Produktdetails
- Verlag: Mohr Siebeck
- ISBN-13: 9783161480645
- Artikelnr.: 25710364
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.03.2002Firmen bestehen aus Individuen
Das ökonomische Prinzip in der Betriebswirtschaftslehre
Werner Neus: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre. Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 2001, 559 Seiten, 27 Euro.
Ein gutes Buch zur Einführung in die Betriebswirtschaftslehre zu finden ist nicht leicht. Zu groß ist das Angebot, als daß sich der Laie oder Studienanfänger mühelos einen klaren Überblick verschaffen könnte. Nach welchen Kriterien soll der (noch) Unwissende schon vorgehen? Meist gilt: Man nehme das Buch, das der Professor vorschlägt. Umgekehrt ist es aber auch für den Wissenschaftler nicht leicht, ein wissenschaftlich aktuelles und zugleich gut lesbares Buch zu schreiben. Einerseits müssen die Grundlagen des Fachs erläutert werden. Andererseits gilt es, neue Entwicklungen zu präsentieren. Denn die Wissenschaft schreitet voran. Und schließlich konkurriert das Buch nicht nur inhaltlich, sondern auch didaktisch mit der Fülle anderer deutsch- und englischsprachiger Einführungswerke.
Werner Neus hat sich diesen Herausforderungen gestellt. Daß seine "Einführung in die Betriebswirtschaftslehre" der Konkurrenz standhält, liegt möglicherweise daran, daß er seiner Disziplin nicht das alleinige Recht zuspricht, wirtschaftswissenschaftliche Sachverhalte zu erklären. Der Zusatz im Titel "aus institutionenökonomischer Sicht" unterstreicht das Vorhaben des Verfassers, auch volkswirtschaftliches Gedankengut einzuarbeiten. In jedem Fall zeigt er, daß einseitiges Denken in der Wirtschaftswissenschaft keine Zukunft hat.
Bereits die ersten fünf Kapitel machen die besondere Konzeption des Buches deutlich: "Etwas anders als in anderen Lehrbüchern der Betriebswirtschaftslehre wird als Erfahrungsgegenstand das einzelne Individuum, als Erkenntnisgegenstand dessen Bemühungen um Einkommenserzielung hervorgehoben." Die Betriebswirtschaftslehre wird somit nicht als die Handlungsweise der Gesamtheit der Personen oder Unternehmen betrachtet, sondern als Untersuchung von individuellen, einkommensbezogenen Entscheidungen definiert. Auf diese Weise dokumentiert Neus einen wesentlichen Aspekt menschlichen Handelns.
Seine Vorgehensweise untermauert der Verfasser in seinem zweiten Kapitel mit dem beliebten Robinson-Crusoe-Fall. Anhand von Daniel Defoes Romanfigur zeigt er, daß sich die Probleme des "Ein-Personen-Betriebs", läßt man die Außenbeziehungen weg, auf die allgemeinen Fragen der Betriebswirtschaftslehre übertragen lassen. Denn es geht um das ökonomische Prinzip der Auswahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten. Neus veranschaulicht, daß viele Entscheidungsprobleme aus der Betriebswirtschaftslehre nicht erst durch menschliches Zusammenwirken entstehen. Daraus folgt, daß einkommensbezogene Entscheidungen auch nicht erst durch Kooperation betriebswirtschaftlich werden.
Nur die dezentrale Entscheidungsstruktur ermöglicht eigeninteressierte Handlungen und die sich daraus ergebende, erhöhte Gesamtwohlfahrt. Entscheidend für den einzelnen wie für die Unternehmen ist somit das "institutionelle Arrangement". Daß auch Marktunvollkommenheiten existieren, die sich auf die ein oder andere Form von Transaktionskosten zurückführen lassen, macht Neus im Kapitel "Warum Unternehmen?" deutlich. Logisch schließt er im Kapitel über Unternehmensverfassung und Shareholder Value den Kreis: "Unternehmen sind grundsätzlich charakterisiert durch Individuen."
Auch Neus kommt nicht daran vorbei, sich der "klassischen Funktionsbereiche" einer Unternehmung oder den "analytischen Instrumenten der Betriebswirtschaftslehre" zu widmen. Aber auch hier stellt er seine fachliche wie didaktische Fähigkeit unter Beweis. Mit 559 Seiten mag das dicht geschriebene Buch so manchen Einsteiger abschrecken. Der Verfasser legt Wert auf die formale Darstellung, erklärt aber Schritt für Schritt und betreibt dabei Formalisierung nicht um ihrer selbst willen. Das Buch wegzulegen wäre ein Fehler. Wer das Studium der Wirtschaftswissenschaft schon hinter sich hat, mag bedauern, daß dieses Buch erst jetzt zur Verfügung steht. Aber um sich auf dem laufenden zu halten, ist es nie zu spät.
