Leben wie ein Straßenbahnführer? Mit vorgegebener Strecke und genau festgelegtem Fahrplan? Will Michele das wirklich? Federico jedenfalls nicht. Die Geschichte zweier Freunde, zweier Lebenswege, zweier Lieben - reich an starken Bildern und Gefühlen und doch lausbübisch und charmant erzählt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.01.2010Auf und davon
"Wenn ich ein Flugzeug besteige, schaue ich mehrmals aufs Ticket und kontrolliere die Platznummer. In meinem Gehirn fehlt der Teil mit dem Erinnerungsvermögen für Platzkarten." Solche Geständnisse kennzeichnen den fünfunddreißigjährigen Ich-Erzähler Michele als einen durchweg normalen Mann, mit dem sich jeder identifizieren kann, weil es ihm in vielen Alltagsdingen genauso ergeht wie einem selbst. Auch was seinen Hang zum bequemen In-den-Tag-Hineinleben angeht. Das bestätigen seit 2006 annährend eine Million Leser in Italien, die diesen frisch-frechen Roman über eine Männerfreundschaft und den mutigen Aufbruch in ein Leben abseits vorgegebener Wege zu einem Bestseller gemacht haben. In der Nachfolge von Andrea De Carlo durchleuchtet der in seiner lombardischen Heimat auch als Schauspieler sowie als Radio- und Fernsehmoderator erfolgreiche Schriftsteller Fabio Volo souverän und mit Witz die Lebensspanne, in der die Weichen zwischen Jugend und Erwachsenendasein gestellt werden. Micheles Freund Federico sieht die Sache radikal und fühlt sich bei allen Entscheidungen wie ein Straßenbahnführer, der nur "beschleunigen oder bremsen" kann - und wagt einen Neuanfang auf den Kapverden. Für den zurückbleibenden Freund hat er noch einige philosophische Bilder parat, um ihn vom vorgegebenen Gleis entlang der Strecke "Gymnasium, Uni, Arbeit, Kinder, Endstation" abzubringen. Auch in Sachen Liebe: "Eine Paarbeziehung sollte nicht dem Zweck dienen, dem eigenen Leben oder der Verantwortung gegenüber sich selbst zu entfliehen. Sie darf nicht zum Schmerzmittel verkommen, denn sie heilt die Wunden nicht, sondern betäubt sie nur eine Zeitlang." Das Rezept kann man unterschreiben und für Volos Roman die Empfehlung aussprechen: einfach lesen. (Fabio Volo: "Einfach losfahren". Roman. Aus dem Italienischen von Peter Klöss. Diogenes Verlag, Zürich 2009. 286 S., geb., 19,90 [Euro].) reh
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Wenn ich ein Flugzeug besteige, schaue ich mehrmals aufs Ticket und kontrolliere die Platznummer. In meinem Gehirn fehlt der Teil mit dem Erinnerungsvermögen für Platzkarten." Solche Geständnisse kennzeichnen den fünfunddreißigjährigen Ich-Erzähler Michele als einen durchweg normalen Mann, mit dem sich jeder identifizieren kann, weil es ihm in vielen Alltagsdingen genauso ergeht wie einem selbst. Auch was seinen Hang zum bequemen In-den-Tag-Hineinleben angeht. Das bestätigen seit 2006 annährend eine Million Leser in Italien, die diesen frisch-frechen Roman über eine Männerfreundschaft und den mutigen Aufbruch in ein Leben abseits vorgegebener Wege zu einem Bestseller gemacht haben. In der Nachfolge von Andrea De Carlo durchleuchtet der in seiner lombardischen Heimat auch als Schauspieler sowie als Radio- und Fernsehmoderator erfolgreiche Schriftsteller Fabio Volo souverän und mit Witz die Lebensspanne, in der die Weichen zwischen Jugend und Erwachsenendasein gestellt werden. Micheles Freund Federico sieht die Sache radikal und fühlt sich bei allen Entscheidungen wie ein Straßenbahnführer, der nur "beschleunigen oder bremsen" kann - und wagt einen Neuanfang auf den Kapverden. Für den zurückbleibenden Freund hat er noch einige philosophische Bilder parat, um ihn vom vorgegebenen Gleis entlang der Strecke "Gymnasium, Uni, Arbeit, Kinder, Endstation" abzubringen. Auch in Sachen Liebe: "Eine Paarbeziehung sollte nicht dem Zweck dienen, dem eigenen Leben oder der Verantwortung gegenüber sich selbst zu entfliehen. Sie darf nicht zum Schmerzmittel verkommen, denn sie heilt die Wunden nicht, sondern betäubt sie nur eine Zeitlang." Das Rezept kann man unterschreiben und für Volos Roman die Empfehlung aussprechen: einfach lesen. (Fabio Volo: "Einfach losfahren". Roman. Aus dem Italienischen von Peter Klöss. Diogenes Verlag, Zürich 2009. 286 S., geb., 19,90 [Euro].) reh
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Einen bleibenden Eindruck hat Fabio Volos neuer Roman "Einfach losfahren" bei Barbara Villiger Heilig nicht hinterlassen. In dem "Seifenwasser-Romänchen", wie die Rezensentin spottet, erfährt der Leser die guten und schlechten Zeiten der Beziehung des nach Meinung Villiger Heiligs "spätpubertären" Michele und seiner Freundin Francesca. Vom Tod des besten Freundes bis zu den ganz großen Gefühlen hat der "Gute-Laune- Bestseller-Autor", wie ihn die Rezensentin tituliert, in seinen Roman alles reingepackt, natürlich inklusive Happy-End, so Villiger Heilig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Wenige Autoren verstehen es, so über die Liebe zu schreiben, dass man beim Lesen ganz ergriffen ist, weil die Geschichte so schön ist. Fabio Volo hat das Talent.« Florian Römer / Gong Gong