Kein anderes Bild hat das Denken in der Zeit nach dem Mauerfall so eindringlich geprägt wie die Vorstellung von der Wende als Ehe. In zahlreichen Liebesgeschichten und Eheromanen von Autoren aus Ost und West wird Zeitgeschichte über die Metapher der Ehe und das Motiv des Paars seine Bildung wie sein Scheitern reflektiert und modelliert. Dies ermöglicht gleichzeitig ein Nachdenken über die Zukunft der Geschlechter wie auch der Nation, wobei sich die Wiedervereinigung vor allem als »schwierige Ehe« entpuppt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.10.2009Geschlechterkrampf
Metaphern sind Glückssache. Sie können Klarsicht, aber auch Nebel erzeugen. Das deutsch-deutsche Verhältnis als schwierige Ehe zu sehen mag für die kurze Verständigung über Chancen, Risiken und Nebenwirkungen des Vereinigungsprozesses angehen; breitgetreten und vermengt, kommt der sprichwörtliche Quark dabei heraus. Auf den setzen sich dann weitere Metaphern wie Fliegen: das "Geschlecht" der Wende, die "Vergewaltigung" des Ostens, die "Ehekrise" der Zweistaatlichkeit. Alison Lewis ist an der Universität Melbourne leider für "Gender- und DDR-Forschung" zuständig. Offenbar hat ihr der dort wirkende große Germanist Gerhard Schulz nicht vermitteln können, dass die Literatur kein Spiegel ist und folglich Fleißarbeiten wie "Das Motiv des Paars in der Literatur" für die Katz sind. So bombardiert die über ein Waffenarsenal von Luhmann bis Judith Butler verfügende Forscherin Ehe- und Liebesgeschichten von Jurek Becker, Brigitte Burmeister, Monika Maron, Ingo Schramm, Michael Kumpfmüller, Barbara Sichtermann und Karen Duve in ermüdender Wiederholung mit Fragen nach den Folgen der Wende für die Geschlechterzuordnung und die Lage der Liebe wie der Sexualität. Die Literatur wird auf ein Kabinett von West- und Osttypen reduziert. Unfassbar, dass solchen Humbug die Humboldt-Stiftung fördert. (Alison Lewis: "Eine schwierige Ehe". Liebe, Geschlecht und die Geschichte der deutschen Wiedervereinigung im Spiegel der Literatur. Rombach Verlag, Freiburg i.Br./Berlin/Wien 2009. 346 S., br., 48,- [Euro].) fap
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Metaphern sind Glückssache. Sie können Klarsicht, aber auch Nebel erzeugen. Das deutsch-deutsche Verhältnis als schwierige Ehe zu sehen mag für die kurze Verständigung über Chancen, Risiken und Nebenwirkungen des Vereinigungsprozesses angehen; breitgetreten und vermengt, kommt der sprichwörtliche Quark dabei heraus. Auf den setzen sich dann weitere Metaphern wie Fliegen: das "Geschlecht" der Wende, die "Vergewaltigung" des Ostens, die "Ehekrise" der Zweistaatlichkeit. Alison Lewis ist an der Universität Melbourne leider für "Gender- und DDR-Forschung" zuständig. Offenbar hat ihr der dort wirkende große Germanist Gerhard Schulz nicht vermitteln können, dass die Literatur kein Spiegel ist und folglich Fleißarbeiten wie "Das Motiv des Paars in der Literatur" für die Katz sind. So bombardiert die über ein Waffenarsenal von Luhmann bis Judith Butler verfügende Forscherin Ehe- und Liebesgeschichten von Jurek Becker, Brigitte Burmeister, Monika Maron, Ingo Schramm, Michael Kumpfmüller, Barbara Sichtermann und Karen Duve in ermüdender Wiederholung mit Fragen nach den Folgen der Wende für die Geschlechterzuordnung und die Lage der Liebe wie der Sexualität. Die Literatur wird auf ein Kabinett von West- und Osttypen reduziert. Unfassbar, dass solchen Humbug die Humboldt-Stiftung fördert. (Alison Lewis: "Eine schwierige Ehe". Liebe, Geschlecht und die Geschichte der deutschen Wiedervereinigung im Spiegel der Literatur. Rombach Verlag, Freiburg i.Br./Berlin/Wien 2009. 346 S., br., 48,- [Euro].) fap
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main