Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs ergaben sich in den ost- und mitteleuropäischen Ländern neue erinnerungskulturelle Dimensionen. Diese bieten vielfältige Forschungsmöglichkeiten für die junge Wissenschaft der Anthropologie des Gedächtnisses (Memory Studies). Auch in der ehemaligen DDR lassen sich unterschiedliche postdiktatorische Erinnerungskulturen finden, die an bestimmten Orten und Gelegenheiten ausgetragen werden. Eine von ihnen wurde von der Autorin aufgegriffen: Ihre Arbeit beschäftigt sich mit ehemaligen Inhaftierten des Stasi- Gefängnisses Berlin Hohenschönhausen, die heute als Besucherreferenten durch die Gedenkstätte führen. Die Autorin untersucht dieses ungewöhnliche Zeitzeugenkonzept im Umgang mit deutsch- deutscher Geschichte und analysiert die Kommunikations- und Interaktionssituation Führung . Sie versteht HSH als einen spezifischen Gedächtnisort, an dem sich die Erinnerung der Zeitzeugen verräumlicht. Die verschiedenen Ebenen der individuellen sowie gesellschaftlichen Erinnerungsarbeit werden theorisiert, um der Anthropologie des Gedächtnisses an diesem exemplarischen Ort ein Stück näher zu kommen.