Drei Generationen von Frauen übernehmen das Familienunternehmen der Skelfs in Edinburgh.Ein Bestattungsinstitut mit angeschlossener Privatdetektei. Die Leiche des ehemaligen Familienoberhauptsäschern sie auf seinen Wunsch hin illegal in ihrem Garten ein. Bald darauf entdeckenseine Frau Dorothy, seine Tochter Jenny und seine Enkelin Hannah mysteriöse Zahlungen an eineandere Frau, die darauf hindeuten, dass Jim nicht der Ehemann war, für den sie ihn gehaltenhaben. Damit nicht genug, verschwindet eine Freundin der Enkelin spurlos von der Universität.Die Polizei ist nicht an Ermittlungen interessiert, also beschließt Hannah, das selbst in die Handzu nehmen, um festzustellen, dass sie ihre beste Freundin eigentlich gar nicht kannte. Jenny, dieTochter und Journalistin, vervollständigt das Chaos, als sie bei einer Totenwache einen Fall übernimmt.Ein Ehebruch, aber wie bei allem anderen trügt auch hier der Schein."Eingeäschert" ist ein fesselnder, schockierender Thriller sowie ein düster-komisches und warmherzigesPorträt einer Familie in Aufruhr.7
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.02.2022Stunde der Frauen
Krimis in Kürze: Doug Johnstone, Inken Witt, Anne Mette Hancock
Wenn der erste Satz sitzt, geht der Rest oft wie von selbst. "Ihr Vater benötigte viel länger als erwartet, um zu verbrennen." So beginnt Doug Johnstones Roman "Eingeäschert" (Polar, 424 S., geb., 25,- Euro), mit einem Scheiterhaufen im Garten, wie "ein improvisiertes, überdimensioniertes Barbecue". Für die Geschichte von drei Frauen in Edinburgh, die ein Bestattungsinstitut und eine Detektei übernehmen, ist das ein angemessenes Setting. Jim, der Vater von Jenny, Ehemann von Dorothy und Großvater von Hannah, hat es sich so gewünscht. Die drei Frauen erfüllen seinen letzten Willen. Und von da an bestimmen sie das Geschehen.
Johnstone erzählt aus ihren drei Perspektiven, das macht seinen Roman so facettenreich und lebendig, weil alle ihre je eigene, ausgeprägte Stimme haben. Durch die Vielfalt der Blicke wird auch die in vielen Kriminalromanen so lästige Fixierung auf einen Plot aufgebrochen. Zwar findet Dorothy in den Unterlagen ihres Mannes merkwürdige Zahlungen an eine alleinerziehende Frau, es verschwindet auch eine Mitbewohnerin aus Hannahs Wohngemeinschaft, doch die Art, wie die drei Frauen als Detektivinnen agieren, ist angenehm unkonventionell und erzeugt überraschende Nebenhandlungen.
Johnstone, der auch Songwriter ist und Schlagzeug in einer Band spielt, hat ein gutes Gespür für die morbiden Seiten seines Sujets, er reizt sie nie zu sehr aus, sie sind integraler Teil der Geschichte, so wie auch der jähe Einbruch von Gewalt am Ende sehr folgerichtig ist. Wie gut, dass es noch einige unübersetzte Bücher des einundfünfzigjährigen Schotten gibt.
Eine Detektivin begegnet einem auch im ersten Kriminalroman von Inken Witt, die bisher Dreh- und Hörbücher geschrieben hat. Isa Winter ist Mitte dreißig, war Taxifahrerin und Bildhauerin und bildet mit ihrem fünfzehnjährigen Sohn und ihrer alten Freundin Tina eine Kreuzberger Wohngemeinschaft. Sie schläft regelmäßig mit einem verheirateten Kommissar, was bei Ermittlungen natürlich zu Konflikten führt.
