Moralische Revolutionen verändern nicht bloß unser Denken und Fühlen, sondern vor allem unser Verhalten auf grundstürzende Weise. Wie es dazu kommt, hat noch kein Philosoph untersucht. Kwame Anthony Appiahs fesselnde und elegant geschriebene Studie - eine wahre Pioniertat - gelangt zu einem überraschenden Ergebnis, das auch die Natur des Menschen als eines moralischen Wesens insgesamt neu definiert. Denn moralische Revolutionen entstehen nicht durch neue Einsichten. Die Argumente gegen die Sklaverei, gegen das Duell und andere unmoralische Praktiken waren schon lange in der Welt, bevor sich…mehr
Moralische Revolutionen verändern nicht bloß unser Denken und Fühlen, sondern vor allem unser Verhalten auf grundstürzende Weise. Wie es dazu kommt, hat noch kein Philosoph untersucht. Kwame Anthony Appiahs fesselnde und elegant geschriebene Studie - eine wahre Pioniertat - gelangt zu einem überraschenden Ergebnis, das auch die Natur des Menschen als eines moralischen Wesens insgesamt neu definiert. Denn moralische Revolutionen entstehen nicht durch neue Einsichten. Die Argumente gegen die Sklaverei, gegen das Duell und andere unmoralische Praktiken waren schon lange in der Welt, bevor sich die Gesellschaft zu Veränderungen entschloss. Der wirkliche Motor dabei war hingegen stets das Bedürfnis nach Respekt und Anerkennung, das menschliche Gefühl für Ehre und Anstand. Einmal erwacht, lässt es nicht mehr zu, andere Menschen unwürdig und unmoralisch zu behandeln. Appiah weist damit der Ehre, die schon seit langem historisch und philosophisch diskreditiert schien, einen neuen Platz in der Ethik zu. Sie kann, so Appiah, den Menschen auf moralische Abwege führen, wo er sogar in ihrem Namen tötet. Sie ist es aber auch, die ihn dazu bringt, nicht nur richtig zu denken, sondern auch gut zu handeln.
Originaltitel: The Honor Code. How Moral Revolutions Happen
Seitenzahl: 270
Erscheinungstermin: 16. Februar 2011
Deutsch
Abmessung: 222mm x 149mm x 24mm
Gewicht: 464g
ISBN-13: 9783406614880
ISBN-10: 3406614884
Artikelnr.: 32002867
Autorenporträt
Kwame Anthony Appiah, geboren in London und aufgewachsen in Ghana, kehrte nach England zurück, als sein Vater vom Regime Nkrumah verhaftet wurde. Er studierte in Cambridge und bekleidet heute nach Professuren in Yale, Cornell, Duke und Harvard einen Lehrstuhl für Philosophie in Princeton. Er hat zahlreiche Ehrendoktortitel erhalten und ist seit 2009 Direktor des Amerikanischen PEN Zentrums. Die Zeitschrift "Le Nouvel Observateur" zählt ihn zu den 25 wichtigsten Denkern unserer Zeit.
