Mit der Kurzgeschichte Discovery Home hat er die literarische Buhne betreten, danach die wichtigste Zeitschrift fur neue afrikanische Literatur Kwani? gegrundet. Der nachhaltige Erfolg seiner Satire How to Write About Africa hat ihn zur Stimme des modernen Afrika gemacht. In einem Interview sagte Binyavanga Wainaina, daß er schon immer ein großes Buch uber das postkoloniale Afrika schreiben wollte, es aber 7 Jahre brauchte, bis er die richtigeForm und Sprache gefunden hat, um ausdrucken zu können, was Afrika fur ihn selbst bedeutet und wie er Afrika gesehen haben will. Seine autobiografi sche Reise fuhrt nach Kenia, dem Land, in dem er aufgewachsen ist, das ihn geprägt hat und von dem aus er in die Welt gegangen ist. Sie fuhrt auch nach Uganda, dem Land, in dem seine Mutter geboren wurde und nach Sudafrika, wo er studierte und sein coming out als Schriftsteller hatte. Binyavanga Wainaina schreibt uber sein Heranwachsen in der urbanen Mittelklasse Kenias, in einer kulturellen,ethnischen und lingualen Vielfalt, die ihn als Kind verwirrt und zugleich fasziniert. Er beschreibt den Prozeß seines Erwachsenwerdens, wie ihn als junger Mann die sudafrikanische Post-Apartheid-Gesellschaft verunsichert, der einzige Ausweg fur ihn die Flucht in die Literatur und die Ruckkehr zu seiner Familie nach Kenia ist. Am Ende des Buches begegnet uns der erwachsene Autor, der zu seiner Sprache und Identität gefunden hat, mit kritischen, aber brilliant geschriebenen Reiseberichten aus dem heutigen Afrika.Binyavanga Wainaina, geboren 1971 in Kenia, studierte in Sudafrika Wirtschaftund arbeitete anschließend in Kapstadt als Journalist.Er gewann 2002 den Caine Prize for African Writing fur die autobiografi scheKurzgeschichte Discovering Home. 2006 absolvierte er an der University ofEast Anglia in Norwich ein Magister-Studium in Creative Writing und schriebfur National Geographic, The Virginia Quarterly Review, Granta und The NewYork Times. Er ist Herausgeber von Kwani?, einem fuhrenden afrikanischen Literaturmagazin mit Sitz in Kenia. 2009 ubernahm Wainaina die Leitung des Chinua Achebe Centers am Bard College, New York.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Michael Bitala freut sich sehr über die Autobiografie des kenianischen Schriftstellers Binyavanga Wainaina. Das liegt zum einen an Wainainas einprägsamen Bildern für Neokolonialismus, Afrika-Klischees und eine Mittelstandsjugend in den Clubs von Kapstadt. Vor allem aber liegt es am klugen, unabhängigen Blick eines Mannes, der dem Rezensenten ein anderes Bild von Afrika vermittelt, anders, als wir es gewohnt sind, anders womöglich auch, als manche es wünschen. Dass der Autor seinem Buch auf der Homepage des Wunderhorn Verlags ein nicht unerhebliches Kapitel seiner Vita hinzufügt, ist für Bitala die eigentliche Sensation dieser Autobiografie. Hier nämlich bekennt sich Wainaina zu seiner Homosexualität, für einen Afrikaner ein ungeheuer mutiger Schritt, wie Bitala vermerkt. Mit diesem nachgelieferten Kapitel wird dem Rezensenten auch so manches zuvor unverständliche Detail aus diesem abwechslungsreichen Leben klar.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.02.2014Jenseits von Geldof-Afrika
Binyavanga Wainaina erzählt von seiner Kindheit in Kenia – und
nutzt seine Autobiografie für ein Bekenntnis zu seiner Homosexualität
VON MICHAEL BITALA
Wer eine Biografie schreibt, filtert aus dem Leben eines anderen Erzählenswertes heraus. Wer sein eigenes Leben schildert, hat diesen Vorteil nicht. So werden Autobiografien schnell eitel und langatmig, denn eine Regel wird oft vergessen: Dein Leben ist für dich in jeder Facette spannend, für andere noch lange nicht.
