Produktdetails
  • Verlag: Societäts-Verlag
  • Seitenzahl: 232
  • Deutsch
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 371g
  • ISBN-13: 9783797308108
  • ISBN-10: 3797308108
  • Artikelnr.: 10740776
  • Herstellerkennzeichnung
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.07.2002

Liebesleid in Bad Homburg

Es sind für Almuth Link die scheinbar nebensächlichen Momente des Lebens, die ihr die Inspiration auch für umfangreiche Bücher geben. Der Ausgangspunkt für ihren im Societäts-Verlag erschienenen Roman "Eine Mondscheinaffaire" war die kurze Begegnung mit einem Bettler in Bad Homburg, einem "Mann mit einem guten und intelligenten Gesicht". Das Gespräch mit dem Wohnsitzlosen hat nicht länger als zwei Minuten gedauert, gleichwohl war der Moment für die 67 Jahre alte Autorin phantasieanregend genug.

Sie nahm den Augenblick als Ausgangspunkt einer mehr als 200 Seiten langen Erzählung. Es ist die Geschichte über eine Bad Homburger Buchhändlerin, deren privates Leben sich nach einer Zufallsbekanntschaft grundlegend ändert: Karla Stern, 42 Jahre alt, wird von Sohn und Tochter an Heiligabend versetzt, weshalb sie kurz entschlossen ins Auto steigt, um zu Freunden in die Berge zu fahren. Auf der Fahrt trifft sie an einer Raststätte auf Waldemar Bartels, der seine literarische Existenz Links kurzer Begegnung mit dem Homburger Bettler zu verdanken hat. Auch Waldemar ist ein Wohnsitzloser mit einem guten und intelligenten Gesicht, der sich überdies als sensible Künstlernatur erweist, den der harte Strom des Lebens aus der bürgerlichen Existenz auf die Straße gespült hat. Die weitere Handlung folgt der romantischen Logik dieser Ausgangskonstellation: Die einsame Frau erlebt mit dem hilfsbedürftigen, gutaussehenden und - frisch geduschten - Mann in den bayerischen Bergen eine leidenschaftliche Nacht, aus der Link das Kind Illka und den Rest ihrer Frauengeschichte hervorgehen läßt, die die Autorin nach zwölf Kapiteln dramatisch, aber ohne klassisches Happy-End beschließt.

"Mondscheinaffaire" ist der elfte Roman von Almuth Link, die im Taunus lebt. Ihre Geschichten und Erzählungen veröffentlichte die ehemalige Deutsch- und Musiklehrerin unter anderem bei Herder und Ullstein, darunter "Meine kleine Arche Noah" und "Die Kreuzdame". Daß der Name Link sich in Buch-Prospekten zumeist auf derselben Seite mit Titeln von Rosamunde Pilcher findet, liegt allerdings nicht an ihr, sondern an Tochter Charlotte Link. Sie gehört zu den erfolgreichsten Autorinnen Deutschlands, die auch mit ihrem jüngsten Roman "Täuschung" wieder auf der aktuellen Bestseller-Liste steht.

Link bietet ihren Leser in "Mondscheinaffaire" eine unterhaltsame, zuweilen etwas klischeehafte Liebesgeschichte, die die Akteure nicht nur in die bayerischen Berge, sondern auch nach Rostock und Oberitalien führt. Angesiedelt ist das Leben ihrer Hauptfigur aber in Bad Homburg. Karla arbeitet als Buchhändlerin bei Hertie, sie entdeckt eine Stellenanzeige in der "Taunuszeitung", sie geht in "Yuen's China-Restaurant" am Kurpark essen und lebt in einer Drei-Zimmer-Wohnung an der Elisabethenstraße. Bad Homburg, läßt Link Karla einmal sagen, sei eine Stadt, "die den Charme einer hübschen Frau mit Silberblick hat". Solche Charakterisierungen, von denen es in "Mondscheinaffaire" ruhig mehr hätte geben dürfen, tragen zum Unterhaltungswert des Buches bei.

RAINER HEIN

Almuth Link, "Eine Mondscheinaffaire", Societäts-Verlag, 240 Seiten, 14,80 Euro

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