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Die Zeitgeschichte zählt zu den am stärksten nachgefragten Teilgebieten des Geschichtsstudiums. Neben der Behandlung der Thematik im engeren Sinn werden auch Praxishinweise für die Seminararbeit sowie für die Literatursuche gegeben. Mit einem Ausblick auf die möglichen Tätigkeitsfelder für Zeithistoriker außerhalb der Universität schließt der wertvolle Studienbegleiter.

Produktbeschreibung
Die Zeitgeschichte zählt zu den am stärksten nachgefragten Teilgebieten des Geschichtsstudiums. Neben der Behandlung der Thematik im engeren Sinn werden auch Praxishinweise für die Seminararbeit sowie für die Literatursuche gegeben. Mit einem Ausblick auf die möglichen Tätigkeitsfelder für Zeithistoriker außerhalb der Universität schließt der wertvolle Studienbegleiter.
Autorenporträt
Dr. phil. habil. Gabriele Metzler, geboren 1967, Studium der Geschichte; war Stipendiatin der Max-Planck-Gesellschaft. Derzeit ist sie Professorin für die Geschichte Westeuropas und der transatlantischen Beziehungen an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.2005

Großer Zäsurenzauber
Gabriele Metzlers Versuch, in das Studium der Zeitgeschichte einzuführen

Gabriele Metzler: Einführung in das Studium der Zeitgeschichte. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2004. 346 Seiten, 17,90 [Euro].

Der Bedarf ist offensichtlich groß. Denn innerhalb weniger Jahre sind mehrere Einführungen in die Zeitgeschichte erschienen - und zwar durchaus unterschiedlich angelegt, aber alle in dem Bestreben geschrieben, denjenigen, die am Fach interessiert sind und es womöglich studieren wollen, einen ersten Einblick in seine Grundlagen und seine Themenfelder zu geben. Dies ist auch die Absicht von Gabriele Metzler. Ihr Buch ist in vier große Abschnitte gegliedert. Zunächst wendet sie sich der Frage zu: "Was ist und wie studiert man Zeitgeschichte?" Hierin werden Definitionen, Kontroversen und Perspektiven ebenso abgehandelt wie methodische und theoretische Probleme. In einem zweiten Abschnitt werden neun "Themen der Zeitgeschichte" vorgestellt. Hieran schließen sich "Hinweise für die Praxis zeithistorischer Studien und Forschung" an. Ausführungen über das Thema "Zeitgeschichte als Beruf" schließen das Buch ab. Das Werk ist reich bebildert und mit Diagrammen sowie Tabellen versehen, die die Anschaulichkeit erhöhen.

Der erste Abschnitt behandelt sehr detailliert zentrale Probleme des Fachs und verbindet die Verortung der Zeitgeschichte in der Vergangenheit mit Postulaten für die künftige Entwicklung. Frau Metzler geht darin detailliert auf die Frage zeitlicher Zäsuren ein. Ausgehend von der Definition von Hans Rothfels von 1953, daß die Zeitgeschichte "die Epoche der Mitlebenden und ihre wissenschaftliche Behandlung" sei und als Zäsur das Jahr 1917 (Eintritt der Vereinigten Staaten in den Weltkrieg, Oktoberrevolution in Rußland) als Beginn dieser Epoche definierte, setzt sich die Autorin grundsätzlich mit der Relativität von historischen Zäsuren auseinander. So stellt sie 1945 als neue Epochengrenze zur Diskussion, ohne indessen für eine Eliminierung der Zwischenkriegszeit und des Nationalsozialismus aus der Zeitgeschichte einzutreten.

Gabriele Metzler wendet sich jedoch dezidiert dagegen, die von ihr diagnostizierte Verengung der deutschen Zeitgeschichtsforschung in der Tradition von Rothfels auf Deutschland und Europa fortzuschreiben. Sie plädiert statt dessen für die Einbettung auch der deutschen Zeitgeschichte in einen größeren internationalen Kontext. Hierfür sei es notwendig, dem historischen Vergleich, dem Verflechtungsansatz und den Methoden der Transferforschung ein größeres Gewicht beizumessen. Letztlich geht es ihr um die Definition einer neuen Zeitgeschichte im Zeitalter der Globalisierung.

Wer im zweiten Abschnitt die praktische Umsetzung dieser hehren Postulate erwartet, erlebt allerdings eine große Enttäuschung. Zunächst einmal reduziert Frau Metzler die Zeitgeschichte auf die Zeit nach 1945. Der Nationalsozialismus und seine Vorgeschichte, lange Zeit das zentrale Themenfeld der Zeitgeschichte, werden somit als Teil des Faches weggezaubert. Dies kann der Leser nur mit Verwunderung zur Kenntnis nehmen, weil die Autorin selbst als Fragen der Zeitgeschichte jene bezeichnet, die "zum Teil noch nicht zu Geschichte geronnen, sondern . . . nach wie vor aktuell und umstritten" sind, "in einem unmittelbaren Bezug zu tagespolitischen Fragen" stehen und auf "das historische und politische Bewußtsein der Gegenwart" einwirken. Dies trifft - wie die Debatten in den vergangenen Jahren über die sogenannte Wehrmachtsausstellung oder etwa die Goldhagen-Kontroverse belegen - für die nationalsozialistische Zeit vielleicht stärker zu als für viele Themen der Nachkriegsgeschichte.

