Nina ist ein liebes nettes Mädel, hübsch, aber nicht blöd. Sie hat ihre eigene Meinung und lässt sich trotzdem mit Argumenten überzeugen. Sie wirkt sympathisch, verletzlich, aber nicht übersensibilisiert. Man nimmt ihr ihren Charakter ab. Sie ist die Schwester eines schwulen Footballspielers, der
sich und seine Beziehung noch nicht geoutet hat (bitte wem fällt denn so etwas ein?) und lebt im…mehrNina ist ein liebes nettes Mädel, hübsch, aber nicht blöd. Sie hat ihre eigene Meinung und lässt sich trotzdem mit Argumenten überzeugen. Sie wirkt sympathisch, verletzlich, aber nicht übersensibilisiert. Man nimmt ihr ihren Charakter ab. Sie ist die Schwester eines schwulen Footballspielers, der sich und seine Beziehung noch nicht geoutet hat (bitte wem fällt denn so etwas ein?) und lebt im gleichen Haus mit ihm. Die Eltern sind bei einem Unfall ums Leben gekommen, praktisch für die sensiblen Seelen. Der Bruder ist überfürsorglich und sorgt für den Stress im Roman, so dass der eifersüchtige Ex-Freund außen vor bleiben kann. Eine beste Freundin gibt es noch und den Lebensgefährten des Bruders, der bereits zu einem vollen Familienmitglied geworden ist.
Der spätere Angebetete Eric hat eine vierjährige Tochter. Damit verrate ich nichts Großartiges und auch das finde ich eine gelungene Eingabe der Autorin, denn wer von uns ist heutzutage noch ohne Laster, egal welcher Natur – da sie selbst bereits Mutter ist, kann sie hier gut ihre Erfahrungen und Liebe mit einbringen. Eric ist Amerikaner und auch das hat die Autorin meiner Meinung nach nicht unabsichtlich getan. Manche Dinge hören sich auf Englisch einfach besser an als auf Deutsch, gerade im erotischen Bereich. Sex spielt eine große Rolle im Roman, was ich nicht anstoßend finde, sondern völlig normal, zumal die Ausdrücke auch zu den Figuren passen und nicht völlig fehl am Platz erscheinen. Wer glaubt denn heutzutage noch Rosamunde, wenn ihre Protagonisten sich monatelang anschmachten, ohne miteinander das Bett zu teilen. Aber das ist auch der große Unterschied zwischen Rosamunde und dieser Autorin hier: es gibt Sex und das zur Genüge und auch ausführlich in Wort und bildhaft beschrieben. Das ist nicht unattraktiv und vor allem mutig, im Erst-Roman gleich mal richtig die „Sau“ raus zu lassen. Das ist nicht abwertend gemeint, sondern wirklich positiv. Ich hätte mich das nicht getraut (mal abgesehen davon, dass ich gar nicht in der Lage bin, einen Roman zu schreiben), zumal in dem Wissen, dass meine Familie und Freunde sicherlich mein Buch als erstes lesen würden. Die erotischen Szenen sind nicht billig dargestellt, aber auch nicht prüde. Lasst Euch einfach überraschen.
Die Autorin überzeugt in ihrem Roman aber nicht nur mit der Erotik. Geschehnisse und Abläufe, die sie einbaut, sind absolut glaubwürdig und realistisch. Gut, dass die Mutter meines Freundes mich beim ersten Treffen fragt, ob er bei mir übernachtet hat und gleich darauf hinweist, dass die höchste Priorität des Sohnes die Tochter ist: meine Mutter würde das nicht tun. Aber es gibt ja auch andere als meine. Was mir besonders gefallen hat, ist,dass der Roman nicht wirklich abflacht. Ich dachte in der Mitte des Buches zwar schon – und nu – alle glücklich – Ende. Doch dann nimmt die Autorin noch einmal richtig Anlauf und schiebt ein paar Seiten nach. Es wirkt im ersten Moment angehängt, hätte jedoch beim zweiten Blick tatsächlich den Roman weniger glaubwürdig als hingeklatscht erscheinen lassen.
Zur Schreibweise muss ich eigentlich gar nicht viel sagen, da klar ist, sie ist einfach und bildhaft. Jeder Teenie und andere Frau kann sich alle Szenen lebhaft vorstellen, weil sie es wollen und natürlich durchleben wollen.
Ich glaube nicht, dass dieser Roman die Bestsellerlisten stürmen wird. Aber die Autorin hat viel Fantasie bewiesen und dennoch darauf geachtet, glaubwürdig zu bleiben. Der Leser merkt nicht auf den ersten Blick, dass es ein Erstlingswerk ist. Dafür hab ich schon genug gelesen, vor allem von erfahrenen Autoren. Jeder, der gern mal ab und zu was Seichtes liest, kann sich genüsslich zurücklehnen und verführen lassen und wer hier nach Tiefgang und Kunst sucht, ist schon beim Genre fehl am Platz. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten, hoffe aber, dass das nächste Buch nicht einfach nur andere Protagonisten hat, sondern hoffe, dass die Autorin noch weitere Dinge für sich entdeckt.