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Brot oder Steine? Der Aktionsplan von Franz Alt gegen die Armut
Immer weiter geht die Schere zwischen den Wohlhabenden und den Habenichtsen dieser Erde auseinander. Inzwischen ist die Dritte Welt mit ca. 2.000 Milliarden Euro gegenüber der Ersten Welt verschuldet und zahlt jährlich etwa neunmal so viel Schuldzins und Tilgung, wie sie Entwicklungshilfe erhält.
Aber nicht nur finanziell sind 80% der Weltbevölkerung arm dran. Ihre Bodenschätze werden im Norden verbraucht, dafür leiden die Länder des Südens überproportional an der durch die Industrieländer verursachten Klimaveränderung.
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Produktbeschreibung
Brot oder Steine? Der Aktionsplan von Franz Alt gegen die Armut

Immer weiter geht die Schere zwischen den Wohlhabenden und den Habenichtsen dieser Erde auseinander. Inzwischen ist die Dritte Welt mit ca. 2.000 Milliarden Euro gegenüber der Ersten Welt verschuldet und zahlt jährlich etwa neunmal so viel Schuldzins und Tilgung, wie sie Entwicklungshilfe erhält.

Aber nicht nur finanziell sind 80% der Weltbevölkerung arm dran. Ihre Bodenschätze werden im Norden verbraucht, dafür leiden die Länder des Südens überproportional an der durch die Industrieländer verursachten Klimaveränderung. Ausgehend von der internationalen Solidarität angesichts der Tsunami-Katastrophe fordern die Autoren einen Aktionsplan für die Dritte Welt - vergleichbar der Hilfe, die Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Marshallplan zuteil wurde. Diese Forderung sollte nicht nur aus altruistischen Gründen gehört werden, sondern im wohl verstandenen Eigeninteresse; denn den Reichen kann es auf Dauer nur gut gehen, wenn es dem Armen besser geht. Deshalb fordern Alt, Gollmann und Neudeck insbesondere von den europäischen Ländern eine umfassende Reformbegleitung für die Dritte Welt. Dabei geht es nicht nur um Finanztransfers, sondern Hilfe zur Selbsthilfe ist das Maß wirkungsvoller Unterstützung. Beispielhaft dafür arbeitet Rosi Gollmann mit der Andheri-Hilfe, die über 400 höchst wirkungsvolle Projekte in Indien und Bangladesh ins Leben gerufen hat.
Drei engagierte Autoren berichten aus verschiedenen Blickwinkeln: Rupert Neudeck von seiner heroischen Hilfe an Katastrophenbrennpunkten; Rosi Gollmann von ihrer Basisarbeit auf dem indischen Subkontinent und Franz Alt vor dem Hintergrund seiner Vor-Ort-Recherchen zu zahlreichen Filmen über die Probleme der Armen. »Eine bessere Welt ist möglich« - der eindringliche Bericht zu Ursachen und Lösungsmöglichkeiten des Nord-Süd-Konflikts.

Die selbst gesteckten Ziele der Industrieländer zur Unterstützung der Dritten Welt sind bislang weit verfehlt worden. Die drei Autoren berichten von ihren Vor-Ort-Erfahrungen und von der katastrophalen Entwicklung, die zwei Drittel der Menschheit bedroht. Sie fordern einen Marshallplan zur Bekämpfung von Armut und Hunger.
Autorenporträt
Dr. Franz Alt, geboren 1938 in Untergrombach/Bruchsal, ist Fernsehjournalist und Bestseller-Autor. Er studierte Politische Wissenschaft, Geschichte, Theologie und Philosophie und promovierte 1967 über Konrad Adenauer. Franz Alt war 35 Jahre lang Redakteur, Reporter und Moderator ("Report", "Zeitsprung" und "Querdenker") beim Ersten Deutschen Fernsehen.

Rosi Gollmann, geboren 1927 in Bonn, studierte Theologie und arbeitete als Religionslehrerin an berufsbildenden Schulen. Seit mehr als 50 Jahren gehört ihr Leben benachteiligten Menschen in Indien und Bangladesch; erst neben ihrem Beruf, dann im vollen ehrenamtlichen Einsatz. 1967 gründete sie die Andheri-Hilfe Bonn, die bis heute auf fast 4000 erfolgreich abgeschlossene Projekte in den Armutsgebieten Indiens und Bangladeschs zurückschauen kann. 2002 gründete sie die Rosi-Gollmann-Andheri-Stiftung. Rosi Gollmann erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.01.2006

Kontinente der Armen
Ein Marshallplan für die Erde soll das Leben aller verbessern

Franz Alt, Rosi Gollmann und Rupert Neudeck zuckten nicht weg vor dem Elend der Welt. Alt sammelte in dreißig Jahren als TV-Entwicklungsexperte über einhundert Millionen Euro Spendengelder. Frau Gollmann gründete 1967 die "Andheri-Hilfe Bonn"; mit ihren Schülerinnen versandte die Religionslehrerin anfangs nur Hilfspakete nach Andheri nahe Bombay. Daraus wurden in fast vierzig Jahren vierhundert Großprojekte, unter anderem in Bangladesch, Nepal und Indien. Dort gilt sie heute als "Mutter Teresa aus Deutschland". Sie verbittet sich Almosen "für die armen Schweine da unten", wie sich ein feinfühliger Spender ihr gegenüber jüngst ausdrückte. Tätiges Samaritertum ist anders. An der Seite der Leidenden zu stehen heißt für Frau Gollmann auch, zirka achtzig Millionen Ureinwohnern (scheduled tribes) beizustehen gegen Naturkatastrophen und Dollar-Konquistadoren. Rupert Neudeck - Cap Anamur, Deutsche Notärzte, Grünhelme - half bei der Rettung Hunderttausender in Asien, Afrika und Lateinamerika.