In "Warten. Leben. Sterben" (Piper, 334 S., br., 15,- Euro) geraten sie aneinander, weil er einen Fall für abgeschlossen erklärt, den Isa für ungeklärt hält. Es geht um eine Klientin, die sich aus dem Fenster gestürzt hat. Isa Winter hatte, wider ihre Gewohnheit, die professionelle Distanz kurz aufgegeben, weil ihr die Frau, die ihren Ehemann verdächtigte, eine Affäre zu haben, sympathisch war. Aus dieser Konstellation entwickelt sich der Plot. Er führt in die Vergangenheit, in die erste Ehe der Toten, und zu wirtschaftskriminellen Aktivitäten, auf die der zweite Ehemann als investigativer Journalist gestoßen ist.
Inken Witt schreibt ohne Schnörkel und ohne stilistischen Glanz. Ihre dramaturgische Routine ist in der Konstruktion unübersehbar, auch wenn die Figuren ein wenig blass bleiben. Ursprünglich sollte Isa Winter Heldin einer Fernsehserie werden. Gut, dass ihr das angesichts der Formatierungszwänge im Fernsehen erspart geblieben ist; gerade deshalb hätte man ihr allerdings mehr Originalität und Eigensinn gewünscht.
Ein Frau ist auch die Protagonistin in "Grabesstern" (Scherz, 384 S., 15, - Euro) von Anne Mette Hancock. Heloise Kaldan ist Journalistin, hat aber den Hang, sich bei ihren Recherchen mit Dingen zu beschäftigen, die eher die Polizei angehen. Daraus resultiert ihre nicht immer konfliktfreie Freundschaft zu Kommissar Erik Schäfer. Die Dänin Hancock hat es mit diesem Duo etwas unerwartet zur Bestsellerautorin gebracht; die Anziehungskraft des Skandinavienkrimis ist offenbar doch noch immer ungebrochen.
In "Grabesstern" lernt Heloise bei einem Artikel über Sterbebegleitung einen moribunden alten Mann kennen, den eine lang zurückliegende Schuld heimsucht. Sie fährt nach Jütland, wo sie ihre Kindheit verbracht hat, kommt dank der Hilfe Schäfers einigen Vermisstenfällen aus den neunziger Jahren auf die Spur, und die ländliche Idylle darf dabei den Kontrast zu den blutigen Taten liefern. Hancocks Prosa ist unauffällig und funktional, sie liest sich stolperfrei weg, die Geschichten sind gut konstruiert und haben einen tragfähigen Spannungsbogen. Aber es bleibt der Eindruck, das Potential der Figuren sei inzwischen doch ziemlich erschöpft. PETER KÖRTE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Krimis in Kürze: Doug Johnstone, Inken Witt, Anne Mette Hancock
Wenn der erste Satz sitzt, geht der Rest oft wie von selbst. "Ihr Vater benötigte viel länger als erwartet, um zu verbrennen." So beginnt Doug Johnstones Roman "Eingeäschert" (Polar, 424 S., geb., 25,- Euro), mit einem Scheiterhaufen im Garten, wie "ein improvisiertes, überdimensioniertes Barbecue". Für die Geschichte von drei Frauen in Edinburgh, die ein Bestattungsinstitut und eine Detektei übernehmen, ist das ein angemessenes Setting. Jim, der Vater von Jenny, Ehemann von Dorothy und Großvater von Hannah, hat es sich so gewünscht. Die drei Frauen erfüllen seinen letzten Willen. Und von da an bestimmen sie das Geschehen.
Johnstone erzählt aus ihren drei Perspektiven, das macht seinen Roman so facettenreich und lebendig, weil alle ihre je eigene, ausgeprägte Stimme haben. Durch die Vielfalt der Blicke wird auch die in vielen Kriminalromanen so lästige Fixierung auf einen Plot aufgebrochen. Zwar findet Dorothy in den Unterlagen ihres Mannes merkwürdige Zahlungen an eine alleinerziehende Frau, es verschwindet auch eine Mitbewohnerin aus Hannahs Wohngemeinschaft, doch die Art, wie die drei Frauen als Detektivinnen agieren, ist angenehm unkonventionell und erzeugt überraschende Nebenhandlungen.
