Der Zusammenbruch der US-amerikanischen Silicon Valley Bank sorgt weltweit für Unruhe, in der Finanzbranche geht die Angst vor einem Dominoeffekt um. Als dann auch noch die Credit Suisse ins Wanken gerät und mit Unterstützung der Schweizer Notenbank von der UBS übernommen wird, sind die
Crash-Propheten wieder da und die Medien voll mit alarmierenden Fragen, ob unser Geld noch sicher…mehrDer Zusammenbruch der US-amerikanischen Silicon Valley Bank sorgt weltweit für Unruhe, in der Finanzbranche geht die Angst vor einem Dominoeffekt um. Als dann auch noch die Credit Suisse ins Wanken gerät und mit Unterstützung der Schweizer Notenbank von der UBS übernommen wird, sind die Crash-Propheten wieder da und die Medien voll mit alarmierenden Fragen, ob unser Geld noch sicher ist.
Pünktlich zu diesem Termin erscheint – natürlich rein zufällig – die zweite Auflage von „Einfach genial entscheiden im Falle einer Finanzkrise“ von Hartmut Walz. Auch er beunruhigt zwar seine Leser mit Fakten und Details über versteckte Staatsfinanzierung durch die nationale Notenbanken oder die in vielen Anlage- und Vorsorgeprodukten schlummernden Risiken, aber Walz zeigt immer auch Handlungsoptionen, um im Fall der Fälle gut gerüstet zu sein.
Gegenüber der ersten Auflage, die noch als Taschenbuch erschien, fokussiert sich Walz in der zweiten Auflage auf neuere Entwicklungen wie z. B. dem mühsamen Ausstieg aus der Null- und Negativzinspolitik oder dem Wunsch nach nachhaltigen („grünen“) Investments. Zudem hat er sein Datenmaterial aktualisiert. Ältere Erläuterungen und Analysen sind nicht mehr enthalten, sollen aber noch auf der Webseite des Autors kostenlos als PDF zur Verfügung gestellt werden. Da sich die Überarbeitungen in Grenzen halten, müssen Besitzer der Vorauflage selbst entscheiden, ob sich der Neukauf für sie lohnt.
Im Durchschnitt verfügen deutsche Bürger ganz eindeutig über zu viel inflations- und damit ausfallgefährdetes Geldvermögen im Verhältnis zu Sachvermögen, das von diesen Risiken weniger betroffen ist. Oft dominieren gerade bei weniger vermögenden Menschen, die über kein Immobilienvermögen verfügen, die Geldvermögensanteile in den Reserven über 90 %. Vor dem Hintergrund eines möglichen Euro-Crashs ist dies besonders kritisch zu sehen. Was also tun?
Walz empfiehlt die Erstellung einer Privatbilanz, die als Vorlage auch auf seiner Webseite zur Verfügung steht. Was sich kompliziert anhört, ist in der Praxis einfach umzusetzen, da zu den einzelnen Posten wie "Spareinlagen", "Immobilien" und "Aktiendepot" nur grobes Zahlenmaterial notwendig ist, um eine Übersicht über die vorhandenen Vermögensanteile und ihre Aufteilung in Geld- und Sachvermögen zu erstellen. Selbst für eine überschlägige Berechnung der Altersrente in der Zukunft (Barwert), hat Walz eine einfache Abschätzung parat.
Er erklärt mit einem 12-Punkte-Plan, wie man seine Privatbilanz robuster macht (ausgewogenes Verhältnis Geld- und Sachvermögen, Einlagensicherung kritisch bewerten, Staatsanleihen in Fremdwährungen, Immobilie, Gold, möglichst wenig Schulden etc.) und sich dadurch auf einen möglichen Crash vorbereiten kann, bei geringen Kosten und überschaubarem Aufwand. Er erläutert, welche relevanten Risiken der Leser kennen sollte, um diese dann mit seiner eigenen Risikotragfähigkeit (Was kann ich wirtschaftlich verkraften?) und Risikotoleranz (Mit welchen Risiken kann ich "leben"?) in Übereinstimmung zu bringen. Besonders nützlich haben mir die vielen konkreten, praxisnahen und sehr hilfreichen Fallbeispiele gefallen, die das Gelesene nochmals verdeutlichen.
Die Bewertung von Anlageklassen und -produkten ist bemerkenswert konkret (Euro-Anleihen, Fremdwährungen, Gold usw.), genauso wie Walz‘ Hilfestellung bei der Steuerung von Risiken (Einlagensicherung, Klumpenrisiken). Auch sein kritischer Blick auf die Gefahren aus manchen Anlagevehikeln (z. B. die Kapitallebensversicherung) ist sehr hilfreich.
Walz zeigt mit seiner sachlichen und praxisnahen Darstellung, warum man dem Aktivitätsdruck von selbsternannten Crash-Propheten nicht nachgeben sollte. Statt einem "Schwarzmaler-Geschäftsmodell" auf den Leim zu gehen, ist eine Crashvorsorge auch mit einfachen und kostengünstigen Anlagen und vertretbarem Aufwand möglich. Erfreulicherweise ist der Text nach wie vor komplett genderfrei und liest sich daher angenehm flüssig und sehr verständlich.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)