Noch bevor ich mit dem Lesen begann, hielt ich mir selbst die Daumen, dass es nicht zu schnulzig oder anrührig wird. Mich hat bei der Inhaltsangabe besonders die Zeit interessiert. Eine junge Frau "fällt" in das Jahr 1938 zurück und erlebt bewußt die ersten Jahre der Diktatur. Es klang spannend und
vielversprechend. Und jetzt nach dem Lesen kann ich sagen, dass es schon streckenweise etwas…mehrNoch bevor ich mit dem Lesen begann, hielt ich mir selbst die Daumen, dass es nicht zu schnulzig oder anrührig wird. Mich hat bei der Inhaltsangabe besonders die Zeit interessiert. Eine junge Frau "fällt" in das Jahr 1938 zurück und erlebt bewußt die ersten Jahre der Diktatur. Es klang spannend und vielversprechend. Und jetzt nach dem Lesen kann ich sagen, dass es schon streckenweise etwas schnulzig und rührig war, aber es machte auch Spaß sich mit Lea in den engen Verschlag zu quetschen und in die alte Zeit einzutauchen.
Viele Dinge, die für uns alltäglich sind (z.B. Dampfbügeleisen, Waschmaschine, Mikrowelle), fehlten in dem Haushalt von Daniel, Maxi und Mirjam. Es wird noch so vieles mit der Hand gemacht und bedeutete demnach unheimlich viel Arbeit. Auch die Rollenverteilung ist noch eine andere. Lea muss sich anpassen, wenn sie in das Jahr 1938 reist. Sie muss aufpassen, was sie sagt und tut, wem sie etwas anvertraut. Und dann geschieht es...sie verliebt sich in einen Mann, der 1938 schon in Lebensgefahr schwebt.
Sabine Neuffer packt viele Fakten aus der NS-Zeit in diese Geschichte und gelegentlich hatte man das Gefühl ein Geschichtsbuch zu lesen. Interessant, aber nicht unbekannt, waren die Gedankeneinschübe von Lea trotzdem. Es wird einem bewußt, wie lange die Juden auf das Gute in Deutschland und ihre Politik hofften. Das Hitler immer noch gestoppt werden kann und nur eine kleiner "Fehltritt" der deutschen Politik sein wird. Und wie schwer es für sie wird, wenn sich die Schlinge auf einmal zu zieht und die Angst Oberhand gewinnt.
Lea hat das Glück zwischen den Zeiten hin und her zu reisen und wird aber dabei fast selber zerrissen von ihren Gefühlen, der Trauer und der Angst um diese Familie, mit der sie sich so verbunden fühlt. Ihr guter Freund Carl steht ihr mit Erfahrung und Weisheit bei.
Das Buch liest sich wunderbar. Die Seiten blättern sich wie von alleine um und man kann kaum aus der Geschichte auftauchen, denn man möchte wissen, wie es weitergeht. Schafft es die Familie noch rechtzeitig zu emigrieren? Welche Verbindung gibt es zwischen Lea und dem SS-Mann? Trägt ihre Familie die Schuld am Schicksal von Maxi, Mirjam und Daniel? Darf sie überhaupt in das Schicksal eingreifen?
Man ahnt das Ende und trotzdem bleibt es spannend, da Sabine Neuffer immer wieder kleine Stolpersteine einbaut. Zwischendurch wird es etwas rührig, aber insgesamt passt es ganz gut in die Geschichte. Ich hätte mir gewünscht, dass Carl noch etwas mehr Bedeutung bekommt, da er aus meiner Sicht eine spannende Rolle in dieser Geschichte einnimmt.
Insgesamt eine schöne Familiengeschichte, die sich zwischen den Zeiten abspielt und ein Band zwischen zwei Familien knüpft, was der Leser vielleicht so nicht erwartet hätte.