Während im Sommer 1944 deutsche Soldaten ungarische Dörfer plündern, stellen sich die Bauern in Kákásd immer noch dieselbe Frage wie vor 700 Jahren: Wie sollen sie leben von dem Lohn, den sie vom Grafen erhalten? Ein Streik könnte alles ändern. Doch in einer Zeit, in der ein Menschenleben billig und Weizen teuer ist, stehen die Chancen auf Erfolg schlecht. Ein junges Liebespaar auf der Flucht und ein Bauer bringen jedoch etwas ins Rollen, und das Leben im Dorf gerät aus den Fugen. Dieser Roman eines der größten ungarischen Romanciers war jahrzehntelang verschollen und erscheint hier zum allerersten Mal.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Lothar Müller freut sich, dass János Székelys Roman aus der kürzlich wiederaufgetauchten, englischen Übersetzung - die ungarische Originalversion ist verschollen - nun auch auf Deutsch vorliegt. Der Roman des jüdisch-ungarischen Exilanten, der vorübergehend auch in Hollywood und Babelsberg als Drehbuchautor erfolgreich war, erzählt vom fiktiven Dorf Kákásd in der ungarischen Provinz während der Besatzung durch die Deutsche Wehrmacht ab 1944. Mit der Dreiecksgeschichte um den Bauern János Garas und ein bei ihm unterkommendes Zigeunerpärchen (der historischen Authentizität wegen habe der Verlag sich für die Beibehaltung des Worts entschieden, so Müller) habe die Geschichte einen melodramatischen Kern, und auch in den Dialogen sieht der Kritiker Székelys Tätigkeit als Drehbuchautor durchscheinen. Allerdings liefere der Autor auch tiefgreifende historische Analysen: Beeindruckend findet Müller hier etwa die Parallelführung von deutschem Antisemitismus und inner-ungarischem Antiziganismus, die Verfestigung patriarchaler Systeme in den "virilen Energien" einzelner Figuren, und vor allem die Verschränkung der Vergangenheit des Dorfes zu Zeiten des Ersten Weltkriegs und des Weißen Terrors mit der Romangegenwart 1944. Ein beeindruckendes historisches und "soziales Relief" dieses Dorfes, vermittelt der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Die 700 Seiten Text verfliegen schnell in diesem Pageturner, der an Gabriel García Márquez denken lässt.« Joachanan Shelliem / NDR Kultur NDR Kultur