Das Leben ist ein Kampf für Rena Ruggiero, seit ihr Mann Gentle "Vic" Ruggiero, ein Brooklyner Gangster, von einem Punk namens Little Sal auf der Veranda ermordet wurde. Als ihr 80-jähriger Nachbar Enzio eines Nachmittags einen Annäherungs- versuch unternimmt, schlägt sie ihm im Affekt den Kopf mit einem schweren Glas- aschenbecher ein. Da sie ihn für tot hält, verschwindet sie in Enzios wertvollem 62er Impala. Ohne wirklichen Plan flieht sie in die Bronx, wo ihre von ihr entfremdete Tochter Adrienne und ihre 15-jährige Enkelin Lucia leben. Als Adrienne Rena die Tür vor der Nase zuschlägt, lädt Adriennes Nachbarin Lacey Wolfstein, eine Betrügerin und pensionierter Pornostar, sie in ihr Haus ein.Lacey hat ihr letztes Jahrzehnt in Florida damit verbracht, reiche Männer um ihr Vermögen zu bringen, bevor sie in die Bronx zurückkehrte und sich zur Ruhe setzte. Als eines ihrer Opfer auftaucht und sowohl sein Geld als auch ihre Liebe zurück- fordert, taucht Vics alter Partner Richie Schiavano, gerade Mitglied einer großen Mafia-Familie geworden, mit einem gestohlenen Koffer voller Geld auf.Gemeinsam fliehen sie in dem alten 62er Impala. Thelma und Louise trifft Goodfella. Ein unwahrscheinliches Frauen-Trio in New York, die den Fängen gewalttätiger Männer aus ihrer Vergangenheit zu entkommen versuchen.
buecher-magazin.deDurch schlechte Phasen im Leben schlawinert man sich durch, das ist Lacey Wolfsteins Maxime. Als der Ex-Pornostar auf Rena Ruggiero, die Witwe eines Mafiabosses, und ihre 15-jährige Enkelin Lucia trifft und sich entschließt, den beiden zu helfen, beginnt eine atemberaubende Flucht aus der Bronx nach New Jersey und wieder zurück nach Brooklyn. Mafia-Deals und Morde, diverse Geldkoffer, heftiger Familienstreit und alte Männer, die ein Nein nicht kapieren wollen – immer, wenn die Katastrophe droht, wartet Boyle mit einer weiteren aberwitzigen Wendung auf und unterlegt sie mit klugen, witzigen Bezügen zu Filmen, von Scorseses „Goodfellas“ über Anklänge an Tarantinos exzessive Bilder bis zu „Thelma und Louise“. „Wir haben ein paar Dellen, aber deswegen sind wir nicht schrottreif“ – Boyles funkelnde Dialoge würden jedem Film Schwung und Eleganz verleihen. Wolfsteins abgeklärter Optimismus schweißt die unterschiedlichen Frauen zusammen. Weil sie nicht aufgeben, lernen sie sich in zwei chaotischen Tagen neu kennen, der widerspenstige Teenager auf Vatersuche ebenso wie seine fromme Großmutter, die ihre Moral den gesetzlosen Verhältnissen und der neuen Freundschaft mit „Wolfie“ Wolfstein erfolgreich anpasst: „Wenn man nicht tot ist, lässt sich alles wieder hinbiegen“.
© BÜCHERmagazin, Lore Kleinert
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Thomas Wörtche überzeugt an William Boyles drittem Roman vor allem die Neugewichtung einiger Elemente des Mafianarrativs. Darauf dass die klassische sowie die Mafiafamilie längst dysfunktional geworden sind, baut der Autor seine Story um eine Mafiawitwe samt schräger Wahlverwandtschaft auf der Flucht auf, erläutert Wörtche. Unwahrscheinliche Situationen, eruptive Gewalt, wenngleich auch parodistisch unterlaufen, schmücken das Buch aber auch, so der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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