INDIRA GURBAXANI
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das ökonomische Prinzip in der Betriebswirtschaftslehre
Werner Neus: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre. Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 2001, 559 Seiten, 27 Euro.
Ein gutes Buch zur Einführung in die Betriebswirtschaftslehre zu finden ist nicht leicht. Zu groß ist das Angebot, als daß sich der Laie oder Studienanfänger mühelos einen klaren Überblick verschaffen könnte. Nach welchen Kriterien soll der (noch) Unwissende schon vorgehen? Meist gilt: Man nehme das Buch, das der Professor vorschlägt. Umgekehrt ist es aber auch für den Wissenschaftler nicht leicht, ein wissenschaftlich aktuelles und zugleich gut lesbares Buch zu schreiben. Einerseits müssen die Grundlagen des Fachs erläutert werden. Andererseits gilt es, neue Entwicklungen zu präsentieren. Denn die Wissenschaft schreitet voran. Und schließlich konkurriert das Buch nicht nur inhaltlich, sondern auch didaktisch mit der Fülle anderer deutsch- und englischsprachiger Einführungswerke.
Werner Neus hat sich diesen Herausforderungen gestellt. Daß seine "Einführung in die Betriebswirtschaftslehre" der Konkurrenz standhält, liegt möglicherweise daran, daß er seiner Disziplin nicht das alleinige Recht zuspricht, wirtschaftswissenschaftliche Sachverhalte zu erklären. Der Zusatz im Titel "aus institutionenökonomischer Sicht" unterstreicht das Vorhaben des Verfassers, auch volkswirtschaftliches Gedankengut einzuarbeiten. In jedem Fall zeigt er, daß einseitiges Denken in der Wirtschaftswissenschaft keine Zukunft hat.
Bereits die ersten fünf Kapitel machen die besondere Konzeption des Buches deutlich: "Etwas anders als in anderen Lehrbüchern der Betriebswirtschaftslehre wird als Erfahrungsgegenstand das einzelne Individuum, als Erkenntnisgegenstand dessen Bemühungen um Einkommenserzielung hervorgehoben." Die Betriebswirtschaftslehre wird somit nicht als die Handlungsweise der Gesamtheit der Personen oder Unternehmen betrachtet, sondern als Untersuchung von individuellen, einkommensbezogenen Entscheidungen definiert. Auf diese Weise dokumentiert Neus einen wesentlichen Aspekt menschlichen Handelns.
Seine Vorgehensweise untermauert der Verfasser in seinem zweiten Kapitel mit dem beliebten Robinson-Crusoe-Fall. Anhand von Daniel Defoes Romanfigur zeigt er, daß sich die Probleme des "Ein-Personen-Betriebs", läßt man die Außenbeziehungen weg, auf die allgemeinen Fragen der Betriebswirtschaftslehre übertragen lassen. Denn es geht um das ökonomische Prinzip der Auswahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten. Neus veranschaulicht, daß viele Entscheidungsprobleme aus der Betriebswirtschaftslehre nicht erst durch menschliches Zusammenwirken entstehen. Daraus folgt, daß einkommensbezogene Entscheidungen auch nicht erst durch Kooperation betriebswirtschaftlich werden.
Nur die dezentrale Entscheidungsstruktur ermöglicht eigeninteressierte Handlungen und die sich daraus ergebende, erhöhte Gesamtwohlfahrt. Entscheidend für den einzelnen wie für die Unternehmen ist somit das "institutionelle Arrangement". Daß auch Marktunvollkommenheiten existieren, die sich auf die ein oder andere Form von Transaktionskosten zurückführen lassen, macht Neus im Kapitel "Warum Unternehmen?" deutlich. Logisch schließt er im Kapitel über Unternehmensverfassung und Shareholder Value den Kreis: "Unternehmen sind grundsätzlich charakterisiert durch Individuen."
Auch Neus kommt nicht daran vorbei, sich der "klassischen Funktionsbereiche" einer Unternehmung oder den "analytischen Instrumenten der Betriebswirtschaftslehre" zu widmen. Aber auch hier stellt er seine fachliche wie didaktische Fähigkeit unter Beweis. Mit 559 Seiten mag das dicht geschriebene Buch so manchen Einsteiger abschrecken. Der Verfasser legt Wert auf die formale Darstellung, erklärt aber Schritt für Schritt und betreibt dabei Formalisierung nicht um ihrer selbst willen. Das Buch wegzulegen wäre ein Fehler. Wer das Studium der Wirtschaftswissenschaft schon hinter sich hat, mag bedauern, daß dieses Buch erst jetzt zur Verfügung steht. Aber um sich auf dem laufenden zu halten, ist es nie zu spät.
INDIRA GURBAXANI
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main