Damals in Siam unterschied sich Changs und Engs Dasein kaum von dem ihrer sieben Geschwister; sie spielten am Fluss Meklong und lauschten den Geschichten ihrer Mutter. Dass die beiden Brüder seitlich an der Brust zusammengewachsen waren, beeinflusste ihr Leben zuerst nicht. Doch mit dreizehn wurden die Zwillinge von dem britischen Kaufmann und Opiumschmuggler Robert Hunter entdeckt, und eine wahre Odyssee beginnt: Von Boston bis Brüssel, am Hofe von König George IV., bei König Louis Philippe, in Varietes und Zirkusarenen werden sie vorgeführt, bestaunt und verspottet. Diese kleine fleischige Brücke zwischen ihren Körpern entmenschlicht sie vollkommen in den Augen ihrer neugierigen Betrachter. Erst die schöne Sophia sieht in den Männern nicht nur ein geldbringendes Kuriosum; sie schließen Freundschaft, und bei Tee und feinem Gebäck werfen die Brüder einen Blick auf das gesellschaftliche Leben, das ihnen sonst verschlossen bleibt. Doch lange währt diese ersehnte Normalität nicht: Eng bemerkt, dass Sophia sich zu Chang mehr hingezogen fühlt, und er spürt dessen Sehnsucht, mit der jungen Frau alleine zu sein. Zum ersten Mal empfindet Eng Eifersucht und Neid auf seinen Bruder, und Chang leidet unter den engen Grenzen seiner Freiheit. Zwischen ihnen entflammt ein heftiger Streit, der ein Leben lang schwelen wird.