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Bastian Schweinsteiger, der Held des WM-Finales 2014 in Rio, ist auch der Held des neuen Romans von Martin Suter. Der Autor erzählt uns Wahres und fast Wahres aus dem Leben des Mannes, der alles erreicht hat, was man als Fußballer erreichen kann. Und der dennoch weiß, was Scheitern bedeutet, und die Schattenseiten des Erfolgs kennt. Die bewegende Story einer Weltkarriere. Und ein berührender Liebesroman.

Produktbeschreibung
Bastian Schweinsteiger, der Held des WM-Finales 2014 in Rio, ist auch der Held des neuen Romans von Martin Suter. Der Autor erzählt uns Wahres und fast Wahres aus dem Leben des Mannes, der alles erreicht hat, was man als Fußballer erreichen kann. Und der dennoch weiß, was Scheitern bedeutet, und die Schattenseiten des Erfolgs kennt. Die bewegende Story einer Weltkarriere. Und ein berührender Liebesroman.
Autorenporträt
Martin Suter wurde 1948 in Zürich geboren. Seine Romane und >Business-Class<-Geschichten sind auch international große Erfolge. Seit 2011 löst außerdem der Gentleman-Gauner Allmen in einer eigenen Krimiserie seine Fälle, derzeit liegen sechs Bände vor. 2022 feierte der Kinofilm von André Schäfer Alles über Martin Suter. Außer die Wahrheit am Locarno Film Festival Premiere. Martin Suter lebt mit seiner Familie in Zürich.
Rezensionen
»Martin Suter gilt als Meister einer eleganten Feder, die so fein geschliffen ist, dass man die Stiche oft erst hinterher spürt.« Monika Willer / Westfalenpost Westfalenpost
»Das hier ist keine sachliche Biografie. Das hier ist Literatur.«

