Studienarbeit aus dem Jahr 1992 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Technische Universität Darmstadt (Gesellschaft- und Geschichtswissenschaften), Veranstaltung: Realistisches Erzählen im 19. Jahrhundert, Sprache: Deutsch, Abstract: Die sogenannte "Gründerzeit", in die Gerhart Hauptmann (1862-1946) hineingeboren wurde, war bestimmt gewesen durch einen tiefgreifenden Prozess geistiger und zugleich politischer Umwälzungen. Die moderne Wissenschaft, die Entwicklungen der modernen Technik und die durch die Industrialisierung sich ergebenden gesellschaftlichen Veränderungen prägten das Bewusstsein dieser Zeit. Vor diesem Hintergrund wuchs die Generation der Realisten und nachfolgenden Naturalisten heran. Was ihre Erfahrungen betraf, waren sie von den Vorstellungen des Idealismus grundsätzlich verschieden. Man erkannte, dass man in einer neuen Zeit lebte und dass diese neue Zeit ihren eigenen Gesetzen zu folgen hatte. Die Naturwissenschaften lieferten ihnen ein Modell für die Erkenntnis der Wirklichkeit und die Metaphysik als Grundlage geistiger Auseinandersetzung war nicht mehr relevant. Darwin, Haeckel, Marx, Feuerbach und die Psychoanalyse Sigmund Freuds wurden zu den geistigen Vorbildern dieser Künstlergeneration. Auch Gerhart Hauptmann war ein Kind dieser Zeit. Das belegt bereits sein Frühwerk, die novellistische Studie "Bahnwärter Thiel", die in der Zerstörung des idealistischen Bildes vom freien harmonischen Menschen eine andere, realistische Anschauung freilegt, die die Gefährdungen und Abgründe, das Triebhafte im Menschen begreift. Hauptmann war bis dahin noch kaum bekannt gewesen; erst die Uraufführung seines ersten Dramas "Vor Sonnenaufgang" machte ihn 1889 zum Repräsentanten der jungen "naturalistischen" Literaturbewegung. "Bahnwärter Thiel" hingegen bezeichnet eine Schwellensituation in der neueren Geschichte des deutschen Erzählens, bei der die Frage in den Vordergrund rücken soll, inwieweit Hauptmann in seiner "novellistische(n) Studie" den "poetischen Realismus des 19. Jahrhunderts" fortsetzt? Die Novelle entstand im Jahre 1887. Hauptmann hatte sich mit seiner Frau aus Berlin-Moabit zurückgezogen und in einer Villa am Stadtrand eingemietet. Er wollte sich mit schriftstellerischen Versuchen und privaten Studien beschäftigen. Das Vermögen seiner Frau ermöglichte ihm ein unabhängiges Leben. Die Welt seiner Erzählung bezog Hauptmann aus seiner unmittelbaren Umgebung in Erkner. Es ist die Welt "der kleinen Leute", die er bei seinen Spaziergängen kennen gelernt hatte und die Natur des märkischen Kiefernwaldes, die den atmosphärischen Rahmen abgaben. Hauptmann berichtet selbst in der Autobiographie seiner Anfänge:
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