Wohl keine Zeitspanne brachte so viele Veränderungen in das Leben des Dichters wie die Jahre von 1916 bis 1923. Obwohl Hermann Hesse das Deutschland des letzten Kaisers bereits 1912 für immer verlassen hatte, war er nach wie vor Staatsbürger des inzwischen kriegführenden Landes und musste jederzeit mit der Einberufung an die Font rechnen. Durch die Gründung der Berner Fürsorgezentrale zur Versorgung der deutschen Kriegsfangenen mit guter Lektüre entging er diesem Los, doch um den Preis, bis 1919 fast ganz auf seine dichterische Produktion verzichten zu müssen. Wie er mit Hilfe der…mehr
Wohl keine Zeitspanne brachte so viele Veränderungen in das Leben des Dichters wie die Jahre von 1916 bis 1923. Obwohl Hermann Hesse das Deutschland des letzten Kaisers bereits 1912 für immer verlassen hatte, war er nach wie vor Staatsbürger des inzwischen kriegführenden Landes und musste jederzeit mit der Einberufung an die Font rechnen. Durch die Gründung der Berner Fürsorgezentrale zur Versorgung der deutschen Kriegsfangenen mit guter Lektüre entging er diesem Los, doch um den Preis, bis 1919 fast ganz auf seine dichterische Produktion verzichten zu müssen. Wie er mit Hilfe der Psychoanalyse, einem Pseudonym für seine Mahnrufe zur Völkerversöhnung, der explosiven Niederschrift des »Demian« und dank seiner ersten Malversuche die daraus resultierenden Krisen zu überwinden vermochte, illustrieren diese Briefe. Zugleich zeigen sie den damit einhergehenden Schiffbruch seiner ersten Ehe, den Neubeginn im Tessin als expressiver Maler und Verfasser der dramatischen »Klingsor«-Novellensowie seiner den Eurozentrismus überwindenden indischen Legende »Siddhartha«.
Hermann Hesse, geboren am 2.7.1877 in Calw/Württemberg als Sohn eines baltendeutschen Missionars und der Tochter eines württembergischen Indologen, starb am 9.8.1962 in Montagnola bei Lugano. Er wurde 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur, 1955 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Nach einer Buchhändlerlehre war er seit 1904 freier Schriftsteller, zunächst in Gaienhofen am Bodensee, später im Tessin. Er ist einer der bekanntesten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts. Volker Michels, geboren 1943, trat nach dem Studium der Medizin und Psychologie 1969 als Lektor für deutsche Literatur in die Verlage Suhrkamp und Insel ein, wo er sich u. a. auch als Herausgeber für zahlreiche Autoren der Gegenwart und Vergangenheit eingesetzt hat. Insbesondere widmete er sich den Werken und Briefen von Hermann Hesse, dessen literarischen und bildnerischen Nachlass er in mehr als hundert Themenbänden veröffentlicht und 2005 mit der Edition einer zwanzigbändigen Gesamtausgabe abgeschlossen hat.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Thomas Steinfeld trifft auf viele wiederkehrende Motive in der Korrespondenz Hermann Hesses aus den Jahren 1916-1923, die ihm in einer "sorgfältig" kommentierten Ausgabe vorliegt. Sehr ausführlich scheinen ihm die Briefe, in denen der Autor gern Maximen formuliert, um sie dann als subjektiv zu relativieren, wie Steinfeld feststellt. Hesse als Zeitzeuge des Krieges, Hesse als einsamer Wanderer, Gärtner und Maler und als ehrlicher Informant seiner selbst - so begegnet der Autor dem Rezensenten in seinen Briefen. Am schönsten findet Steinfeld die Passagen über "besinnliche Stunden mit dem Pinsel".
»Briefe setzen eine Form und diesen Zwang scheint Hermann Hesse, nicht zuletzt im Umgang mit letzten Weisheiten, als ihm zuträglich verstanden zu haben.« Thomas Steinfeld Süddeutsche Zeitung 20151008
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