Richtig oder falsch? Dies ist eine Fragestellung, die Linda - für andere ist sie auch Maddy oder Madeleine - seit ihrer frühesten Kindheit begleitet. Mit ihren Eltern lebt sie, die zum Zeitpunkt der zentralen Handlung - es gibt sowohl Rück- als auch Vorgriffe - ein 14/15jähriger Teenager ist, in der
Einsamkeit der Wälder von Minnesota an einem idyllischen See. Mit einer Gruppe von Aussteigern vor…mehrRichtig oder falsch? Dies ist eine Fragestellung, die Linda - für andere ist sie auch Maddy oder Madeleine - seit ihrer frühesten Kindheit begleitet. Mit ihren Eltern lebt sie, die zum Zeitpunkt der zentralen Handlung - es gibt sowohl Rück- als auch Vorgriffe - ein 14/15jähriger Teenager ist, in der Einsamkeit der Wälder von Minnesota an einem idyllischen See. Mit einer Gruppe von Aussteigern vor vielen Jahren - Linda kann sich nicht mehr an eine andere Zeit erinnern - hergekommen, sind sie nach dem Zerbrechen der Gemeinschaft mit ihrer Tochter übriggeblieben und halten sich mehr schlecht als recht über Wasser.
Linda jedenfalls bleibt oft genug hungrig und eine richtige Ansprache hat sie auch nicht. Zur Schule hat sie einen ewig weiten Weg zu gehen - wozu eigentlich, wenn sie dort immer nur als Außenseiterin verhöhnt und verspottet wird. Sie fühlt sich ihrer Mitschülerin Lily, die ein ähnliches Schicksal hat, verbunden, aber diese hat ganz andere Probleme - ihr wird eine Liasion mit einem Lehrer unterstellt und tatsächlich verlässt sie hochschwanger nicht nur die Schule, sondern die Gegend insgesamt.
So ist Lily begeistert, als sich die Bewohner eines anderen Hauses an "ihrem" See im Wald für länger dort einrichten und sie sie kennenlernt. Patra Gardner, eine junge Mutter, verbringt dort die meiste Zeit allein mit ihrem Sohn Paul, einem Kleinkind, den Linda bald babysitten darf. Nicht nur deswegen verbringt sie bald viel Zeit mit der Familie. Bis Leo, der Vater aufkreuzt und sie ausgeschlossen wird. Doch dann wird sie zu einem Ausflug eingeladen und alles wird anders...
Ein Roman, der einerseits eine Coming-of-Age Thematik beinhaltet, andererseits jedoch auch soziale Mißstände anprangert und zwar solche, die unter gewissen Deckmänteln stattfinden. Linda jedenfalls muss bald erkennen, dass nicht nur ihr Verhalten im Umgang mit den Gardners von manchen als falsch betrachtet wird, nein, auch ihre eigene Familie muss sich immer wieder mit kritischen Bewertungen auseinandersetzen. Richtig oder falsch, schuldig oder nicht - diese "großen" Fragestellungen tauchen im Handlungsverlauf nicht nur einmal auf und Linda erfährt, dass vieles nicht ist, wie es war - auch wenn das eigene Urteil, eine klare Meinung zu gewissen Vorgängen bereits lange feststand. Seinen Platz im Leben und die eigene Meinung zu den Werten des menschlichen Daseins zu finden - sich also auf sich selbst verlassen zu können: das ist aus meiner Sicht die maßgebende Botschaft des Romans, gepaart mit der Erkenntnis, dass es dafür gegebenfalls kaum Unterstützung von außen gibt.
Ein Buch, dessen Lektüre Kraft und Durchhaltevermögen erfordert, wie das Leben selbst es manchmal tut. Ich fühlte mich beim Lesen manchmal an Woodrells "Winters Knochen" erinnert, in der Hinsicht, dass es um Jugendliche in den USA geht, die schon in ihren jungen Jahren vor ganz schöne Herausforderungen gestellt werden - nur, um zu überleben.