Die Deutsche Verlags-Anstalt hat dankenswerterweise ihre erfolgreiche Reihe mit Romanen und Short Storys des US-amerikanischen Schriftstellers Richard Yates (1926-1992) mit dem neuen Band „Eine letzte Liebschaft“ fortgesetzt. Er versammelt neun Short Storys des Meisters dieses literarischen
Genres.
In der Auftaktgeschichte „Der Kanal“ werden auf einer Party Kriegserinnerungen ausgetauscht, die…mehrDie Deutsche Verlags-Anstalt hat dankenswerterweise ihre erfolgreiche Reihe mit Romanen und Short Storys des US-amerikanischen Schriftstellers Richard Yates (1926-1992) mit dem neuen Band „Eine letzte Liebschaft“ fortgesetzt. Er versammelt neun Short Storys des Meisters dieses literarischen Genres.
In der Auftaktgeschichte „Der Kanal“ werden auf einer Party Kriegserinnerungen ausgetauscht, die schon sieben Jahre zurückliegen. Wichtigtuerei und Angeberei eines dekorierten Offiziers bestimmen den Abend, der schließlich in den Satz gipfelt „Halt den Mund. Halt bitte einfach den Mund“. Die nur sechs Seiten lange Kurzgeschichte „Glocken am Morgen“ schildert ebenfalls Kriegserlebnisse, in der zwei Soldaten in einem Schützengraben ausharren. Es sind die letzten Kriegstage im April 1945, als plötzlich Kirchenglocken über dem Schlachtfeld zu hören sind. In diesen beiden Geschichten hat der Autor sicher persönliche Erfahrungen verarbeitet.
Zwei Kurzgeschichten spielen auf der Tuberkulose-Station eines Krankenhauses. Während in „Eine Krankenhausromanze“ zwei Männer unterschiedlichen Alters und Charakters aufeinandertreffen, schwelgen in „Diebe“ drei Patienten in ihren jugendlichen Erinnerungen. Ein drittes Thema dieser Short Storys ist das Thema „Ehekrise“. In „Abend an der Cote d’Azur“ ist es ein Ehemann, der seine Familie verlässt, in „Der Rechnungsprüfer und der wilde Wind“ ist es dagegen die Ehefrau, die sich aus dem Staub macht, obwohl sich ihr Gatte ständig um sie bemüht hat.
Richard Yates schildert in seinen Short Storys Alltagssituationen seiner Protagonisten und entlarvt dabei die bürgerliche Scheinwelt und den „american dream“. Neben dem präzisen Erzählstil leben diese Geschichten vor allem von dem Wechselspiel von persönlicher Erwartung und Selbstüberschätzung sowie Desillusionierung. Der Autor entpuppt sich dabei als schonungsloser, aber auch selbstkritischer Gesellschafts- und Menschenkenner.