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.01.2022

Mehr als das echte Leben
Martin Suter hat eine gut lesbare, teils fiktive Biografie über Bastian Schweinsteiger geschrieben – der etwas mehr Experimentierfreude nicht geschadet hätte
München – Im Ballsaal eines Berliner Nobelhotels, unter Kronleuchtern, zwischen Marmorsäulen, auf verspieltem Bodenmosaik hat sich soeben einer der erfolgreichstes Schriftsteller der Gegenwart neben einem der besten Fußballer der jüngeren Vergangenheit niedergelassen. Martin Suter präsentiert der Weltöffentlichkeit sein neues Buch über Bastian Schweinsteiger. Und weil zu diesem feierlichen Anlass erst einmal kein Superlativ groß genug sein kann, haben sie dafür auch noch Marcel Reif als Kommentator verpflichtet, der an diesem Tag den vielleicht weißesten Anzug der zeitgenössischen Literaturgeschichte vorführt. Reif vergleicht Suter mit Max Frisch, sind oder waren ja beide Schweizer, und er sagt, dass sich Josua Kimmich noch ein bisschen anstrengen muss, wenn er sich mit Schweinsteiger vergleichen will. Ach so, und damit gar nicht erst der Anfangsverdacht aufkommt, es könnte nicht glamourös genug zugehen da oben auf dem Podium, verrät Reif schon mal: „Und dann kommt Ana noch für zehn Minuten dazu.“
Diese Ana ist dem werten Publikum als „Special Guest“ angekündigt worden. Als Schweinsteigers Ehefrau Ana Ivanovi&cacute; dann das literarische Quartett endlich vervollständigt, kommt tatsächlich auch ein bisschen Schwung in die bis dahin routiniert vor sich hindiskutierende Männerrunde. Etwa als sie erzählt, dass man ihr auf Flügen immer zwei Tickets ausdruckt, weil ihr voller Nachname Schweinsteiger-Ivanovi&cacute; nicht auf eine passt.
Martin Suter, 73, der zuletzt vor allem Krimis über den Privatdetektiv Allmen in Serie fertigte, ist natürlich gefragt worden, was ihn plötzlich an Schweinsteiger fasziniert. Ein großer Fußballkenner war er ja nie, gibt der Autor selber zu, allerdings war Schweinsteiger auch nie ein Bücherfreund. Suter sagt, es sei eben sein Anspruch, jede Art des Schreibens einmal auszuprobieren. Und klar, er geht hier, was die Form betrifft, tatsächlich einen experimentellen Weg.
Das Buch „Einer von Euch“ ist explizit keine Sportler-Biografie, sondern ein „biografischer Roman“. Das heißt: Suter erzählt nicht nur von Ereignissen, die sich im Leben Schweinsteigers zugetragen haben, sondern auch von denen, die sich darin zugetragen haben könnten. Die Erlebnisse eines Fußball-Weltmeisters angereichert mit der Fantasie eines Bestsellerautors – da sollte doch am Ende etwas Lesbares herauskommen.
Nun, es ist strengstens untersagt, daraus vor dem offiziellen Erscheinungstermin am 26. Januar zu zitieren. Und jene, die bereits in exklusiven Vorabdrucken und Vorab-Interviews darüber berichteten, wurden von einem rigiden Management offenbar dringend darum gebeten, den Spitznamen „Schweini“ nicht zu erwähnen. Martin Suter nennt seinen Romanhelden dann jedenfalls auch konsequent „Basti“.
Als Leser begleitet man diesen Basti vom F-Jugend-Spiel zwischen Oberaudorf und Kolbermoor über das WM-Finale in Rio zwischen Deutschland und Argentinien bis zur Hochzeit 2016 in Venedig. Egal, ob ihn Mascherano umgrätscht, er sich mit Kanzlerin Merkel unterhält oder mit Ivanovi&cacute; vor den Altar tritt, er bleibt immer der Basti. Das soll wohl auch die Kernthese des Autors stützen, der sagt: „Ich hatte nie den Eindruck, dass er sich für etwas Besonderes hält.“
Wenn es Suter aber wirklich darum geht, die Geschichte des bodenständigsten aller Weltstars zu erzählen, dann fragt man sich schon, warum das Buch ausgerechnet in einem Hotel präsentiert wird, in dem das Perlhuhn für Zwei 59 Euro kostet – und nicht etwa im Klubhaus eines oberbayrischen Kreisligisten.
Da ist aber noch ein gravierenderes Problem: Ein Mensch, der das verlorene Champions-League-Finale von 2012 mit dem FC Bayern als den „dunkelsten Moment“ seines Lebens bezeichnet, gibt nicht zwingend einen packenden Romanstoff ab. Es ist also ein Märchen geworden über einen leibhaftigen Helden, in dem praktisch keine Bösewichte auftauchen – vielleicht mal abgesehen von dem einstigen Bayern-Trainer Felix Magath mit seinem legendär stressigen Trainingsprogramm.
Das heißt natürlich nicht, dass der Romanheld Basti keine Probleme zu bewältigen hätte. Als er etwa 2017 zu Chicago Fire wechselt für ein spärliches Jahressalär von etwas mehr als sechs Millionen Dollar, ist zu erfahren, dass dies nicht einmal ein Drittel seines Gehalts bei Manchester United ausmache. Da leidet man schon ein wenig mit als Leser und Stehplatzkartenfreund.
Es tut der Erzählung trotzdem gut, dass Schweinsteigers Gattin Ana Ivanovi&cacute; darin zumindest eine prominente Nebenrolle spielt. Sie ist in Belgrad zu Kriegszeiten aufgewachsen und hat die Bomben der Nato gehört (von den serbischen Kriegsverbrechen hat sie entweder nichts mitbekommen oder Suter nichts erzählt, aber es ist ja auch ein Roman). Auf ihrem Weg zu Nummer eins der Weltrangliste reiste sie als junges Tennistalent mit ihrer Mutter um die Welt und später, bei ihrem erste Date mit Basti, konnte sie dem staunenden Fußballprofi sogar von beschwerlichen Langstreckenflügen in der Economy-Class berichten. „Das Leben meiner Frau ist viel interessanter als meins“, sagte Schweinsteiger einmal laut Suter zu Suter. Nach der Lektüre kann man dem nur zustimmen.
Der heutige TV-Experte Schweinsteiger mit seinen angenehm aus der Zeit gefallenen Sakkos würde in einem Suter-Krimi womöglich einmal einen interessanten Hilfsdetektiv abgegeben: Allmen und der Schweini. Dem Roman über sein größtenteils beneidenswertes Leben aber hätte etwas mehr inhaltliche Experimentierfreude nicht geschadet.
Warum hat Suter, nur als Beispiel, den entscheidenden Elfmeter, den Schweinsteiger 2012 im Champions-League-Finale verschoss, nicht einfach mal mit literarischer Freiheit von Innenpfosten ins Tor gelenkt? „Das hätte ja die ganze Geschichte verändert“, sagt der Autor. Aber gerade das hätte man gerne einmal von Martin Suter gelesen: Wie diese Geschichte weitergegangen wäre, wenn der Elfer drin gewesen wäre.
BORIS HERRMANN
Das Buch wird in einem
exklusiven Hotel vorgestellt –
ob das zur Biografie passt?
Bodenständiger Glamour: Ana Ivanovic, Martin Suter und Bastian Schweinsteiger (v.l.)
Foto: Jens Kalaene / dpa
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.01.2022

Doppelpass in die Langeweile

Diskretion ist auch keine Lösung: Martin Suter scheitert mit seiner Biographie über den Fußballspieler Bastian Schweinsteiger.

