Das Phänomen »Sünde« durchzieht die Geschichte der Menschheit seit ihren Anfängen. Während dieser Geschichte sind Akzente und Verschiebungen im Verständnis, was Sünde eigentlich bedeutet, offenkundig. Diese stehen in Relation zum vorherrschenden Weltbild, zur Auffassung vom Menschen und seiner Konditionalität. Besondere Aufmerksamkeit erfordern die einzelnen Paradigmenwechsel im Sündenverständnis. Im Alten Testament begegnet der Übergang von einem hebräischen Verständnis der Verfehlung im Sinne einer physischen Last hin zu einem vom aramäischen Denken geprägten Verständnis der Sünde als Schuld. Die neutestamentlichen Schriften integrieren das Sündenverständnis in ihre je eigenen Entwürfe zur Christus-Verkündigung. Von besonderer Bedeutung ist seit dem 19./20. Jhd. der Paradigmenwechsel hin zu einem vom Personsein her geprägten Verständnis von der Sünde.Dieses Buch zeichnet die Auffassungen davon, was Sünde bedeutet, entlang der geistesgeschichtlichen Phasen nach und stellt Entwicklungslinien dar. Der Fokus liegt auf den Entwicklungen innerhalb des christlichen Verständnisses einschließlich der alttestamentlichen Wurzeln sowie auf dem Wandel, in welchem Horizont Sünde entlang der einzelnen Epochen verstanden wird. Auf diese Weise werden verschiedene Perspektiven auf jenes Phänomen beleuchtet, das der menschlichen Erfahrung von Sünde entspricht. Abschließend skizziert ein zusammenfassender Entwurf die Konturen, worin Sünde eigentlich besteht.