Frühjahr 2008: Im niederösterreichischen Amstetten wird der Fall um Josef F. bekannt, der seine Tochter 24 Jahre in einen Keller sperrte und während dieser Zeit mit ihr sieben Kinder zeugte. Nicht nur die nationale Medienlandschaft wurde erschüttert, das internationale Interesse an den Ereignissen nahm ein ungeahntes Ausmaß an: Sowohl Boulevard als auch Qualitätsmedien weltweit berichteten intensiv und teilweise sehr unreflektiert die Diskussion, wie man moralisch einwandfrei berichten hätte sollen, folgte erst im Anschluss. Für qualitativ hochwertigen Journalismus ist der Diskurs über Medienethik unumgänglich, trotzdem erfolgt er nicht kontinuierlich. Debatten über das korrekte Sichverhalten erfolgen meist erst, wenn medienethische Fehlleistungen bereits passiert sind. Vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit moralischen Ansprüchen im österreichischen Printjournalismus. Der theoretische Rahmen spannt den Bogen von verschiedenen Funktionen von Medienethik über die Frage nach Verantwortung und Konstruktion von Medieninhalten bis hin zu Möglichkeiten der Kontrolle und Selbstkontrolle, um ethische Fehlleistungen zu minimieren oder im besten Falle ganz zu verhindern.