Reiner Kunze ist ein Dichter des Menschen, nicht der Menschheit. Unnachgiebig stellt er 'eines jeden einziges leben' in den Mittelpunkt seiner Lyrik. Seine Verse sind ein Bekenntnis zum Individuum und seinem Recht auf Entfaltung - und gerade damit ist Kunze, obwohl seine Gedichte stets einen zarten und behutsamen, ja innigen Ton anschlagen, zum Ärgernis der Ideologen in Ost und West geworden, die den Einzelnen so gerne irgendeiner vermeintlich bedeutenden Sache unterordnen wollen. Seine 1986 veröffentlichte Lyriksammlung 'eines je-den einziges leben' gibt diesem Engagement für die Würde des unersetzlichen, unverwechselbaren individuellen Menschen besonders eindringlich Sprachgestalt. Zugleich findet Kunze, der die hier publizierten Gedichte nach seiner Übersiedlung aus der DDR in den Westen schrieb, in diesem Band zu einer in seiner Poesie bis zu diesem Zeitpunkt unerreichten gelassenen Heiterkeit und anmutigen Lebensfreude: Mit der sozialistischen Diktatur, die Kunze wie wenigenanderen zugesetzt hatte, schüt-telte er einen Alpdruck ab. der auf seinem Leben lastete. Dem nachfolgenden "Durchatmen", wie Kunze selbst es nannte, verdanken einige seiner betörendsten Gedichte ihre Entstehung. Die Neue Zürcher Zeitung schrieb über 'eines jeden einziges leben': "Dichten als existentielle Notwendigkeit. Lippenbekenntnisse dieser Art gibt es viele. Wenn aber Reiner Kunze 'mit den Lippen Wörter schält', an Worten wie an Satzzeichen alles Überflüssige wegläßt, so hat das eine Dimension, die jeden Zweifel an Aufrichtigkeit oder Radikalität hinwegfegt."
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