Ebenso überrascht Frau Metzler den Leser zu Beginn des zweiten Abschnitts mit der Ankündigung, daß sie den Schwerpunkt des empirischen Teils auf die deutsche Nachkriegsgeschichte legen werde. Dies wird zwar mit der Forschungslage begründet, vermag aber im Hinblick auf die im ersten Abschnitt geweckten Erwartungen kaum zu überzeugen. Die behandelten Themenfelder selbst sind sehr gesellschafts- und kulturlastig. Politische Fragen sind nur von sekundärer Bedeutung. Dies gilt insbesondere für das politische System und die Innenpolitik der beiden deutschen Staaten, die insgesamt schemenhaft bleiben. Die wichtigsten politischen Institutionen und Organisationen (hier zum Beispiel Verbände und Massenorganisationen) werden nur punktuell oder gar nicht genannt, geschweige denn in bezug auf ihre Rolle im politischen System analysiert. Damit bleiben die Charakteristika der jeweiligen Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse weitgehend im dunkeln, eine Auseinandersetzung mit den politischen Systemen der Bundesrepublik und der DDR unter systematisch-typisierender Perspektive findet nicht statt. Es versteht sich beinahe von selbst, daß die Verfasserin auch wenig über die Biographien der führenden Politiker zu sagen hat. Der biographische Ansatz interessiert sie nur im Zusammenhang mit der Kontinuität der Eliten vom "Dritten Reich" zur Bundesrepublik, wobei ihre Urteile recht pauschal ausfallen. Des weiteren zeigt die Darstellung, die mehr deskriptiv als analytisch angelegt ist, daß die von der Autorin eingeforderten Methoden des historischen Vergleichs, der Verflechtung und des Transfers bisher noch weitgehend Postulat geblieben sind. Jedenfalls ist hierüber in ihren Ausführungen wenig zu finden.

Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, daß sich in die Darstellung in diesem Teil der Einführung der eine oder andere Fehler eingeschlichen hat oder eine Terminologie gewählt wird, die nicht angemessen ist. Der Artikel 131 Grundgesetz und die dazugehörige Gesetzgebung war nicht genuin auf NS-Belastete zugeschnitten, sondern auf Flüchtlinge und solche Beamte, die ihren Dienstherren verloren hatten. Der "Fall Schlüter" ereignete sich bereits 1955 und nicht erst Ende der fünfziger Jahre, was durchaus von Belang ist, weil damit das Argument, daß ungebrochene Karrieren von der NS-Zeit in die Bundesrepublik erst Ende der fünfziger Jahre "skandalisiert" worden seien, nicht aufrechtzuerhalten ist. Mit der Bezeichnung "separater Weststaat" übernimmt Frau Metzler die Terminologie der SED, und die Eingriffe der SED unter Ulbricht zu Beginn der fünfziger Jahre, die sich über Recht und Gesetz vielfach hinwegsetzten, als "tiefgreifende Reformen" zu bezeichnen erscheint schlicht deplaziert. Das alles mindert den Wert der Einführung ganz erheblich, wobei jedoch positiv festzuhalten ist, daß interessierte Laien oder Studenten in den Anfangssemestern sowohl im ersten Abschnitt ("Was ist und wie studiert man Zeitgeschichte?") als auch im dritten und vierten Abschnitt (Hinweise auf die Praxis des Studiums und die Berufsfelder) wertvolle Anregungen und Hinweise finden können.

UDO WENGST

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nur teilweise überzeugt zeigt sich Rezensent Udo Wengst von Gabriele Metzlers "Einführung in das Studium der Zeitgeschichte", die einen ersten Einblick in Grundlagen und Themenfelder des Faches zu geben versucht. Zunächst gehe Metzler der Frage nach "Was ist und wie studiert man Zeitgeschichte?", um dann in einem zweiten Abschnitt neun "Themen der Zeitgeschichte" vorzustellen. "Hinweise für die Praxis zeithistorischer Studien und Forschung" und Ausführungen über das Thema "Zeitgeschichte als Beruf" schließen das Buch ab. Wie Wengst berichtet, behandelt Metzler im ersten Abschnitt sehr detailliert zentrale Probleme des Fachs und verbindet die Verortung der Zeitgeschichte in der Vergangenheit mit Postulaten für die künftige Entwicklung. Dabei gehe sie detailliert auf die Frage zeitlicher Zäsuren ein und plädiere für die Einbettung auch der deutschen Zeitgeschichte in einen größeren internationalen Kontext. Eine "große Enttäuschung" erlebt nach Ansicht des Rezensenten, "wer im zweiten Abschnitt die praktische Umsetzung dieser hehren Postulate erwartet." Verwunderlich findet er die Einschränkung der Zeitgeschichte auf die Zeit nach 1945 und auf die deutsche Nachkriegsgeschichte, was ihn nach den im ersten Abschnitt geweckten Erwartungen kaum zu überzeugen vermag. Auch die von der Autorin selbst geforderten Methoden des historischen Vergleichs, der Verflechtung und des Transfers werden nicht umgesetzt. Zudem moniert Wengst eine Reihe von Fehlern. "Das alles mindert den Wert der Einführung ganz erheblich", resümiert Wengst, wobei er positiv festhalten will, "dass interessierte Laien oder Studenten in den Anfangssemestern" wertvolle Anregungen und Hinweise finden können."

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