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Produktdetails
  • Verlag: DVA
  • Originaltitel: Young Hearts crying
  • Seitenzahl: 496
  • Erscheinungstermin: 6. März 2014
  • Deutsch
  • Abmessung: 203mm x 130mm x 35mm
  • Gewicht: 584g
  • ISBN-13: 9783421046116
  • ISBN-10: 3421046115
  • Artikelnr.: 40017887
  • Herstellerkennzeichnung
  • Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Autorenporträt
Yates, RichardRichard Yates wurde 1926 in Yonkers, New York, geboren und lebte bis zu seinem Tod 1992 in Alabama. Obwohl seine Werke zu Lebzeiten kaum Beachtung fanden, gehören sie heute zum Wichtigsten, was die amerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts zu bieten hat. Wie Ernest Hemingway prägte Richard Yates eine Generation von Schriftstellern. Die DVA publiziert Yates' Gesamtwerk auf Deutsch, zuletzt erschien der Roman "Eine strahlende Zukunft". Das Debüt "Zeiten des Aufruhrs" wurde 2009 mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in den Hauptrollen von Regisseur Sam Mendes verfilmt. "Cold Spring Harbor", zuerst veröffentlicht 1986, ist Yates' letzter vollendeter Roman.

Gunkel, ThomasThomas Gunkel, 1956 in Treysa geboren, arbeitete mehrere Jahre als Erzieher. Nach seinem Studium der Germanistik und Geografie in Marburg/Lahn wurde er 1991 Literaturübersetzer. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören u.a. Larry Brown, John Cheever, Stewart O'Nan, William Trevor und Richard Yates.
Rezensionen
"Richard Yates ist einer der großen Existentialisten und Fatalisten der Moderne." Die Zeit

"Richard Yates seziert Lebenslügen - kühl, schnörkellos, herzergreifend." Welt am Sonntag

"Ein Meister der Sprache. Klar und messerscharf: Kein Wort ist zuviel und trotzdem ist alles gesagt." Bayrischer Rundfunk

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.2014

Die Kunst, als Künstler zu überleben

Wenn alle Sicherheit dem eigenen Willen zum Schönen geopfert wird: Richard Yates schreibt mit "Eine strahlende Zukunft" einen großen Kollektivroman.

Von Paul Ingendaay

Der Roman "Eine strahlende Zukunft" von Richard Yates erschien 1984, spielt jedoch zwischen den fünfziger und siebziger Jahren. Das müsste uns gerade recht sein. Spätestens seit der Fernsehserie "Mad Men" bewegen wir uns in den Sinnkrisen von damals mit einer gewissen Geschmeidigkeit und kennen den Suff, den Betrug, den Schrecken und die Zusammenbrüche von Suburbia, als hätten wir sie selbst erlebt. Kaum begreiflich, dass niemand den Roman mit dem schönen Originaltitel "Young Hearts Crying" je ins Deutsche übersetzen ließ.

Richard Yates (1926 bis 1992) wurde erst spät, dafür aber mit besonderem Enthusiasmus kanonisiert. Seine harten, völlig schlackenfrei geschriebenen Romane und Geschichten erinnern ein wenig an den großen Erzähler und Tagebuchschreiber John Cheever, dessen Kritik an der Fassadenhaftigkeit des amerikanischen Lebensstils wie ein feiner silberner Faden durch das literarische Gewebe der letzten Jahrhunderthälfte läuft.

Ein junger New Yorker Dichter, Michael Davenport, heiratet ein schönes Mädchen, Lucy Blaine, und erfährt erst in den Flitterwochen, dass seine Angetraute über ein Privatvermögen von ein paar Millionen Dollar verfügt. Er wolle nichts von dem Geld wissen, sagt er seiner jungen Frau hochfahrend. Die Worte fallen in der edlen New Yorker Hotelsuite, die Lucys Papa spendiert hat. Michael will es schaffen wie alle Schriftsteller, die etwas auf sich halten: mit einem Brotberuf auf der einen und dem Beistand seiner Muse auf der anderen Seite. Es geht ihm um die Verwirklichung einer Vision. Nie zuvor hat der Schriftsteller Yates die Karten so früh und mit so grandioser Geste auf den Tisch gelegt. Auf den nächsten fünfhundert Seiten wird es darum gehen, ob die Zermürbung, die der tägliche Lebenskampf mit sich bringt, von der hochtönenden Kunstidee noch etwas übrig lässt.

Wie sich dann herausstellt, ist es weniger die Kunst, die unter den materiellen Einschränkungen leidet, als Michaels und Lucys Ehe. Irgendwann schlägt Liebe in Überdruss und Abneigung um. Das wiederum ist vertrautes Terrain aus Yates' fulminantem Debütroman "Zeiten des Aufruhrs" (1961), der nach langen Jahren des Vergessens erst von amerikanischen Schriftstellerkollegen wie Richard Ford und Stewart O'Nan, dann durch die Verfilmung mit Kate Winslet und Leonardo DiCaprio wieder ins Scheinwerferlicht gerückt wurde. Ganz so schlimm wie "Zeiten des Aufruhrs" endet der spätere Roman freilich nicht. Man könnte sagen, Yates sei desillusionierter, aber auch verständnisvoller geworden. Statt des katastrophalen Auseinanderbrechens einer Ehe, gefolgt von Wahnsinn und Selbstmord, erleben wir in "Eine strahlende Zukunft" das Porträt einer Generation, für die "Selbstfindung" noch keinen ironischen Beigeschmack hatte und deren säkulare Religion die Kunst in allen Spielarten war.

