Pointierte Analysen deutscher Geschichte und Gegenwart aus der Feder von Bundestagspräsident Norbert Lammert: Als Zeitzeuge und Mitgestalter zeigt er, welche Faktoren zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung das demokratische und weltoffene Deutschland von heute lebendig und stabil halten.
Das weltoffene, demokratische und vereinigte Deutschland von heute ist noch jung. Einigkeit und Recht und Freiheit waren in Deutschland noch vor zwei Jahrzehnten alles andere als selbstverständlich. Nach der Katastrophe des Nationalsozialismus und nach jahrzehntelanger Teilung in unterschiedliche politische Systeme stand die deutsche Gesellschaft in mancherlei Hinsicht vor einem Neubeginn.
Norbert Lammert bietet in 20 Kapiteln klare und inspirierende Analysen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Als Zeitzeuge und Mitgestalter legt er dar, welche Faktoren das demokratische Deutschland heute lebendig und stabil halten.
Das weltoffene, demokratische und vereinigte Deutschland von heute ist noch jung. Einigkeit und Recht und Freiheit waren in Deutschland noch vor zwei Jahrzehnten alles andere als selbstverständlich. Nach der Katastrophe des Nationalsozialismus und nach jahrzehntelanger Teilung in unterschiedliche politische Systeme stand die deutsche Gesellschaft in mancherlei Hinsicht vor einem Neubeginn.
Norbert Lammert bietet in 20 Kapiteln klare und inspirierende Analysen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Als Zeitzeuge und Mitgestalter legt er dar, welche Faktoren das demokratische Deutschland heute lebendig und stabil halten.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.10.2010Auf Veränderungen reagieren
Aufsätze und Reden des Bundestagspräsidenten Lammert
Der Präsident des Deutschen Bundestages Norbert Lammert (CDU) gehörte nach dem Rücktritt Horst Köhlers nicht zu den prominenten Kandidaten für die Nachfolge. Dass er gleichwohl einen guten Bundespräsidenten abgeben könnte, unterstreicht die Sammlung von 20 Beiträgen, die zumeist auf Reden und Aufsätzen zu Jahrestagen fußen. Die Tat des Bundespräsidenten ist bekanntlich das Wort, und darin erweist sich Lammert als Meister. Das Buch behandelt eine Fülle von Themen, die alle um die geistigen Wurzeln, Institutionen, Strukturen sowie die Kultur des politischen Systems der Bundesrepublik kreisen. Darunter sind Kabinettstücke wie die Analyse der Weimarer Verfassung und ihres Scheiterns, die Skizze der Ära Adenauer als Verbindung von "Modernisierung und Restauration", die Bewertung des Grundgesetzes als Frucht des Parlamentarischen Rates, die Würdigung der "freien Volkskammer" der DDR 1990 oder die Erfahrung des Holocausts als "ungeschriebenes Gründungsdokument der zweiten Deutschen Demokratie". Überzeugend setzt sich Lammert mit der Kritik am Deutschen Bundestag und den politischen Parteien auseinander, indem er deren große Leistungen bis in die Gegenwart herausstellt. Zu Recht sieht er bislang keine Begründung für die These vom Ende der Volksparteien. Alles hinge davon ab, wie diese auf die "veränderten Organisations- und Kommunikationsbedürfnisse" der Gesellschaft reagierten. Immer wieder wird deutlich, dass die Demokratie nicht nur auf guten Institutionen, sondern mindestens ebenso auf einer "engagierten Bürgergesellschaft" gründet.
Das Buch ist ein Plädoyer für die deutsche Staatsräson, wie sie sich in der Geschichte der Bundesrepublik entwickelte und in der deutschen Vereinigung als attraktives Angebot von der DDR-Bevölkerung übernommen wurde. Die repräsentative Demokratie hat sich bewährt. Allenfalls eine Verlängerung der Legislaturperiode auf fünf Jahre und eine stärkere Personalisierung der Parteilisten bei Bundestagswahlen schlägt Lammert als Reformen vor. Außenpolitisch skizziert er die freundschaftlichen Beziehungen zu Frankreich, Polen und Israel; nicht unkritisch im Hinblick auf die Politik Israels gegenüber den Palästinensern. Aus der Staatsräson der Bundesrepublik erklärt sich auch die Kritik am Lissabon-Urteil des Bundesverfassungsgerichts, vor allem dessen Selbstüberschätzung im europäischen Integrationsprozess. Das oberste Gericht habe eine Verfassung zu interpretieren, "die es gibt, und nicht eine, die man gerne hätte". Der Bundestagspräsident erweist sich als gelehriger Schüler einer Politikwissenschaft, die nach dem Krieg als Demokratie-Wissenschaft wirkte und - wie es der von ihm zitierte Ernst Fraenkel so vorbildlich aufzeigte - die Bundesrepublik in die Tradition und Praxis der westlichen Demokratien einordnete.