In der achtundachtzigsten Minute erzielte Didier Drogba im Finale der Champions League 2012 den Ausgleich, "mit einem Kopfballaufsetzer". So schreibt es Martin Suter in seiner Biographie über Bastian Schweinsteiger. Mit einem Aufsetzer? Drogba, der wie kein anderer Fußballer Kraft und Eleganz miteinander verband, hatte den Ball aus etwa sechs Metern mit spektakulärer Wucht und Präzision direkt in den rechten Winkel geköpft. Ein Traumtor, sieht man von Bayernfans einmal ab. Obwohl Manuel Neuer richtig stand, hatte er keine Abwehrchance. Das Drama nahm seinen bekannten Lauf, am Ende unterlagen die Bayern Chelsea im Elfmeterschießen, Schweinsteiger verschoss den entscheidenden Elfmeter.

Man könnte den Fehler Suters für eine Kleinigkeit halten. Aber das ist er nicht, denn er zeigt, dass der Autor an Fußball nicht tiefer interessiert ist. Dass er keine persönlichen Erinnerungen an Spielzüge aus großen Begegnungen hat, die sich Aficionados ins Gedächtnis eingebrannt haben, etwa weil sie spürten: Drogbas Tor war so schön, dass es allein den nach allen Statistiken unverdienten Sieg Chelseas rechtfertigen konnte. Was Suter über Fußball schreibt, ist dagegen angelesen, das merkt man an der eigentümlichen Leblosigkeit der Spielberichte, die sich in der Biographie eines Fußballers nun einmal nicht ganz vermeiden lassen. Auch das, was Schweinsteigers Spielstil und dessen Weiterentwicklung ausmachte, wird nur schablonenhaft referiert.

Der Protagonist wiederum hat von sich selbst mit etwas billiger Koketterie gesagt, er lese lieber tausend Fußballspiele als ein Buch. Kurzum: Ein Autor, der nicht viel von Fußball versteht, wird von einem Fußballspieler, der ungern liest, mit der Beschreibung seines Lebenswegs beauftragt. Das Kalkül dieses Doppelpasses folgte einer Marketing-Logik: Sportstar und Bestseller-Autor steigern sich wechselseitig in ihrer Bedeutung.

Die Biographie ist als "Roman" ausgewiesen. Nun dürften weniger literaturtheoretische, sondern vor allem juristische Überlegungen von Autor und Verlag zur Wahl dieses Genre-Etiketts geführt haben. Wo sich jemand unvorteilhaft dargestellt fühlen könnte, etwa ehemalige Berater oder Freundinnen Schweinsteigers, kann der prophylaktische Verweis auf die Fiktionalität teuren Ärger ersparen. Wobei der Gentleman-Autor Suter ohnehin in jeder Hinsicht so diskret bleibt, dass diese Sorge eher theoretischer Natur ist. Zugleich laufen die etwas gestelzt formulierten und vermutlich von einem inneren Unbehagen zeugenden Auskünfte in Suters Vorwort darauf hinaus, dass er einerseits in Anspruch nimmt, mit Angaben zu Orten, Zeiten und Namen präzise zu sein, aber für Dialoge, innere Monologe und atmosphärische Schilderungen dichterische Freiheit beansprucht. Auf eine solche Mischung greifen jedoch auch Verfasser anderer Bücher über Sportstars zurück, ohne diese gleich als Roman auszuweisen.

Dass Suter souverän schreiben kann, ist bekannt. Auch den Lebensweg Schweinsteigers vom sportbegeisterten Kind zum Weltmeister erzählt er sehr gediegen und streng chronologisch in kurzen Sätzen, die Pathos und Kitsch nicht scheuen, hier und da mit einem Schuss milder Ironie durchwirkt. Wie man es von ihm kennt, legt Suter bei der Beschreibung von Natur, Speisen und Interieurs viel Detailliebe an den Tag. Umso mehr fällt auf, wie blass die Figuren ausfallen. In den Fällen, in denen sie aus dem Fernsehen bekannt sind - von Uli Hoeneß bis zu Sarah Brandner -, lassen sich die Leerstellen von den Lesern leicht füllen. Doch Eltern, Bruder, Freunde des Helden bleiben Schemen.

