Wie ist es zu erklären, dass zwischen den Romanisten Victor Klemperer und Werner Krauss in der DDR in den 1950er Jahren eine heftige Auseinandersetzung begann? Wie kam es, dass diese Wissenschaftler, die beide im Faschismus gelitten hatten - der eine als Jude verfolgt, der andere als Antifaschist in der Todeszelle -, sich so heftig stritten, dass die Staatsorgane eingriffen? Mehr als psychische Faktoren spielten dabei ihre Leiden in der NS-Zeit eine Rolle: Beide mussten 1945 ihr Leben mit dieser Last fortführen. Klemperer setzte auf verstärkte Produktivität. Krauss sah in seiner unorthodox marxistisch orientierten Arbeit eine Form der politischen Tätigkeit. Diese unterschiedlichen Lebensentwürfe führten zum Konflikt, an dem sich wieder einmal erweist, wie nachhaltig der Faschismus Biographien prägen und (zer-)stören konnte.
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