Das Buch sei hervorgegangen aus der Zusammenarbeit von Philosophie und Medizin. Das sich der Forschung dabei zeigende Tiefenphänomen – Gier – gehöre naturgeschichtlich dem Wesen des Menschen zu. Dieser zeichne sic „tiefenpathologisch“ dadurch aus, dass er wolle, was er nicht könne. Nachdem der Autor
seine umfassende Zeitdiagnostik aus allen Bereichen des Lebens im Stil von Heideggers Analyse des…mehrDas Buch sei hervorgegangen aus der Zusammenarbeit von Philosophie und Medizin. Das sich der Forschung dabei zeigende Tiefenphänomen – Gier – gehöre naturgeschichtlich dem Wesen des Menschen zu. Dieser zeichne sic „tiefenpathologisch“ dadurch aus, dass er wolle, was er nicht könne. Nachdem der Autor seine umfassende Zeitdiagnostik aus allen Bereichen des Lebens im Stil von Heideggers Analyse des uneigentlichen Daseins zusammengetragen und ausgebreitet hat, stellt sich die Frage, was angesichts dieser Verfassung der Welt und der Wesensverfassung des Menschen zu tun sei. Eigentlich heilbar hält Sánchez den Menschen nicht, zumal auch die Reformbewegungen von der Gier befallen und zum Scheitern verurteilt sind. Zu diesen zählt er neben den christlichen Orden , dem Buddhismus und dem Projekt „Weltethos“ des Theologen Hans Küng auch sich selbst. Projekte berauschen in der Idee. Die Wirklichkeit ernüchtert. Es fehlen die Menschen, die fähig und bereit sind, sie entsprechend umzusetzen. Vernunft ist nur ein schöner Traum. Hoffnung bestehe einzig darin, dass der Mensch seine wesentliche Verfassung – zu wollen, was er nicht kann – erkenne und akzeptiere und damit wenigstens an diesem wesentlichen Unvermögen nicht mehr leide. Bestimmend bleibt das Tiefenphänomen der Zeitlichkeit des Lebens, das sich in immer gleicher Wiese vollzieht. Aufgang und Durchbruch folgen Reife, Alter, Tod und Untergang oder Übergang. Der Mensch solle sich daher im Vorläufigen einrichten, auf Zeit. Er soll mehrere Berufe lernen, damit er immer wieder wechseln kann. Ehen sollen nur noch auf Zeit geschlossen werden, mit der Option der Verlängerung. Auch Führungspositionen sollen längstens zwei Jahre vergeben werden, danach sieht man weiter.
All das ist allerdings nicht neu. Man konnte das bei Sánchez schon vor dreißig Jahren lesen. Neu ist allerdings die Überzeugung, dass auch die Demokratie eine „fehlgeborene Idee“ sei. An dieser Stelle merkt der Leser auf. Zur Demokratie zählen auch freie Presse, Enzyklopädien und Internetportale, die Wissen für alle bereit stellen. Bloße, weil mühelos erworbene Information, befindet Sánchez, die den Anschein weckt, die Menschen vermögen das Schwierige und Komplexe in gleicher Weise. In besonderer Weise gilt dies für Wikipedia, wo jeder sich jeden Anschein geben und beliebig „mitmischen“ kann. Verfallserscheinungen der „Oberfläche“, die gleichfalls von der Gier geprägt sind. Auch Philosophen vermögen nicht, was sie wollen und lehren, doziert er am Beispiel Heideggers, von dem er – mit Heinrich Rombach - Wesentliches gelernt hat. Doch geht es bei alledem wirklich um „die Menschheit“? Oder doch um den Menschen Sánchez geht, der nicht konnte und kann, was er „eigentlich“ wollte und will. Transpersonale Psychologie, Kundalini-Yoga, Zen und tantrischer Buddhismus z.B. kennen erprobte Mittel und Wege der Diagnose und Therapie, die nicht in die Resignation, das sich Abfinden, die Anpassung und die Mittelmäßigkeit führen, sondern ins Offene, Freie einer im Durchbruch in die Transzendenz gegründeten bodenständigen hilfreichen Existenz. Sánchez und mit ihm die neue, gerade erst im Aufgang begriffene Idee einer „Tiefenpathologie“ tragen zur Lösung der Probleme des Menschen und unserer Zeit wohl eher nicht bei.