Binyavanga Wainaina hat sich erinnert, und das, was er schreibt, ist zum Glück weder eitel noch langatmig. Er ist zwar gerade mal etwas über 40, aber er hatte sich schon lange vorgenommen, über seine Kindheit in Kenia, sein Studium in Südafrika und sein Pendeln zwischen New York und Nairobi zu berichten. „Eines Tages werde ich über diesen Ort schreiben“, heißt sein Buch. Und darin gibt er – zumindest für deutsche Leser – sehr seltene Einblicke. Hier schreibt nämlich ein Kenianer aus dem Mittelstand, ein Mann, der behütet in einer Provinzstadt aufgewachsen ist. Kein Elend wird geschildert, kein mythenreiches Afrika, kein aufrechter Kampf gegen Unterdrücker. Nichts also, was wohl die meisten von einem Afrikaner erwarten. Nein, hier schreibt einer, der unabhängig, klug, kosmopolitisch ist – und sich trotzdem über sein Leben wundert.
Wainaina gehört zu den bekanntesten afrikanischen Autoren. 2002 gewann er den Caine Prize for African Writing, sein 2005 veröffentlichter Essay „Schreiben Sie so über Afrika!“ fand weltweit Leser. Er begann so: „Verwenden Sie in der Überschrift die Wörter ,Afrika‘, ,Finsternis‘ oder ,Safari‘, im Untertitel können außerdem Begriffe wie ,Sansibar‘, ,Nil‘, ,Groß‘, ,Himmel‘, ,Schatten‘, ,Trommel‘ oder ,Sonne‘ auftauchen. Immer hilfreich sind Wörter wie ,Guerillas‘, ,zeitlos‘, ,ursprünglich‘ oder ,Stamm‘. Zeigen Sie niemals das Bild eines modernen Afrikaners auf dem Buchumschlag, es sei denn, er hätte den Nobelpreis gewonnen. Verwenden Sie stattdessen: eine Kalaschnikow, hervortretende Rippen, nackte Brüste. Falls Sie tatsächlich einen Afrikaner abbilden müssen, nehmen Sie einen Massai, Zulu oder Dogon.“
Wer diesen Essay kennt, weiß, was er von Wainaina erwarten kann. Und nun sorgt er – obwohl seine Erinnerungen seit Monaten auf dem deutschsprachigen Markt sind – für Aufsehen. Hat er doch vor Kurzem einen kleinen Teil nachgeliefert, ein „verlorenes Kapitel“, nachzulesen unter www.wunderhorn.de, in dem er sich zu seiner Homosexualität bekennt (SZ vom 28. Januar). Und das ist für einen Kenianer ziemlich spektakulär. In vielen afrikanischen Ländern ist es lebensgefährlich.
Noch weiß niemand, was Binyavanga Wainaina widerfahren wird, wenn er nach Nigeria reist. Oder nach Uganda, Simbabwe, in den Sudan. Schon jetzt aber steht fest, dass seine Erinnerungen durch dieses Kapitel zum Vexierbild geworden sind. Plötzlich wird manches klar, über das man zuvor noch gerätselt hat. Wainainas Autobiografie beginnt in der Provinzstadt Nakuru, und schon die ersten Zeilen machen deutlich, was ihn bis heute beschäftigt: „Ich bin sieben und habe immer noch keine rechte Ahnung, warum anscheinend alle um mich herum wissen, was sie tun und warum sie es tun.“ Ein paar Seiten weiter heißt es: „Ich stehe immer da und sehe zu, wie die Leute kühn nach dem Ruf der Wörter handeln. Ich kann ihnen nur folgen. Sie scheinen weder zu stolpern noch in die Löcher zu fallen, die ihre Überzeugung nicht sieht. Also muss ihre Sicherheit die richtige Welt sein. Ich setze das Glas ab. Irgendetwas stimmt mit mir nicht.“
Halt findet der Junge in Büchern, er verschlingt sie, hortet sie, klaut sie. In der Schule gehört er zu den Besten, auch wenn seine Schwester immer noch etwas besser ist als er. Und doch zählt das alles nichts, wenn man nicht zur richtigen Volksgruppe gehört. Wainaina ist Kikuyu, der damalige Präsident Kalenjin. Keine Frage also, wer auf die besten weiterführenden Schulen gehen darf und wer nicht.
