dass Schmidt selbst vor Lachen nicht weiterlesen kann, was dann doch erstaunlich ist, denn vielen Autoren dieses neueren Typs ist das öffentliche Vorlesen ein großer Teil der beruflichen Existenz. Weshalb die Texte auch, in Länge und Struktur, deutlich fürs Ohr und zuweilen auch auf den Applaus hin geschrieben sind.
Volker Strübing, Verfasser solch luzider Alltagsbetrachtungen wie "Fleischsalat" oder "Zug nach München", Erfinder des im Internet verewigten Rezepts für Bockwurstjoghurt und Autor von Büchern wie "Ein Ziegelstein für Dörte" hingegen kann bei seinem Lesetempo während des Vortrags kaum von den zerfledderten Manuskriptseiten aufblicken. Strübing, Gewinner mehrerer Slam-Wettbewerbe und demnächst in einer 3Sat-Fernsehserie namens "Nicht der Süden" zu betrachten, schreibt auch nicht gerade Heldenprosa, und auch er orientiert sich am eigenen Erleben - wiewohl ihm auch der kleine Dreh ins Surreale, ins beinahe Phantastische gefällt.
Die Geschichte vom Tod jedenfalls, mit dem er in der fiesesten Kneipe Ost-Berlins noch Schnäpse getrunken hat, bevor der den Thekennachbarn kassierte, möchte man gern noch mal hören. Vielleicht muss man donnerstags nach Berlin zur Chaussee der Enthusiasten fahren. Vielleicht aber lädt ja in Frankfurt bald wieder jemand Strübing und Schmidt ein, ihre Texte zu lesen. Und am Ende, an der Bar, während ihr altes Schulheft als Gästebuch kreist, einen "Enthusiastendrink" mit dem Publikum zu nehmen. Ganz entspannt.
EVA-MARIA MAGEL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Jochen Schmidt und Volker Strübing lesen in Frankfurt
Adorno kommt an diesem Abend gleich mehrmals als Gewährsmann zu Wort. Ausgerechnet aus dem Munde dieses blondzerzausten Berliners, der den Frankfurter Meister offenbar in aller Länge und Breite studiert hat. Das gibt einem dann doch zu denken dieser Tage, da die Suhrkamp-Kultur mit ihrem historisch direkten Draht zur Frankfurter Schule dabei ist, sich nach Berlin abzusetzen. Vielleicht debütieren demnächst die Ikonen ebendieser Verlagskultur auf der Lesebühne Chaussee der Enthusiasten, die Jochen Schmidt, Jahrgang 1970 und Schriftsteller, mitgegründet hat.
Schmidt hingegen war jetzt zusammen mit seinem offenbar gut befreundeten und gleichaltrigen Kollegen Volker Strübing zu Gast an einem Ort, der nicht nur einer zwischen Frankfurt und Berlin pendelnden Kultursachverständigen im Publikum so vorkam, als müsse er sich eigentlich in Berlin befinden und eben nicht in der Mörfelder Landstraße 121 in Frankfurt-Sachsenhausen. Aber so ist das ja oft mit dem Metropolengefühl und dem real existierenden Kunstschaffen. Im Raum 121 jedenfalls, den ein Kollektiv von im weitesten Sinne Kreativen betreibt, geht es so zu wie in den vielen Off-Orten der Hauptstadt: Leute, meist zwischen dreißig und Anfang vierzig, kommen zusammen, um Kultur zu produzieren und zu konsumieren. Das Ganze wirkt nonchalant, es gibt Klappstühle, Musik und Getränke und, an diesem Abend, eine Lesung mit den selbsternannten schönsten Schriftstellern Berlins.
"In der Pause könnt ihr uns auch anfassen", bot Schmidt an. Dass dann doch niemand Gebrauch davon gemacht hat, könnte an seinem Buch "Meine wichtigsten Körperfunktionen" liegen, aus dem er vorlas - und vielleicht auch an seinem Text über "Männer", die ihn zu der Beobachtung "Tough Baby" aus Adornos "Minima Moralia" führen. Einem "bestimmten Gestus der Männlichkeit" widmen sich beide mit Misstrauen, aber wo der Frankfurter Anzugträger Adorno etwas säuerlich den gutaussehenden Smokingträger als He-Man analysiert, dem die Frauen zufliegen, fragt sich der Berliner Pulloverträger Schmidt lieber, warum Männer-Duschgels so aggressive Namen und Duftnoten haben.
Überhaupt fragt sich Open-Mike-Gewinner Schmidt vieles, das unmittelbar mit seiner eigenen Wirklichkeit zu tun hat. Und er ist definitiv nicht der Typ Mann, dem sich Adorno widmet, sondern eher jener, der als ewiger Verlierer seinen und seiner Leser Gewinn aus der literaturtheoretisch, philosophisch und soziologisch beschlagenen Betrachtung seines eigenen Lebens und dessen Kalamitäten zieht. Das ist sanft ironisch, nie bitterböse und oft so komisch, dass Schmidt selbst vor Lachen nicht weiterlesen kann, was dann doch erstaunlich ist, denn vielen Autoren dieses neueren Typs ist das öffentliche Vorlesen ein großer Teil der beruflichen Existenz. Weshalb die Texte auch, in Länge und Struktur, deutlich fürs Ohr und zuweilen auch auf den Applaus hin geschrieben sind.
Volker Strübing, Verfasser solch luzider Alltagsbetrachtungen wie "Fleischsalat" oder "Zug nach München", Erfinder des im Internet verewigten Rezepts für Bockwurstjoghurt und Autor von Büchern wie "Ein Ziegelstein für Dörte" hingegen kann bei seinem Lesetempo während des Vortrags kaum von den zerfledderten Manuskriptseiten aufblicken. Strübing, Gewinner mehrerer Slam-Wettbewerbe und demnächst in einer 3Sat-Fernsehserie namens "Nicht der Süden" zu betrachten, schreibt auch nicht gerade Heldenprosa, und auch er orientiert sich am eigenen Erleben - wiewohl ihm auch der kleine Dreh ins Surreale, ins beinahe Phantastische gefällt.
Die Geschichte vom Tod jedenfalls, mit dem er in der fiesesten Kneipe Ost-Berlins noch Schnäpse getrunken hat, bevor der den Thekennachbarn kassierte, möchte man gern noch mal hören. Vielleicht muss man donnerstags nach Berlin zur Chaussee der Enthusiasten fahren. Vielleicht aber lädt ja in Frankfurt bald wieder jemand Strübing und Schmidt ein, ihre Texte zu lesen. Und am Ende, an der Bar, während ihr altes Schulheft als Gästebuch kreist, einen "Enthusiastendrink" mit dem Publikum zu nehmen. Ganz entspannt.
EVA-MARIA MAGEL
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