Félicité, Flauberts normannisches Dienstmädchen von bestürzender Einfalt, hält die Leser seit Generationen in Atem: Moderne Heilige oder Frustrierte im Papageienfieber? - In ihrer Lektüre vom "Einfachen Herzen" verschränkt Barbara Vinken Flauberts Aneignung des Maria-Topos der Dienstmädchenliteratur mit der Analyse des Vogelreigens in der Malerei des 19. Jahrhunderts. Mit der Ersetzung der Taube, dem Symbol des geistigen Gottesboten, durch den Papageien, dem erotischen Liebesvogel par excellence, wird aus dem Versprechen der göttlichen Botschaft die geistlose mechanische Nachahmung menschlicher Rede. Das "Einfache Herz" wird so als verkehrter Bildungsroman lesbar, in dem Félicité als Nullpunkt moderner Subjektivität zugleich zum Paradigma des Zustands der Sprache in der Moderne wird - eines Zustands, in dem das Wort, aller zeugenden Kraft beraubt, nur noch toter Buchstabe ist.