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Wirtschaft und Gesellschaft verändern sich immer rasanter, und die Kinder bleiben als erste auf der Strecke. Kindern gelten seit 25 Jahren das besondere Interesse und Engagement der brillanten Juristin, Bürgerrechtsaktivistin und heutigen First Lady der USA, Hillary Rodham Clinton. In ihrem ersten Buch plädiert sie für eine Gesellschaft, die gemeinschaftsorientiert, kinderfreundlich und zugleich technologisch auf dem neusten Stand ist.

Produktbeschreibung
Wirtschaft und Gesellschaft verändern sich immer rasanter, und die Kinder bleiben als erste auf der Strecke. Kindern gelten seit 25 Jahren das besondere Interesse und Engagement der brillanten Juristin, Bürgerrechtsaktivistin und heutigen First Lady der USA, Hillary Rodham Clinton. In ihrem ersten Buch plädiert sie für eine Gesellschaft, die gemeinschaftsorientiert, kinderfreundlich und zugleich technologisch auf dem neusten Stand ist.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.12.1996

Himmelwärts richtet sich der Blick
Hochpolitische Privatheit: Hillary Clintons Erbauungsbüchlein / Von Hanna Renate Laurien

Hillary Clinton lädt uns in ihre Familie ein: Fast jedes Kapitel ihres überaus amerikanischen Buches "Eine Welt für Kinder" beginnt mit persönlichen Erfahrungen. Nach der Lektüre wissen wir alles über die Jugend von Bill und Hillary. Wir teilen die Schwangerschafts- und Still-Erfahrungen mit Hillary, waren dabei, als Bill im vorgeburtlichen Elternkurs keine besondere Rolle spielte, und haben an Chelseas Beispiel begriffen, wie schwierig und lohnend verantwortete Erziehung ist.

Alles Persönliche wird sodann ins Exemplarische gewendet. Diese hochpolitische Privatheit ist für deutsche Leser gewiß von weit geringerem Wert als für Amerikaner. Aber nach der Lektüre verstehen wir das Wahlsieg-Photo der drei Clintons: Bill, Hillary und Chelsea eng umschlungen, himmelwärts blickend. Wir erkennen den gesellschaftspolitischen Zusammenhang, mit dem uns Hillary Clinton konfrontiert, wenn sie die amerikanischen Lebensbedingungen prüft. Der deutsche Leser, vor allem die deutsche Leserin, sollte dabei manches wie ein Kontrastprogramm unserer Wirklichkeit studieren: Schwangerschaftsurlaub ohne Vergütung, Frühimpfungen nur gegen Kasse, Arbeitsverhältnisse ohne jede soziale Sicherung - diese Befunde führen uns den Wert unseres sozialen Netzes vor Augen.

Alle Kapitel ähneln sich im Aufbau: Zuerst präsentiert Hillary Clinton das Mängelszenarium, dann folgt der wissenschaftlich fundierte Beleg, und schließlich erhellen Signale der Hoffnung das Schreckenspanorama: Bürgerinitiativen, Trusts, Clubs, das Beispiel einzelner. Immer wieder taucht Arkansas, wo Bill Gouverneur war, mit besonderen Programmen auf, immer wieder werden die politischen Initiativen des Präsidenten erwähnt. Die Hoffnungsträger haben einen Namen.

Andere Kapitel behandeln Diskussionen, die hierzulande teils "schon", teils "noch" in anderen Bahnen verlaufen. Das "Schon" gilt etwa für die Debatte über Begabung: Daß es eine "Grundausstattung" gibt, die auf Entwicklung angewiesen ist, das haben wir schon in den sechziger Jahren begriffen und politisch umgesetzt. "Begaben" verstehen wir längst als Auftrag für das Mögliche, nicht als Traum vom Unmöglichen. So lautet auch Hillary Clintons Plädoyer: Wir müssen Entfaltungsmöglichkeiten schaffen! Dabei ist die Familie durch keinen Staat zu ersetzen.

Hillarys Zuversicht, daß man das Gewollte erreichen kann, erinnert an den Optimismus der Gründerväter. Ihre Zuversicht hebt sich wohltuend ab von unserer eigenen Grämlichkeit. Die Forderung, elterliche Erziehungsgewalt zurückzugewinnen, mahnt auch uns, der schulischen Autorität den Rücken zu stärken, klare Verhaltensnormen zu vereinbaren und Überschreitungen zu sanktionieren.

Wenn die First Lady über die Befreiung vom Geschlechterrollenklischee schreibt, über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, über die allzu knappe Zeit für Kinder, erkennen wir unsere eigenen Probleme wieder. Wenn sie jedoch gegen das Fernsehen wettert, werden wir zwar Anzeichen, aber eben doch nur Anzeichen vergleichbarer Art bei uns konstatieren. "Angst" ist in Deutschland gottlob noch nicht "in jede Ritze unserer Volksseele gedrungen". Das darf uns aber nicht beruhigen.

Um der Kinder willen plädiert Mrs. Clinton glühend gegen Scheidung, und um der Jugendlichen willen bejaht sie Sexualkundeunterricht. Einwände, solche Information stimuliere, wehrt sie gut begründet ab und fordert - hier dürften viele deutsche Lehrerinnen und Lehrer erschrecken -, Enthaltsamkeit zum Lernziel zu machen. Sie schildert die biologische Unkenntnis minderjähriger Mütter und erklärt, daß "Sex erst zum Erwachsenenstadium gehört". Wer sagt das bei uns öffentlich?

Hillary Clintons Plädoyer für die Kinder mündet in eine Beschreibung der Übermacht der Wirtschaft und der relativen Machtlosigkeit der Politik. Der drohende "Turbo-Kapitalismus" führe zur Unmenschlichkeit. Die Einkommensschere zwischen Chef und Arbeiter habe sich in den Vereinigten Staaten dramatisch weit geöffnet. Hillary will Markt und Menschlichkeit durch Gemeinsinn versöhnen. Sie wirbt für eine freie und soziale Marktwirtschaft und verheißt dem, der sie bejaht, sogar Gewinn. Ein Bestseller in Deutschland wird ihr Buch kaum werden. Graf Lambsdorff aber sollte es lesen.

Hillary Rodham Clinton: "Eine Welt für Kinder". Aus dem Amerikanischen von Klaus Pemsel. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 1996. 317 S., geb., 39,80 DM.

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