Um 1911 kam es zu einem fundamentalen Umbruch in Zusammensetzung und Struktur des Kinoprogramms, das fortan nicht mehr aus einem bunten Kurzfilm-Potpourri, sondern aus ein bis zwei Langfilmen fiktionalen Inhalts mit einer Länge von rund eineinhalb Stunden bestand.Andrea Haller widmet sich diesem Strukturwandel im deutschen Kino zwischen 1906 -1918 und seinem Publikum und macht dabei das weibliche Kinopublikum als einen bedeutenden Katalysator dieser Entwicklung aus.Anhand exemplarischer Lokalstudien zum Kinoprogramm zweier mittelgroßer deutscher Städte legt sie dar, wie das von formaler sowie kultureller Diversität geprägte frühe Kino mit seinen "Nummernprogrammen" von einem verbürgerlichten, institutionalisierten deutschen Kino abgelöst wurde. Ergänzend wird eine auf historischen Quellen beruhende Untersuchung der Struktur und Wahrnehmung des weiblichen Publikums und der Programm- und Aufführungsmodalitäten in der Zeit ab 1906 vorgestellt. Das Buch wird mit Überlegungen zum weiblichen Kinopublikum und zur Veränderung des Rezeptionsverhaltens im bzw. während des Ersten Weltkriegs abgeschlossen.Die reichhaltig bebilderte Studie analysiert neben Quellen aus der Filmfachpresse auch bis dato nicht genutzte Quellen zum Kinobesuch aus frühen Publikums- und Modezeitschriften und nimmt die weit verbreiteten Werbeanzeigen der Kinos aus der lokalen Tagespresse als Basis ihrer Programmanalysen.