Das Buch ist eine Art kollektiver Künstlerroman, bevölkert von Malern, Dichtern, Dramatikern und Schauspielern, die ernsthaft auf der Suche sind und unentwegt über Ästhetik reden. Natürlich sehen sie den Erfolg oder Misserfolg ihrer Kollegen oft mit Neid beziehungsweise Erleichterung, schließlich geht es bei allen um dieselben Fragen: wie man sich als Künstler durchschlägt, wenn man auch noch eine Familie zu ernähren hat, welche Kompromisse man schließen (oder ablehnen) sollte und welche Ideale dabei auf der Strecke bleiben.

Yates erzählt seine Geschichte in drei Teilen: erst die Zeit des Paares, dann Lucys Weg als geschiedene Frau, am Ende der Werdegang des geschiedenen Michael. In den frühen Jahren weckt ein kompromissloser Maler wie Paul Maitland, der in einem ungeheizten Loft seine abstrakt-expressionistischen Leinwände hervorschleudert und sich seinen Lebensunterhalt als Zimmermann fürs Grobe verdient, die ungeteilte Bewunderung der Adepten. Doch schleichend verändert sich die Perspektive. Die Ansprüche nutzen sich ab, das Alter macht die Figuren angreifbarer, und am Ende erscheint ein Aquarellist wie Tom Nelson, der früh eine Nische für seine marktgängigen Blätter gefunden hat, als nachahmenswertes Beispiel.

Yates folgt seinen Hauptfiguren mit Empathie, registriert die Niederlagen, aber gibt niemals vor, es besser zu wissen als sie. Das macht diesen Roman Seite für Seite lesenswert, auch wenn er nicht die Dichte von "Zeiten des Aufruhrs" erreicht. Thomas Gunkels Übertragung ist oft auf der Höhe dieses großartigen Schriftstellers, doch gelegentlich lässt sie die Unschärfe von Fernsehsynchronisationen in die Dialoge sickern - vielleicht der Preis, den wir für den pausenlosen Kulturimport aus Amerika zahlen müssen.

"Eine strahlende Zukunft" ist der siebte und vorletzte Band innerhalb der wunderbaren Werkausgabe, die die DVA dem lange Zeit verkannten Richard Yates ausrichtet, und es ist kaum möglich, den Roman ohne autobiographischen Bezug zu lesen. Nicht nur, weil die Geschichte seiner triumphalen (leider erst postumen) Wiederentdeckung sich fast so süffig erzählen lässt wie die Karriere eines F. Scott Fitzgerald, des attraktivsten aller gestürzten Engel am Himmel der Literatur. Sondern, weil Michael Davenport ein gebrochenes Alter Ego seines Autors ist.

Auch für Yates hat es nie zum kommerziellen Durchbruch gereicht, auch Yates hat zwei Ehen in den Sand gesetzt, unfassbare Mengen Alkohol getrunken, vier Schachteln Zigaretten am Tag geraucht und war (wie sein minutiöser Biograph Blake Bailey berichtet) völlig niedergeschlagen, als er unter Potenzstörungen zu leiden begann. Die Jagd nach schönen Frauen beherrscht diesen Roman kaum weniger als die Suche nach dem gelungenen Kunstwerk. Auf der anderen Seite - ganz wie im Leben des Autors - lauert die Klapsmühle, Insel der Ausgestoßenen, über die Yates seinen Roman "Ruhestörung" geschrieben hat. Was die amerikanischen Kritiker betrifft, die 1984 die Originalausgabe von "Eine strahlende Zukunft" in Händen hielten, so fiel ihr Urteil eher gemischt aus. Einer aber schrieb den klugen Satz, Michael Davenport habe versucht, der Schriftsteller zu werden, der Richard Yates tatsächlich war.

Richard Yates: "Eine strahlende Zukunft". Roman.

Aus dem Amerikanischen von Thomas Gunkel. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2014. 496 S., geb., 22,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension

Ein ganz kleines bisschen tut der Held von Richard Yates' Roman dem Rezensenten am Ende doch leid, obwohl Klaus Nüchtern uns versichert, wie unsympathisch und peinlich dieser suburbane Mittelständler Michael Davenport doch ist, dessen scheiternde Lebensentwürfe der Autor durch die 50er und 60er Jahre hindurch verfolgt. Wenn dabei aber ein aufschlussreiches Gesellschaftsbild der frühen Bobos mit all ihren Ängsten und Sehnsüchten sowie eine Erörterung der Krisen und Transformationen traditioneller Männlichkeit entsteht, findet Nüchtern das aufschlussreich und lesenswert. Zumal Yates mit diesem Buch eine Verdichtung seiner Themen präsentiert, wie der Rezensent erklärt.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein großartig ernüchterndes Porträt einer ganzen Generation, die sich selbst als "die zweite Lost Generation" empfindet.« Süddeutsche Zeitung, Christopher Schmidt