Wainainas Erinnerungen sind Skizzen, Szenen, Fragmente, detailverliebt, keiner Chronologie folgend, und anfangs auch nicht einfach zu lesen. Zu holprig klingt das, was er sich heute als kindliche Sprache, als kindliche Gedanken vorstellt, dafür aber gelingen ihm – auch in der deutschen Übersetzung von Thomas Brückner – sehr einprägsame Bilder. Da spritzen Dreadlocks Spaghetti-Schatten auf sein Hemd, da spalten tausend Morgensonnen die Bäume und verwandeln den Hudson in einen Highway aus Licht.
Schon vor seinem Coming-out war es sonderbar, dass Wainaina zwar über seine Alkoholphasen, seine viel zu langen Klub-Nächte in Johannesburg und Nairobi, seine Depressionen, sein Scheitern im Studium schreibt. Aber kaum über Sexualität – was in nahezu jeder anderen Autobiografie vorkommt, wenn es um die Jugendjahre geht. Wenn sie denn mal vorkommt, geht es um schwule Erwachsene, die sich an Schülern vergreifen, oder um die lesbische südafrikanische Popsängerin Brenda Fassie („Vulindlela“, „Weekend Special“), die bis zu ihrem Tod 2004 die Heldin für eine ganze Generation Afrikaner war.
Es sind die Passagen in Wainainas Erinnerungen, in denen er über Brenda Fassie schreibt, über den sonderbaren Bob Geldof, oder über Kenianer, die auf einmal keine Kenianer mehr sind, sondern Kikuyu, Kalenjin, Luo oder Massai, die einem besonders im Gedächtnis bleiben. Denn zu Fassie, Geldof, Kenia hatte man zuvor schon ein Bild, nun aber zeichnet es ein Kenianer. Und das ist weit einleuchtender und komischer als das eines Europäers. Über den „König von Äthiopien“, Bob Geldof, schreibt er: „Wo er auch auftaucht, sinken Menschen zu Boden, winden und krümmen sich, können nicht mehr sprechen, sammeln Insekten in den Augen an und sterben anschließend auf BBC.“
Schöner kann man all die Retter-Phantasien der Europäer und Amerikaner in Afrika nicht zusammenfassen. Und weil Wainaina mit ihnen aufgewachsen ist, weil er sich bis heute darüber aufregt, wundert es nicht, dass er – als er den Caine-Preis gewinnt – von den „verdammten Kolonisatoren“ in London schreibt. Die Auszeichnung nimmt er damals noch an. 2007 aber lehnt er die Aufnahme in das Forum Young Global Leaders des Weltwirtschaftsforums ab. Mit der schönen Begründung, er sei Schriftsteller und kein junger Führer.
Wer Wainainas Erinnerungen gelesen hat, wer diesen relativ jungen, wütenden, klarsichtigen und sehr oft auch herrlich komischen Kenianer erlebt hat, der wünscht sich viel mehr Autobiografien aus Afrika – und viel weniger von grauen, alten Herrn aus Europa oder Amerika.
Wo der König von Äthiopien
auftaucht, sammeln sich Insekten
in den Augen der Menschen
Binyavanga Wainaina: Eines Tages werde ich über diesen Ort schreiben.
