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Dieses Buch bietet neben einem komprimierten Abriß der amerikanischen Geschichte von der Kolonialzeit bis heute einen Überblick über die Nordamerika - Forschung und Hinweise zu Hilfswissenschaften, Hilfsmitteln sowie zum richtigen Studium. Das Buch ist eine Einführung für alle Studenten der amerikanischen Geschichte.

Produktbeschreibung
Dieses Buch bietet neben einem komprimierten Abriß der amerikanischen Geschichte von der Kolonialzeit bis heute einen Überblick über die Nordamerika - Forschung und Hinweise zu Hilfswissenschaften, Hilfsmitteln sowie zum richtigen Studium. Das Buch ist eine Einführung für alle Studenten der amerikanischen Geschichte.
Autorenporträt
Jürgen Heideking, 1947 bis 2000, war Professor für anglo-amerikanische Geschichte an der Universität Köln.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.1999

Aufstiegsoptimismus im Abwind
Eine schnittige Einführung in die Geschichte der Vereinigten Staaten

Die amerikanische Geschichte ist auch nicht mehr, was sie einmal war. Früher hatte man den klaren, seelenstärkenden Leitfaden von Aufstieg und Entfaltung einer großen liberalen Nation, von großen Männern und großen Taten seit Washingtons und Jeffersons Tagen - daran konnte sich Deutschland, zumal in der Nachkriegszeit, ein Beispiel nehmen. Aber in den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich das amerikanische Bild von der eigenen Geschichte gründlich gewandelt, zunächst in der Fachwissenschaft, dann auch vor den Augen der breiteren Öffentlichkeit. Vielfalt statt Einheit lautet jetzt die Devise, gebrochene Skepsis statt Aufstiegsoptimismus. Die politische Geschichte ist an den Rand gerückt, Sozial- und Kulturgeschichte in mannigfachen Varianten bestimmen das Bild.

In diese sehr komplex gewordene, für den Anfänger nur unter großen Mühen erschließbare Forschungslandschaft führen jetzt Jürgen Heideking und Vera Nünning mit einem knappen Band, wie es ihn bisher in deutscher Sprache nicht gab, kundig ein. Einst, darauf weisen die Verfasser zu Beginn hin, interessierte sich die amerikanische Geschichte in Deutschland vor allem für die deutsche Einwanderung in die Vereinigten Staaten und für die deutsch-amerikanischen Beziehungen - auch das hat sich inzwischen geändert. Die Einführung gibt einen Eindruck davon, welche Konsequenzen sich daraus ergeben, zudem will sie die Praxis stimulieren und nennt zu diesem Zweck nicht nur gedruckte Literatur, sondern führt auch in die Internetressourcen zur amerikanischen Geschichte ein, nennt Adressen zu Stipendienmöglichkeiten und Studienorten.

Wie kondensiert man die Einführung in ein Fach und dazu in mehrere hundert Jahre einer großen Nationalgeschichte auf etwa hundertsechzig Textseiten? Jürgen Heideking, der selber vor zwei Jahren eine darstellende Geschichte der Vereinigten Staaten vorgelegt hat, und Vera Nünning haben sich für den Duktus eines Forschungsberichtes entschieden, der den Einsteigern - gedacht ist vor allem an Studierende - die großen Themen, Teilgebiete und Zugänge der amerikanischen Geschichte in systematischem Aufriß näherbringt. Sie legen großen Wert darauf, den deutschen Lesern die amerikanische Historiographie als Selbstdeutung und Selbstvergewisserung einer Nation zu erklären, und widmen deshalb den allgemeinen Konturen dieser Forschung, von den liberal-whiggistischen Deutungen des neunzehnten Jahrhunderts bis zu den "postmodernen" Dekonstruktionen und Dezentrierungen, einigen Raum - wenn es auch übertrieben scheint, Seiten über Derrida und Foucault einzufügen, die zur amerikanischen Geschichte in gar keine spezifische Beziehung gesetzt werden.

Eine chronologische Perspektive ist nur in dem ganz knappen Aufriß von vier "Entwicklungssträngen" präsent: Hier geht es, diese Auswahl ist plausibel, um die Aus- und Umformung der Demokratie, um die wirtschaftliche Entwicklung als eine "permanente Marktrevolution", um die außenpolitische Rolle der Vereinigten Staaten auf dem Weg zur Welt- und Supermacht und schließlich um die multiethnische Gesellschaft zwischen Sklaverei und "Multikulturalismus". Der größte Teil des Textes ist dann einer Diskussion von Forschungsthemen und Forschungsinteressen in den verschiedenen "Sektoren" der Geschichte gewidmet: der Politikgeschichte, der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte - mit eigenen Kapiteln zur ethnischen und zur Geschlechtergeschichte - sowie der Kulturgeschichte einschließlich der "intellectual history". Dieser Überblick ist fast überall gleichmäßig dicht, konzise und auf dem neuesten Stand.

Die sektorale Gliederung geht auf Kosten der zeitlichen und regionalen Differenzierung; zumal der Süden kommt in diesem Buch generell ein wenig zu kurz. Aber darüber mag man streiten. Wichtiger scheint die Frage, ob die Verfasser gut daran taten, ein möglichst getreues Abbild von der ganzen Vielfalt, ja Heterogenität der Forschung zu präsentieren und den Leser, den Anfänger mit den umfassenden Konsequenzen der Auflösung von Einheit in der amerikanischen Geschichte zu konfrontieren. Für ein solches Vorgehen scheint zunächst alles zu sprechen. In fast schon überscharfer Authentizität spiegelt diese Einführung nicht nur die Pluralisierung der amerikanischen Geschichte, sondern auch die Probleme, die sich daraus für die Geschichtswissenschaft ergeben. Aber man wünschte sich doch, und sei es aus didaktischen Gründen, manchmal mehr den Charakter eines darstellenden, interpretatorisch zugespitzten Essays. Am Ende bekennen sich Heideking und Nünning mit einem trotzigen "dennoch" zur Einheit der amerikanischen Nation und ihrer Geschichte. In die Farbe einer solchen Einheit hätte auch der Text entschiedener getaucht sein können. Aber sei's drum: Niemand, der sich mit der amerikanischen Geschichte beschäftigt, sollte fortan auf die Hilfe dieses Buches verzichten. PAUL NOLTE

Jürgen Heideking und Vera Nünning: "Einführung in die amerikanische Geschichte". Verlag C. H. Beck, München 1998. 222 S., geb., 38,- DM.

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