WOLFGANG JÄGER
Norbert Lammert: Einigkeit. Und Recht. Und Freiheit. 20 Blicke auf unser Land. Herder Verlag, Freiburg 2010. 217 S., 17,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aufsätze und Reden des Bundestagspräsidenten Lammert
Der Präsident des Deutschen Bundestages Norbert Lammert (CDU) gehörte nach dem Rücktritt Horst Köhlers nicht zu den prominenten Kandidaten für die Nachfolge. Dass er gleichwohl einen guten Bundespräsidenten abgeben könnte, unterstreicht die Sammlung von 20 Beiträgen, die zumeist auf Reden und Aufsätzen zu Jahrestagen fußen. Die Tat des Bundespräsidenten ist bekanntlich das Wort, und darin erweist sich Lammert als Meister. Das Buch behandelt eine Fülle von Themen, die alle um die geistigen Wurzeln, Institutionen, Strukturen sowie die Kultur des politischen Systems der Bundesrepublik kreisen. Darunter sind Kabinettstücke wie die Analyse der Weimarer Verfassung und ihres Scheiterns, die Skizze der Ära Adenauer als Verbindung von "Modernisierung und Restauration", die Bewertung des Grundgesetzes als Frucht des Parlamentarischen Rates, die Würdigung der "freien Volkskammer" der DDR 1990 oder die Erfahrung des Holocausts als "ungeschriebenes Gründungsdokument der zweiten Deutschen Demokratie". Überzeugend setzt sich Lammert mit der Kritik am Deutschen Bundestag und den politischen Parteien auseinander, indem er deren große Leistungen bis in die Gegenwart herausstellt. Zu Recht sieht er bislang keine Begründung für die These vom Ende der Volksparteien. Alles hinge davon ab, wie diese auf die "veränderten Organisations- und Kommunikationsbedürfnisse" der Gesellschaft reagierten. Immer wieder wird deutlich, dass die Demokratie nicht nur auf guten Institutionen, sondern mindestens ebenso auf einer "engagierten Bürgergesellschaft" gründet.
Das Buch ist ein Plädoyer für die deutsche Staatsräson, wie sie sich in der Geschichte der Bundesrepublik entwickelte und in der deutschen Vereinigung als attraktives Angebot von der DDR-Bevölkerung übernommen wurde. Die repräsentative Demokratie hat sich bewährt. Allenfalls eine Verlängerung der Legislaturperiode auf fünf Jahre und eine stärkere Personalisierung der Parteilisten bei Bundestagswahlen schlägt Lammert als Reformen vor. Außenpolitisch skizziert er die freundschaftlichen Beziehungen zu Frankreich, Polen und Israel; nicht unkritisch im Hinblick auf die Politik Israels gegenüber den Palästinensern. Aus der Staatsräson der Bundesrepublik erklärt sich auch die Kritik am Lissabon-Urteil des Bundesverfassungsgerichts, vor allem dessen Selbstüberschätzung im europäischen Integrationsprozess. Das oberste Gericht habe eine Verfassung zu interpretieren, "die es gibt, und nicht eine, die man gerne hätte". Der Bundestagspräsident erweist sich als gelehriger Schüler einer Politikwissenschaft, die nach dem Krieg als Demokratie-Wissenschaft wirkte und - wie es der von ihm zitierte Ernst Fraenkel so vorbildlich aufzeigte - die Bundesrepublik in die Tradition und Praxis der westlichen Demokratien einordnete.
WOLFGANG JÄGER
Norbert Lammert: Einigkeit. Und Recht. Und Freiheit. 20 Blicke auf unser Land. Herder Verlag, Freiburg 2010. 217 S., 17,95 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Für Wolfgang Jäger stellt Bundestagspräsident Norbert Lammert mit dieser Textsammlung, die überwiegend Reden und Aufsätze zu Jahrestagen darstellen, unter Beweis, dass er durchaus einen guten Bundespräsidenten abgegeben hätte. Denn der Autor präsentiert sich darin als "Meister" des Wortes, und so hat der sehr eingenommen wirkende Rezensent einige Glanzstücke zu einer Vielzahl von Themen gefunden. Unter anderem hebt er Lammerts Analyse der Weimarer Verfassung, seine Darstellung der Adenauer-Ära oder seine "Würdigung der "freien Volkskammer" der DDR" hervor, die ihm positiv aufgefallen sind.
© Perlentaucher Medien GmbH
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