Erinnerungen. Aus dem Englischen von Thomas Brückner. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2013. 320 Seiten, 24,80 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Binyavanga Wainaina erzählt von seiner Kindheit in Kenia – und
nutzt seine Autobiografie für ein Bekenntnis zu seiner Homosexualität
VON MICHAEL BITALA
Wer eine Biografie schreibt, filtert aus dem Leben eines anderen Erzählenswertes heraus. Wer sein eigenes Leben schildert, hat diesen Vorteil nicht. So werden Autobiografien schnell eitel und langatmig, denn eine Regel wird oft vergessen: Dein Leben ist für dich in jeder Facette spannend, für andere noch lange nicht.
Binyavanga Wainaina hat sich erinnert, und das, was er schreibt, ist zum Glück weder eitel noch langatmig. Er ist zwar gerade mal etwas über 40, aber er hatte sich schon lange vorgenommen, über seine Kindheit in Kenia, sein Studium in Südafrika und sein Pendeln zwischen New York und Nairobi zu berichten. „Eines Tages werde ich über diesen Ort schreiben“, heißt sein Buch. Und darin gibt er – zumindest für deutsche Leser – sehr seltene Einblicke. Hier schreibt nämlich ein Kenianer aus dem Mittelstand, ein Mann, der behütet in einer Provinzstadt aufgewachsen ist. Kein Elend wird geschildert, kein mythenreiches Afrika, kein aufrechter Kampf gegen Unterdrücker. Nichts also, was wohl die meisten von einem Afrikaner erwarten. Nein, hier schreibt einer, der unabhängig, klug, kosmopolitisch ist – und sich trotzdem über sein Leben wundert.
Wainaina gehört zu den bekanntesten afrikanischen Autoren. 2002 gewann er den Caine Prize for African Writing, sein 2005 veröffentlichter Essay „Schreiben Sie so über Afrika!“ fand weltweit Leser. Er begann so: „Verwenden Sie in der Überschrift die Wörter ,Afrika‘, ,Finsternis‘ oder ,Safari‘, im Untertitel können außerdem Begriffe wie ,Sansibar‘, ,Nil‘, ,Groß‘, ,Himmel‘, ,Schatten‘, ,Trommel‘ oder ,Sonne‘ auftauchen. Immer hilfreich sind Wörter wie ,Guerillas‘, ,zeitlos‘, ,ursprünglich‘ oder ,Stamm‘. Zeigen Sie niemals das Bild eines modernen Afrikaners auf dem Buchumschlag, es sei denn, er hätte den Nobelpreis gewonnen. Verwenden Sie stattdessen: eine Kalaschnikow, hervortretende Rippen, nackte Brüste. Falls Sie tatsächlich einen Afrikaner abbilden müssen, nehmen Sie einen Massai, Zulu oder Dogon.“
Wer diesen Essay kennt, weiß, was er von Wainaina erwarten kann. Und nun sorgt er – obwohl seine Erinnerungen seit Monaten auf dem deutschsprachigen Markt sind – für Aufsehen. Hat er doch vor Kurzem einen kleinen Teil nachgeliefert, ein „verlorenes Kapitel“, nachzulesen unter www.wunderhorn.de, in dem er sich zu seiner Homosexualität bekennt (SZ vom 28. Januar). Und das ist für einen Kenianer ziemlich spektakulär. In vielen afrikanischen Ländern ist es lebensgefährlich.
Noch weiß niemand, was Binyavanga Wainaina widerfahren wird, wenn er nach Nigeria reist. Oder nach Uganda, Simbabwe, in den Sudan. Schon jetzt aber steht fest, dass seine Erinnerungen durch dieses Kapitel zum Vexierbild geworden sind. Plötzlich wird manches klar, über das man zuvor noch gerätselt hat. Wainainas Autobiografie beginnt in der Provinzstadt Nakuru, und schon die ersten Zeilen machen deutlich, was ihn bis heute beschäftigt: „Ich bin sieben und habe immer noch keine rechte Ahnung, warum anscheinend alle um mich herum wissen, was sie tun und warum sie es tun.“ Ein paar Seiten weiter heißt es: „Ich stehe immer da und sehe zu, wie die Leute kühn nach dem Ruf der Wörter handeln. Ich kann ihnen nur folgen. Sie scheinen weder zu stolpern noch in die Löcher zu fallen, die ihre Überzeugung nicht sieht. Also muss ihre Sicherheit die richtige Welt sein. Ich setze das Glas ab. Irgendetwas stimmt mit mir nicht.“
Halt findet der Junge in Büchern, er verschlingt sie, hortet sie, klaut sie. In der Schule gehört er zu den Besten, auch wenn seine Schwester immer noch etwas besser ist als er. Und doch zählt das alles nichts, wenn man nicht zur richtigen Volksgruppe gehört. Wainaina ist Kikuyu, der damalige Präsident Kalenjin. Keine Frage also, wer auf die besten weiterführenden Schulen gehen darf und wer nicht.
