Fast sein gesamtes Leben hat Calum McLeod im Norden der zwölf Meilen langen und zwei Meilen breiten Insel Raasay westlich von Schottland verbracht, wo er als Kleinbauer, Postbote und Leuchtturmwärter gearbeitet hat. Aufgrund des wirtschaftlichen Niedergangs schrumpfte die Bevölkerung schließlich auf zwei Menschen: Calum und seine Frau. Eines schönen Tages lädt Calum Spitzhacke, Axt und Schaufel auf seine Schubkarre und macht sich auf den Weg nach Süden, um eine Straße zu bauen. 20 Jahre investiert Calum McLeod in sein Ein-Mann-Projekt...
Die heroische (und wahre) Geschichte von 'Calum's Road' ist in ganz Schottland und Großbritannien bekannt. Sie ist ein Musterbeispiel für Eigensinn und Beharrlichkeit, aber auch für privates Engagement.
Die heroische (und wahre) Geschichte von 'Calum's Road' ist in ganz Schottland und Großbritannien bekannt. Sie ist ein Musterbeispiel für Eigensinn und Beharrlichkeit, aber auch für privates Engagement.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2009Das bisschen Straße baue ich mir selbst
Calum MacLeod konnte seine Gemeinde auf Raasay nicht retten. Trotzdem baute er eine Straße. Obwohl alle seine Nachbarn den unwegsamen Norden der kleinen Insel der Äußeren Hebriden verlassen hatten, sollte es nach seinem Willen einen Weg zurück geben. Und weil sich die hartleibige schottische Bürokratie gegen alle Anträge taub stellte, besorgte sich MacLeod, der Bauer, Fischer und Postbote war und darüber hinaus der Leuchtturmwärter von Raasay, um die Mitte der sechziger Jahre ein Handbuch, packte Pickel, Axt und Schaufel auf seine Schubkarre und begann selbst eine Verbindung von Brochel nach Arnish zu bauen, dem Weiler, in dem zwei Menschen ausharrten. Für die drei Kilometer Schotterstraße brauchte er zehn oder fünfzehn Jahre - die Angaben im Buch schwanken -, aber am Ende konnte seine kranke Frau mit dem Auto zur Fähre nach Skye gebracht werden. Heute ist "Calum's Road" eine einspurige Teerstraße durchs Moor wie viele andere in den Highlands, und nur das kundige Auge weiß ihre kluge Führung und die sorgsam geschichteten alten Stützmauern zu würdigen. Aber in Großbritannien, so heißt es, ist diese Straße mit Ruhm bedeckt. Das Einmannunternehmen wurde im Lauf der Jahre zur Metapher für die Entschlossenheit eines sympathisch sturen Individuums, das dem Untergang seiner Welt nicht tatenlos zusehen wollte. Aus Archiven und Gesprächen mit ehemaligen Bewohnern von Nord-Raasay hat der Journalist Roger Hutchinson die Geschichte der Insel, ihre Not durch die Herrschaft der Großgrundbesitzer und ihre Entvölkerung rekonstruiert und dem Mann, der allen Widrigkeiten trotzte, ein Denkmal gesetzt. Leider ist das Buch nicht illustriert. Gern hätte man mehr als das Titelfoto der Straße gesehen, gern auch den Mann selbst, der 1988 kurz nach der Fertigstellung starb - damit das Denkmal einen Sockel und ein Gesicht bekommt.
letz
"Eine Straße in Schottland" von Roger Hutchinson. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009. 200 Seiten, broschiert, 9,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Calum MacLeod konnte seine Gemeinde auf Raasay nicht retten. Trotzdem baute er eine Straße. Obwohl alle seine Nachbarn den unwegsamen Norden der kleinen Insel der Äußeren Hebriden verlassen hatten, sollte es nach seinem Willen einen Weg zurück geben. Und weil sich die hartleibige schottische Bürokratie gegen alle Anträge taub stellte, besorgte sich MacLeod, der Bauer, Fischer und Postbote war und darüber hinaus der Leuchtturmwärter von Raasay, um die Mitte der sechziger Jahre ein Handbuch, packte Pickel, Axt und Schaufel auf seine Schubkarre und begann selbst eine Verbindung von Brochel nach Arnish zu bauen, dem Weiler, in dem zwei Menschen ausharrten. Für die drei Kilometer Schotterstraße brauchte er zehn oder fünfzehn Jahre - die Angaben im Buch schwanken -, aber am Ende konnte seine kranke Frau mit dem Auto zur Fähre nach Skye gebracht werden. Heute ist "Calum's Road" eine einspurige Teerstraße durchs Moor wie viele andere in den Highlands, und nur das kundige Auge weiß ihre kluge Führung und die sorgsam geschichteten alten Stützmauern zu würdigen. Aber in Großbritannien, so heißt es, ist diese Straße mit Ruhm bedeckt. Das Einmannunternehmen wurde im Lauf der Jahre zur Metapher für die Entschlossenheit eines sympathisch sturen Individuums, das dem Untergang seiner Welt nicht tatenlos zusehen wollte. Aus Archiven und Gesprächen mit ehemaligen Bewohnern von Nord-Raasay hat der Journalist Roger Hutchinson die Geschichte der Insel, ihre Not durch die Herrschaft der Großgrundbesitzer und ihre Entvölkerung rekonstruiert und dem Mann, der allen Widrigkeiten trotzte, ein Denkmal gesetzt. Leider ist das Buch nicht illustriert. Gern hätte man mehr als das Titelfoto der Straße gesehen, gern auch den Mann selbst, der 1988 kurz nach der Fertigstellung starb - damit das Denkmal einen Sockel und ein Gesicht bekommt.
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"Eine Straße in Schottland" von Roger Hutchinson. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009. 200 Seiten, broschiert, 9,95 Euro.
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