Dieser Einführungstext in die mittelalterliche Philosophie bemüht sich, ihre Haupteinsichten herauszustellen, die das antike Erbe erweitern und im Lichte des christlichen Glaubens eine neue Gesamtsicht der Philosophie bieten. Horst Seidl zeigt weiter auf, dass die mittelalterliche Philosophie von der sie ablösenden neuzeitlichen nicht überholt worden ist, vielmehr gegenüber moderner Kritik an ihr verteidigt werden kann, und dass sie auf die tiefen Fragen nach dem Menschen, der Welt und Gott überzeugende Antworten gibt. Seidls Hauptinteresse richtet sich nicht auf philosophiegeschichtliche Fragen, sondern systematisch auf die zentralen Probleme und ihre Lösungen. Er beschränkt sich auf eine kleine Auswahl von Texten mit beispielhafter Bedeutung und zeigt, dass sich aus den Überlegungen verschiedener Denker zu bestimmten Themen zusammenhängende Lehrstücke ergeben, die uns berechtigen, umfassend von einer Philosophie des Mittelalters zu sprechen. Neben den besonders wirkmächtigen Philosophen Augustinus und Thomas von Aquin werden Texte von Boethius, Dionysius Areopagita, Anselm von Canterbury, Peter Abaelard, Albertus Magnus, Duns Scotus, Meister Eckhart, Wilhelm von Ockham, Nikolaus von Kues und vielen anderen mittelalterlichen Theologen und Philosophen ausgewählt und in ihrer Bedeutung gewürdigt.