Wainainas Erinnerungen sind Skizzen, Szenen, Fragmente, detailverliebt, keiner Chronologie folgend, und anfangs auch nicht einfach zu lesen. Zu holprig klingt das, was er sich heute als kindliche Sprache, als kindliche Gedanken vorstellt, dafür aber gelingen ihm – auch in der deutschen Übersetzung von Thomas Brückner – sehr einprägsame Bilder. Da spritzen Dreadlocks Spaghetti-Schatten auf sein Hemd, da spalten tausend Morgensonnen die Bäume und verwandeln den Hudson in einen Highway aus Licht.
Schon vor seinem Coming-out war es sonderbar, dass Wainaina zwar über seine Alkoholphasen, seine viel zu langen Klub-Nächte in Johannesburg und Nairobi, seine Depressionen, sein Scheitern im Studium schreibt. Aber kaum über Sexualität – was in nahezu jeder anderen Autobiografie vorkommt, wenn es um die Jugendjahre geht. Wenn sie denn mal vorkommt, geht es um schwule Erwachsene, die sich an Schülern vergreifen, oder um die lesbische südafrikanische Popsängerin Brenda Fassie („Vulindlela“, „Weekend Special“), die bis zu ihrem Tod 2004 die Heldin für eine ganze Generation Afrikaner war.
Es sind die Passagen in Wainainas Erinnerungen, in denen er über Brenda Fassie schreibt, über den sonderbaren Bob Geldof, oder über Kenianer, die auf einmal keine Kenianer mehr sind, sondern Kikuyu, Kalenjin, Luo oder Massai, die einem besonders im Gedächtnis bleiben. Denn zu Fassie, Geldof, Kenia hatte man zuvor schon ein Bild, nun aber zeichnet es ein Kenianer. Und das ist weit einleuchtender und komischer als das eines Europäers. Über den „König von Äthiopien“, Bob Geldof, schreibt er: „Wo er auch auftaucht, sinken Menschen zu Boden, winden und krümmen sich, können nicht mehr sprechen, sammeln Insekten in den Augen an und sterben anschließend auf BBC.“
Schöner kann man all die Retter-Phantasien der Europäer und Amerikaner in Afrika nicht zusammenfassen. Und weil Wainaina mit ihnen aufgewachsen ist, weil er sich bis heute darüber aufregt, wundert es nicht, dass er – als er den Caine-Preis gewinnt – von den „verdammten Kolonisatoren“ in London schreibt. Die Auszeichnung nimmt er damals noch an. 2007 aber lehnt er die Aufnahme in das Forum Young Global Leaders des Weltwirtschaftsforums ab. Mit der schönen Begründung, er sei Schriftsteller und kein junger Führer.
Wer Wainainas Erinnerungen gelesen hat, wer diesen relativ jungen, wütenden, klarsichtigen und sehr oft auch herrlich komischen Kenianer erlebt hat, der wünscht sich viel mehr Autobiografien aus Afrika – und viel weniger von grauen, alten Herrn aus Europa oder Amerika.
Wo der König von Äthiopien
auftaucht, sammeln sich Insekten
in den Augen der Menschen
Binyavanga Wainaina: Eines Tages werde ich über diesen Ort schreiben.
Erinnerungen. Aus dem Englischen von Thomas Brückner. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2013. 320 Seiten, 24,80 Euro.
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