Am Anfang steht immer die Zutat – wer nach diesem Credo kocht, wird an Nigel Slaters „Einfach genießen“ seine helle Freude haben. Dieses Standardwerk ist bereits 2006 in der deutschen Erstausgabe erschienen, hat aber bis zum heutigen Tag nichts von seiner Aktualität eingebüßt und sollte in keiner
Küchenbibliothek fehlen.
Wie für den englischen Food-Journalisten üblich, nimmt der Theorieteil…mehrAm Anfang steht immer die Zutat – wer nach diesem Credo kocht, wird an Nigel Slaters „Einfach genießen“ seine helle Freude haben. Dieses Standardwerk ist bereits 2006 in der deutschen Erstausgabe erschienen, hat aber bis zum heutigen Tag nichts von seiner Aktualität eingebüßt und sollte in keiner Küchenbibliothek fehlen.
Wie für den englischen Food-Journalisten üblich, nimmt der Theorieteil großen Raum ein, wobei Theorie eigentlich nicht die richtige Bezeichnung ist. Korrekt wäre eher Küchenphilosophie. Slater spricht sich für einen entspannten und Genuss orientierten Umgang mit den Nahrungsmitteln aus, er steht hinter der Einstellung „Alles kann, nichts muss“. Ein schlechtes Gewissen sollte man sich nicht machen, und wenn der Appetit nach einer Pizza vom Lieferdienst oder einem Burger verlangt, who cares?
Die Freude am Kochen und nicht das sklavische Einhalten von Mengenangaben und Zutaten steht bei Slater im Vordergrund. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, wenn es darum geht, Rezepte abzuwandeln, setzt allerdings ein gewisses Maß an Basiswissen voraus.
Und hier kommt „Einfach genießen“ ins Spiel. Einem absoluten Neuling in der Küche würde ich dieses Werk allerdings nicht unbedingt in die Hand geben, mir scheint es eher geeignet für Hobbyköche, die ihre Fähigkeiten ausbauen und verfeinern möchten.
Zu Beginn nimmt Nigel Slater die diversen Küchengerätschaften, die heutzutage in keinem Haushalt fehlen sollten, unter die Lupe und prüft sie auf ihre Tauglichkeit. Es ist nicht verwunderlich, dass der Großteil völlig überflüssig ist. Warum sollte man einen Pizzaroller in der Schublade haben, wenn man die Pizza auch mit einem Messer zerteilen kann? Reduzieren auf das Wesentliche, dieses aber in bester Qualität – nach diesem Motto sollte man die Schränke und Schubladen füllen. Und da ist in meinem Fall dann durchaus auch Platz für ein preiswertes, kleines Messer, mit dem ich seit Jahrzehnten mein Gemüse schneide und dessen Form optimal in meiner Hand liegt.
Dann stellt sich natürlich auch noch die Frage nach den Lebensmitteln, nach Fleisch, Fisch, Kräutern, Obst-und Gemüsesorten. Welche gibt es, wie kann man sie zubereiten und wie lassen sie sich schmackhaft kombinieren?
Und natürlich gibt es auch Rezeptvorschläge. Basics wie Brühen, Fonds und Saucen, aber auch vollständige Gerichte sind hier zu finden. Allerdings unterscheiden sich Slaters Rezepte grundlegend von dem, was man in herkömmlichen Kochbüchern findet. Seine Art der Zutatenbeschreibung erinnert mich eher an die Art und Weise, wie traditionelle Rezepte innerhalb der Familie weitergegeben werden. Die Zutaten stehen fest, aber die Mengenangaben sind meist sehr vage und differieren von Fall zu Fall. Allerdings bietet Nigel Slater auch sehr oft Variationsmöglichkeiten an, falls bei spontanem Hunger das eine oder andere nicht im Vorratsschrank zu finden ist.
„Einfach genießen“ ist ein Kochbuch, dessen Titel Programm ist: Essen ist mehr als bloße Nahrungszufuhr. Genuß ist das Thema, denn „wer nicht genießt, ist ungenießbar“ (frei nach Konstantin Wecker).