Der Medienprofi Neudeck sucht nach "Rebellen für die bessere Welt". Seine Sprüche kommen an. So der von Ernst Bloch zitierte: "Wenn es für alle nicht mehr reicht, dann springen die Armen ein." Über als Befreiung getarnte Militärinterventionen äußert sich Neudeck besorgt. Besonders über Zustände in CIA-Gefängnissen Thailands, Katars und vor allem Afghanistans. Auf einen Brandbrief Neudecks antwortete Joschka Fischer, daß er dessen Sorgen teile. Neudeck sieht Entwicklungsländer nicht nur als Opfer. Denn die Eliten der ehemaligen Kolonien kopierten zu oft die des Nordens - mit Mercedes-Limousinen, BMW-Motorradeskorten und oft in Komplizenschaft mit Weltkonzernen und Warlords.

Nicht weiter hinnehmbar sei, "daß die reiche Welt ethisch arm und politisch fantasielos ist", so Alt. Deshalb soll mit einem Marshallplan für die Erde ein besseres Leben aller erreicht werden. Diese Weltinitiative wurde im Oktober 2003 in Stuttgart vorgestellt. Ein Wirtschaftswunder, wie es Westdeutschland mit der Marshallplan-Hilfe einleitete, solle global wiederholbar sein. Derzeit arbeitet man dafür an allerhand Finanzierungsvorschlägen (beispielsweise Kerosinsteuer, Abschöpfung internationaler Spekulationsgewinne). Wird aber bei solcher Zielsetzung nicht übersehen, daß bei uns und in Westeuropa der Marshallplan fruchtete, weil es nicht um Aufbau, sondern um Wiederaufbau ging? Mit Menschen gleicher Leistungsideologie, mit hohen technischen Standards und kultureller Vertrautheit mit der Moderne?

Den drei Autoren geht es nicht um Elend-Reports aus dem moral office humanitärer Symbolik. Vielmehr wird drastisch belegt, daß es Kontinente der Armen, aber keine armen Kontinente gibt und folglich die Wohlhabenden aus Eigeninteresse einen Strategiewechsel vornehmen sollten. Wenn zwei Drittel der Menschheit weiterhin in Hunger und Verelendung leben, bleiben soziale Erdbeben nicht aus, deren Stoßwellen uns erreichen. Ohne Sicherheit der rechtlichen Situation der Armen, ohne Lebensperspektive für Hunderte Millionen nimmt die soziale Basis zu für Massenflucht und Terrorismus. Instabilität steigert die Rüstungsausgaben. Weltmärkte militarisieren sich. Monopole vernutzen natürliche Güter. Entwicklungspolitik heiße dagegen Friedenspolitik. Mit dem Abbau von Feindbildern und Beutepolitik wüchse Weltvertrauen. Geld würde frei für eine Aufstockung der Entwicklungshilfe. Sie beträgt gegenwärtig deutscherseits 0,28 Prozent (BSP). "Wenn wir es als reiches Land Europas nicht schaffen, uns mit einem Schlag für die verbindlich festgelegte und von allen schon 1964 (!) akzeptierte Marke von 0,7 Prozent des BSP zu entscheiden, sind wir die Waschlappen und Hasenfüße, als die wir ja schon lange vor uns selbst dastehen", schreibt Neudeck. Obwohl keiner ohne guten Willen zu sein scheint. Ist Mut zur Entschiedenheit tödlich für Karrieren? Zumal auf einem globalen Sektor, der von nationalen Binnenproblemen Europas zugedeckelt zu werden scheint?

MANFRED FUNKE

Franz Alt/Rosi Gollmann/Rupert Neudeck: "Eine bessere Welt ist möglich". Ein Marshallplan für Arbeit, Entwicklung und Freiheit. Riemann Verlag, München 2005. 317 S., 19,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nachdenklich zeigt sich Manfred Funke in seiner Besprechung dieses Buchs, in dem Franz Alt, Rosi Gollmann und Rupert Neudeck einen Marshallplan für die Erde zur Verbesserung des Lebens aller Menschen vorstellen. Er würdigt das humanitäre und entwicklungspolitische Engagement der Autoren und hebt hervor, dass es ihnen in vorliegendem Buch nicht um "Elend-Reports aus dem moral office humanitärer Symbolik" geht. Sie belegten vielmehr, "dass es Kontinente der Armen, aber keine armen Kontinente gibt und folglich die Wohlhabenden aus Eigeninteresse einen Strategiewechsel vornehmen sollten". Prinzipiell begrüßt er die Initiative der Autoren zu einem Weltmarshallplan. Etwas skeptisch ist er aber doch. So scheinen ihm die Autoren zu übersehen, dass der Erfolg des Marshallplans in Deutschland und Westeuropa auch damit zu tun hatte, dass es damals nicht um Aufbau, sondern um Wiederaufbau ging.

© Perlentaucher Medien GmbH