Johnstone, der auch Songwriter ist und Schlagzeug in einer Band spielt, hat ein gutes Gespür für die morbiden Seiten seines Sujets, er reizt sie nie zu sehr aus, sie sind integraler Teil der Geschichte, so wie auch der jähe Einbruch von Gewalt am Ende sehr folgerichtig ist. Wie gut, dass es noch einige unübersetzte Bücher des einundfünfzigjährigen Schotten gibt.
Eine Detektivin begegnet einem auch im ersten Kriminalroman von Inken Witt, die bisher Dreh- und Hörbücher geschrieben hat. Isa Winter ist Mitte dreißig, war Taxifahrerin und Bildhauerin und bildet mit ihrem fünfzehnjährigen Sohn und ihrer alten Freundin Tina eine Kreuzberger Wohngemeinschaft. Sie schläft regelmäßig mit einem verheirateten Kommissar, was bei Ermittlungen natürlich zu Konflikten führt.
In "Warten. Leben. Sterben" (Piper, 334 S., br., 15,- Euro) geraten sie aneinander, weil er einen Fall für abgeschlossen erklärt, den Isa für ungeklärt hält. Es geht um eine Klientin, die sich aus dem Fenster gestürzt hat. Isa Winter hatte, wider ihre Gewohnheit, die professionelle Distanz kurz aufgegeben, weil ihr die Frau, die ihren Ehemann verdächtigte, eine Affäre zu haben, sympathisch war. Aus dieser Konstellation entwickelt sich der Plot. Er führt in die Vergangenheit, in die erste Ehe der Toten, und zu wirtschaftskriminellen Aktivitäten, auf die der zweite Ehemann als investigativer Journalist gestoßen ist.
Inken Witt schreibt ohne Schnörkel und ohne stilistischen Glanz. Ihre dramaturgische Routine ist in der Konstruktion unübersehbar, auch wenn die Figuren ein wenig blass bleiben. Ursprünglich sollte Isa Winter Heldin einer Fernsehserie werden. Gut, dass ihr das angesichts der Formatierungszwänge im Fernsehen erspart geblieben ist; gerade deshalb hätte man ihr allerdings mehr Originalität und Eigensinn gewünscht.
Ein Frau ist auch die Protagonistin in "Grabesstern" (Scherz, 384 S., 15, - Euro) von Anne Mette Hancock. Heloise Kaldan ist Journalistin, hat aber den Hang, sich bei ihren Recherchen mit Dingen zu beschäftigen, die eher die Polizei angehen. Daraus resultiert ihre nicht immer konfliktfreie Freundschaft zu Kommissar Erik Schäfer. Die Dänin Hancock hat es mit diesem Duo etwas unerwartet zur Bestsellerautorin gebracht; die Anziehungskraft des Skandinavienkrimis ist offenbar doch noch immer ungebrochen.
In "Grabesstern" lernt Heloise bei einem Artikel über Sterbebegleitung einen moribunden alten Mann kennen, den eine lang zurückliegende Schuld heimsucht. Sie fährt nach Jütland, wo sie ihre Kindheit verbracht hat, kommt dank der Hilfe Schäfers einigen Vermisstenfällen aus den neunziger Jahren auf die Spur, und die ländliche Idylle darf dabei den Kontrast zu den blutigen Taten liefern. Hancocks Prosa ist unauffällig und funktional, sie liest sich stolperfrei weg, die Geschichten sind gut konstruiert und haben einen tragfähigen Spannungsbogen. Aber es bleibt der Eindruck, das Potential der Figuren sei inzwischen doch ziemlich erschöpft. PETER KÖRTE
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"Emotional komplex, vielschichtig, düster, witzig. Eine fesselnde Mischung wie in Six Feet Under." Chris Brookmyre "Ich würde sagen, dass 'A Dark Matter' einen Autor auf dem Höhepunkt seines Könnens zeigt, nur dass Doug Johnstone mit jedem Buch besser wird." Val McDermid "Eine wunderschön geschriebene Geschichte, die in ihrer Wärme und ihren düsterkomischen Untertönen alle Markenzeichen von Doug Johnstone trägt." Herald Scotland