Ein Roman hätte das Buch auch dadurch werden können, dass die geschilderte Geschichte romanhafte Züge trüge. Schade nur für den Leser, das immer unterhaltungssüchtige und mitunter missgünstige Wesen, dass Schweinsteiger in seinem bisherigen Leben mit dem Glück im Bunde gewesen ist. Ein sympathischer selbstbewusster Junge aus Oberbayern, geboren in eine heile Mittelschichtfamilie, mit einem gewaltigen sportlichen Talent gesegnet, nach den Schulleistungen zu schließen nicht übermäßig intelligent, aber charmant und dem schönen Leben im Augenblick zugetan. Auch weil er in seiner Jugend kluge Trainer wie Stephan Beckenbauer hat und irgendwann einen Berater findet, der nicht nur seine finanziellen Angelegenheiten vernünftig regelt, sondern auch sonst für Orientierung sorgt, kann er eine bemerkenswerte Karriere hinlegen, die ihn reich und berühmt macht. Es tut sich kein Abgrund auf. Im Gegenteil, alles läuft aus der Perspektive Martin Suters fast zwangsläufig auf das ganz große Glück hinaus, auf die Liebe zum serbischen Tennisprofi Ana Ivanovic.

Das alles sei Schweinsteiger gegönnt. Aber warum soll man es lesen? Man fühlt sich ein wenig an Hanns-Josef Ortheils Roman "Die große Liebe" erinnert. Mit dem ging der Autor das ausdrücklich als Experiment gekennzeichnete Wagnis ein, von einem Glück mit Happy End zu erzählen, nämlich davon, wie sich ein Journalist unsterblich in eine Meeresbiologin verliebt und sie in ihn. Ohne große äußere Hindernisse und innere Konflikte überwinden zu müssen, kommen sie zusammen und bleiben es auch. Ein ziemlich gut geschriebenes, aber auch sehr, sehr langweiliges Buch.

Im Fall von Suters Biographie kommt noch erschwerend hinzu, dass Fußballinteressierte fast alle wichtigen Episoden und kleinen Pointen schon kennen. Die stärksten Passagen sind denn auch die über Ivanovic; wo die größten Dramen in seinem Leben erst aufgeschlagene Knie und später verschossene Elfmeter sind, erlebt sie als Kind den Krieg und zieht als Jugendliche mit bescheidenen Mitteln ins Ausland, um ihre Tenniskarriere anzuschieben.

Als Sachbuch irrelevant, als Literatur gescheitert. Bleibt eine dritte Möglichkeit der Lektüre, die Schweinsteiger selbst potentiellen Käufern nahelegt - als Ratgeber. Er wolle Familien und Kindern Einblicke in sein Leben geben, um sie zu motivieren, nicht nur als Sportler, lässt der Siebenunddreißigjährige wissen. In diesem Sinn ist wohl auch der anbiedernd-pamphlethafte Titel "Einer von euch" zu verstehen, ein Zitat aus Schweinsteigers Rede nach seinem Abschiedsspiel in München. Doch ehrgeizige Eltern seien gewarnt: Die Botschaft könnte so verstanden werden, dass man sich in der Schule nicht anstrengen muss, wenn das sportliche Talent nur groß genug ist. MATTHIAS ALEXANDER

Martin Suter: "Einer von euch". Bastian Schweinsteiger. Roman.

Diogenes Verlag, Zürich 2022. 384 S., geb., 22,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Interessant an der Biografie des Fußballers Bastian Schweinsteiger ist für Rezensent Andreas Bernard eigentlich das Unerwartete, Unwahrscheinliche. Dass aus einem blondierten Voralpen-Hallodri ein Weltklassefußballer wird, war eben keine ausgemachte Sache. Leider muss Martin Suter in seiner Auftragsarbeit weismachen, dass es sich bei dieser Karriere um einen vorgezeichneten Weg handelt. Das erscheint Bernard für einen Roman ziemlich witzlos. Auch die brave Nacherzählung von idyllischer Kindheit, umjubelten Torerfolgen, standesgemäßer Beziehung und Immobilienkäufen rund um den Globus reißt den Rezensenten nicht gerade vom Hocker. Für Bernard ist diese bestellte Hagiografie nur ein weiterer Beleg für Schweinsteigers "Willen zu Selbstmonumentalisierung".

© Perlentaucher Medien GmbH