Inhaltsangabe
Vorwort
Vorwort
ERSTES KAPITEL
Das Aussterben des Duells
Eine unangenehme Begegnung - KonstitutionelleHerausforderungen - Was dachte er sich dabei? - Formen von Respekt -Ehrenwelten - Veränderungen im Ehrenkodex - Traditionelle Einwände - DieAufklärungsdebatte - Die Nachwehen - Was versetzte dem Duell den Todesstoß? -Die letzten Duelle
ZWEITES KAPITEL
Die Befreiung der chinesischen Frauenfüße
Eine Denkschrift an den Thron - Ehre und Identität - DieAnfänge des Goldenen Lotus - Die Ausbreitung des Brauchs - DieSchmerzhaftigkeit des Füßebindens - Die letzten Tage des Reiches - Die Reaktionder Gelehrten - Ehrenwelten - Der Boxeraufstand und seine Nachwirkungen - DieStellung der Ehre - Gemeinsam handeln - Die große Befreiung der Füße
DRITTES KAPITEL
Die Abschaffung der atlantischen Sklaverei
Die Ehre der Nationen - Britische Ehre und Sklavenhandel -Moral reicht nicht aus - Freiheit: Großbritannien gegen Amerika - Die Ehre desWilliam Wilberforce - Appelle an die niederen Klassen - Eine neue Arbeiterklasse- Demokratie und Ehre - Die Würde der Arbeit
VIERTES KAPITEL
Kriege gegen Frauen
Verführt und verlassen - Mörderische Familien - Leben undTod der Samia Sarwar - Der Weg der Paschtunen - Das pakistanische Recht -Lebensfragen - Veränderung der Grundlagen der Ehre - Ehre als Problem und alsLösung
FÜNFTES KAPITEL
Lehren und Vermächtnisse
Ehre: Grundlagen - Ein Blick zurück - Die moralischeHerausforderung - Das Problem der Hierarchie - Blutdurst - Wertschätzung undBerufsethos - Ehrenwerte Missionen
Eine unangenehme Begegnung - KonstitutionelleHerausforderungen - Was dachte er sich dabei? - Formen von Respekt -Ehrenwelten - Veränderungen im Ehrenkodex - Traditionelle Einwände - DieAufklärungsdebatte - Die Nachwehen - Was versetzte dem Duell den Todesstoß? -Die letzten Duelle
ZWEITES KAPITEL
Die Befreiung der chinesischen Frauenfüße
Eine Denkschrift an den Thron - Ehre und Identität - DieAnfänge des Goldenen Lotus - Die Ausbreitung des Brauchs - DieSchmerzhaftigkeit des Füßebindens - Die letzten Tage des Reiches - Die Reaktionder Gelehrten - Ehrenwelten - Der Boxeraufstand und seine Nachwirkungen - DieStellung der Ehre - Gemeinsam handeln - Die große Befreiung der Füße
DRITTES KAPITEL
Die Abschaffung der atlantischen Sklaverei
Die Ehre der Nationen - Britische Ehre und Sklavenhandel -Moral reicht nicht aus - Freiheit: Großbritannien gegen Amerika - Die Ehre desWilliam Wilberforce - Appelle an die niederen Klassen - Eine neue Arbeiterklasse- Demokratie und Ehre - Die Würde der Arbeit
VIERTES KAPITEL
Kriege gegen Frauen
Verführt und verlassen - Mörderische Familien - Leben undTod der Samia Sarwar - Der Weg der Paschtunen - Das pakistanische Recht -Lebensfragen - Veränderung der Grundlagen der Ehre - Ehre als Problem und alsLösung
FÜNFTES KAPITEL
Lehren und Vermächtnisse
Ehre: Grundlagen - Ein Blick zurück - Die moralischeHerausforderung - Das Problem der Hierarchie - Blutdurst - Wertschätzung undBerufsethos - Ehrenwerte Missionen
Quellen und Dank
Anmerkungen
Register
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Sehr angetan ist Rezensentin Elisabeth von Thadden von der Eleganz, der Weltläufigkeit und der Philanthropie dieses Philosophen, das macht sie in ihrer Besprechung des Buches sehr deutlich. Von Kwame Appiahs Argumenten ist sie dagegen nicht so überzeugt. Ohne Ehrgefühl geht es nicht, sagt Appiah, Appelle an die Vernunft oder die Würde reichten nicht aus, um große moralische Revolutionen in Gang zu setzen. Thadden findet die These nicht uninteressant, allerdings sieht sie sie nicht belegt. Welche Rolle die Ehre spielt, wird ihr selbst bei den von Appiah angeführten Beispielen - Abschaffung der Duelle, der Sklaverei, des Füßebindens in China - nicht klar. Überhaupt seien seine Begriffe recht schwammig, inwieweit sich die Ehre von der Würde unterscheidet, sagt Appiah nicht, und auch nicht, wie er zu der ihr eigenen illegitimen Gewalt steht. Seltsam findet die Rezensentin auch, dass Appiah die einschlägigen Standardwerke von Axel Honneth oder Ute Frevert nicht kennt. Trotzdem hat sie die Lektüre genossen, denn sie lernte einiges über das gebaren britischer Gentlemen oder die erotische Ökonomie im China um die Jahrhundertwende.