Im letzten Kapitel seines neuen, monumentalen Romans berichtet Amos Oz vom Selbstmord von Fania Klausner, seiner Mutter, im Januar des Jahres 1952. Er ist zu diesem Zeitpunkt zwölf Jahre alt. Die möglichen Gründe für diesen Akt der Verzweiflung sucht Amos Oz, der Erzähler, aufzuhellen durch eine Vergegenwärtigung der Geschichte seiner Familie, die sich zu einem Panorama des Lebens osteuropäischer Juden, der Situation der Einwanderer in Palästina und in einem immer gefährdeten Staat ausweitet.
Der Roman setzt ein im Jerusalem der vierziger Jahre, dem Fluchtpunkt all jener, denen es gelungen ist, den Pogromen und den Nationalsozialisten zu entkommen, und die entschlossen sind, sich nie wieder demütigen zu lassen. Ihre Geschichte, die alle menschlichen und politischen Triebkräfte zwischen Liebe und Finsternis geprägt haben, stellt Amos Oz mal traurig, mal ironisch, mal heiter, mal bitter vor Augen. Anhand von eigenen Erinnerungen, von Berichten von Verwandten und Bekannten präsentier
Der Roman setzt ein im Jerusalem der vierziger Jahre, dem Fluchtpunkt all jener, denen es gelungen ist, den Pogromen und den Nationalsozialisten zu entkommen, und die entschlossen sind, sich nie wieder demütigen zu lassen. Ihre Geschichte, die alle menschlichen und politischen Triebkräfte zwischen Liebe und Finsternis geprägt haben, stellt Amos Oz mal traurig, mal ironisch, mal heiter, mal bitter vor Augen. Anhand von eigenen Erinnerungen, von Berichten von Verwandten und Bekannten präsentier
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
In den höchsten Tönen schwärmt Rezensent Karl-Markus Gauß von diesem Roman. Der Roman, über dessen Reichtum an "Themen, Motiven, Stoffen" der Rezensent nur staunen kann, ist das "persönlichste Buch" des israelischen Autors, der darin von seiner Kindheit, der tragischen Ehe seiner Eltern und vom Selbstmord seiner Mutter schreibt, teilt Gauß mit. Dazu ist es aber auch noch ein "Stadtroman" von Jerusalem, dessen Wohnviertel in größter "atmosphärischer" Dichte evoziert werden, wie auch eine Geschichte der Einwanderer und des Landes, so der Rezensent weiter. Weil die Darstellungen so "pointenreich, spannend und immer wieder auch witzig" sind, bemerkt der Leser gar nicht, dass er dabei an einem "Grundkurs in mitteleuropäischer und hebräischer Geschichte" teilnimmt, preist der begeisterte Rezensent. Allerdings spricht Gauß auch eine Warnung aus: Wer die Lektüre von über 700 Seiten aufnimmt, wird den Roman so bald nicht aus der Hand legen können. Da hilft nur "krank melden oder nächtens lesen", rät Gauß, der dieses Buch ohne jede Einschränkung empfiehlt.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2004Große Würfe
ZU DEN SCHÖNSTEN Entdeckungen jedes Lesers gehören Bücher, von denen er sich viel verspricht, die aber seine Erwartungen noch übertrumpfen. Die Ungarin Terézia Mora, Bachmann-Preisträgerin des Jahres 1999, veröffentlichte mit "Alle Tage" ihren ersten Roman. Mit Abel Nema erschafft sie einen Fremdling, dem so schöne wie schreckliche Dinge zustoßen, ohne daß er sich dadurch zu verändern scheint - doch die Lektüre verändert den Leser. Die Bühne der Weltliteratur betrat auch José Manuel Prieto, ein gebürtiger Kubaner russischen Gemüts, der in "Liwadija" mit den unergründlichen Wegen der Post jene des Gefühls besingt. Die Suche des Helden nach einer vollkommenen Sprache der Liebe gerät zu einem betörenden literarhistorischen Puzzle.
Selbst von dem bekanntesten israelischen Schriftsteller darf man eigentlich keine Meisterwerke am laufenden Band erwarten. Amos Oz' Schilderung jedoch, wie er als Junge die Geburt des Staates Israel, die Traumata seiner Familie und die Ehe seiner Eltern als "Geschichte von Liebe und Finsternis" erlebte, ist nicht nur eines der klügsten Bücher, die je über Israel geschrieben wurden, sondern auch der bewegendste Roman dieses Jahres.
fvl
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
ZU DEN SCHÖNSTEN Entdeckungen jedes Lesers gehören Bücher, von denen er sich viel verspricht, die aber seine Erwartungen noch übertrumpfen. Die Ungarin Terézia Mora, Bachmann-Preisträgerin des Jahres 1999, veröffentlichte mit "Alle Tage" ihren ersten Roman. Mit Abel Nema erschafft sie einen Fremdling, dem so schöne wie schreckliche Dinge zustoßen, ohne daß er sich dadurch zu verändern scheint - doch die Lektüre verändert den Leser. Die Bühne der Weltliteratur betrat auch José Manuel Prieto, ein gebürtiger Kubaner russischen Gemüts, der in "Liwadija" mit den unergründlichen Wegen der Post jene des Gefühls besingt. Die Suche des Helden nach einer vollkommenen Sprache der Liebe gerät zu einem betörenden literarhistorischen Puzzle.
Selbst von dem bekanntesten israelischen Schriftsteller darf man eigentlich keine Meisterwerke am laufenden Band erwarten. Amos Oz' Schilderung jedoch, wie er als Junge die Geburt des Staates Israel, die Traumata seiner Familie und die Ehe seiner Eltern als "Geschichte von Liebe und Finsternis" erlebte, ist nicht nur eines der klügsten Bücher, die je über Israel geschrieben wurden, sondern auch der bewegendste Roman dieses Jahres.
fvl
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»... Oz ist ein so virtuoser wie kurzweiliger Erzähler.« Frank Heer NZZ am Sonntag 20241124
"Nicht nur eines der klügsten Bücher, die je über Israel geschrieben wurden, sondern auch der bewegendste Roman des Jahres."