'Der Krieg hat mir die schönsten Jahre des Lebens kaputt gemacht und zugleich geholfen, schneller zu lernen, wer ich selbst bin.' Was Tatjana Gromaca in einem Interview über sich selbst sagt, trifft auch ins Zentrum ihres gefeierten Roman-Debüts 'Eines Tages'. In 138 Kurzkapiteln begleiten wir die Heldin von der Kindheit auf dem Land bis zur jungen, erwachsenen Frau in der Stadt. Dabei schauen wir durch ihre Augen auf die Welt und wachsen mit ihr mit. Der naive, aber unverstellt scharfe Kinderblick fasst den Alltag der Familie und des Dorfes in präzise, poetische Bilder, in welchen sich die Sehnsüchte der Heldin, die kurzen Momente des Glücks wie auch der geisttötende Charakter ihrer autoritären Umgebung spiegeln. Erst mit dem in der Ferne ausbrechenden Krieg, der das Dorf spaltet und ihre serbischkroatische Familie auseinanderreißt, erfolgt eine rasche Reifung vom Mädchen zur Schülerin, Geliebten, Studentin und führt die junge Frau in die Stadt. Hier werden die Absurditäten der Erwachsenenwelt nun bewusst wahrgenommen, Bürokratie, politische und nationale Dummheiten reflektiert und wo möglich Widerstand geleistet, während die eigene Haltlosigkeit in der Gesellschaft und die Flucht in ein exzessives Studentenleben sie zunehmend an den Rand der Gesellschaft drängen.Schonungslos, aber mit Humor und Sympathie für ihre Figuren, erzählt Gromaca in einfacher, kristalliner Sprache von der abhanden gekommenen Zärtlichkeit und der Sehnsucht nach ihr.'Tatjana Gromaca nimmt die Wirklichkeit detailgenau in den Blick, fasst mit knappen Sätzen nach den Rätseln des Alltags und verwandelt diese wie nebenbei in Poesie. In einem nach wie vor ideologisierten Umfeld gleicht ihre Pathosabstinenz einer kleinen Sensation. Gromaca ist die unbeirrteste Stimme der jungen kroatischen Literatur.'Ilma Rakusa
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
So scharfsinnig wie bitter erscheint Ilma Rakusa dieser kurze Roman von Tatjana Gromaca, in dem die Autorin die Geschichte einer kaputten Kindheit und Jugend am Rand des Jugoslawienkrieges erzählt. Dass die Autorin die Handlung bruchstückhaft konstruiert und in Kürzestkapiteln vom Leben auf dem Dorf bis zu den Zerstörungen des Krieges Einzelschicksale und gesellschaftliche Verwerfungen auslotet, scheint Rakusa zunächst zu irritieren. Die Genauigkeit und Poesie des an Wendungen reichen Erzählens aber reißt sie schließlich mit, zumal die Autorin auf jegliches Pathos oder eine Beurteilung des Geschilderten verzichtet und Raum lässt für die Fantasie der Leserin, wie Rakusa schreibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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