In den Stollen eines Kohlereviers ist vor Jahrzehnten ein Feuer ausgebrochen - und noch immer lodern unter Tage die Flammen. Margarete und Fritzi sind die übrig gebliebene Jugend einer verschwindenden Stadt. Ihr Erbe ist nichts als ein verlassenes Gebiet, in dem Verwüstung herrscht. Frühere Ereignisse sind nur bruchstückhaft überliefert. Doch die beiden Schwestern wollen diesen Zustand nicht hinnehmen. Entschlossen brechen sie auf zu einer Expedition, um ihre eigene Herkunft zu erforschen. Denn nur wer seine Geschichte kennt, kann sich eine hoffnungsvolle Zukunft aufbauen ...Mit der Wiederentdeckung eines längst vergessenen Flusses wird für Margarete und Fritzi nicht nur ein neues Leben greifbar. Endlich gibt es auch einen Anlass, Einladungen für ein großes Fest zu verschicken: »Kommt auf euren Fahrrädern gefahren! Kommt auf euren weißen Pferden geritten!«»Dorothee Elmiger wagt das größte Abenteuer: jenes der poetischen Weltverwandlung. Ein Wunderwerk der Intonation!« Peter Weber
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2010Nahe am Abgrund
Was die Schriftsteller am Krieg reizt
Wie beginnt das überraschendste Buch dieses Bücherherbstes? Vielleicht so: "Wir kletterten aus der Tiefe hervor und waren auf dem Gipfel des Berges. Ein anmutiger Buchenwald umgab den Platz, der auf die Hohle folgte und sich ihr zu beiden Seiten verbreitete. Mehrere Bäume standen schon ganz verdorrt, andere welkten in der Nähe von andern, die, noch ganz frisch, jene Glut nicht ahneten, welche sich auch ihren Wurzeln bedrohlich näherte. Auf dem Platze dampften verschiedene Öffnungen, andere hatten schon ausgeraucht, und so glomm dieses Feuer bereits zehn Jahre durch alte verbrochene Stollen und Schächte, mit welchen der Berg unterminiert ist."
Das vom bevorstehenden Untergang bereits deutlich gezeichnete Naturidyll, in dessen Untergrund das zerstörerische Feuer in trügerischer Ruhe auf seine Stunde wartet - das lässt an Ernst Jüngers "Kriegstagebücher" denken, die jetzt bei Klett-Cotta erschienen sind. Aber Jünger beginnt seine Aufzeichnungen aus dem Ersten Weltkrieg unter dem Datum vom 30. Dezember 1914 ganz anders, nämlich nüchtern, soldatisch, knapp: "Nachmittags, Empfang von Patronen und eiserner Ration. Untersuchung auf Geschlechtskrankheiten. Als wir antraten, nahmen einige Mütter Abschied, was doch trübe stimmte. 6.44 Abfahrt. Wir bekamen Stroh in die Wagen. Furchtbar gedrängte Pennerei in und unter den Bänken."
So also erlebte der Kriegsfreiwillige Ernst Jünger, zum fraglichen Zeitpunkt neunzehn Jahre alt, seinen ersten Tag als Soldat eines Krieges, zu dessen wichtigstem und umstrittenstem literarischem Zeitzeugen er werden sollte. Mit den Kriegstagebüchern liegt jetzt, mehr als neunzig Jahre nach ihrer Niederschrift, erstmals dieses persönliche Dokument des Diaristen Jünger vor: der Steinbruch, aus dem 1920 "In Stahlgewittern" hervorging.
Knapp vier Jahre nach seinem ersten Eintrag, zahllose Tote, etliche Verwundungen, Beförderungen und Auszeichnungen später, beschließt Jünger seine Aufzeichnungen am 10. September 1918 mit dem heute geradezu kurios anmutenden Bekenntnis, er sei "kein Mann der Feder". Dennoch hoffe er, "dass mancher, der dieses Buch aus der Hand legt, eine Ahnung bekommen hat, von dem, was von uns Infanteristen geleistet wurde".
Helmuth Kiesel, der Herausgeber der Tagebücher, legt in seinem Vorwort mit sicheren Federstrichen dar, zu welcher Leistung Jünger und seine Kameraden von der Infanterie ihr Scherflein beigetragen hatten: Europa lag in Schutt und Asche, beklagte zehn Millionen Tote und weitere achtzehn Millionen Versehrte. Die Weltkarte musste neu gezeichnet werden, und die unbewältigten Folgen des Krieges trugen zwanzig Jahre später ihren Teil zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bei. Dieser Krieg hat die Welt verändert, aber hat er auch den Menschen Ernst Jünger verändert?
"Der Krieg hat mich zum Tenor gemacht! ... der Krieg mich zum Dichter hat gemacht! Unsere Jaunfeldgegend hat endlich den, der ihr seit der letzten Eiszeit gefehlt hat, auch wenn sein Fehlen allgemein unbemerkt ist geblieben - den Dichter, mich!" Es ist Peter Handke, der hier spricht oder vielmehr in ironischer Färbung sprechen lässt. Auf dem Jaunfeld, gelegen im Grenzgebiet zwischen Kärnten und Slowenien, ist Handkes neues Buch angesiedelt: "Immer noch Sturm" (Suhrkamp). Der Titel nimmt eine Regieanweisung von Shakespeares "König Lear" auf. Handke hat das Stück vom alten König, der Reich und Krone an seine drei Töchter verteilt und damit das eigene Elend heraufbeschworen, offenbar als Kriegsdrama gelesen: als Familienkriegsdrama. Bei Shakespeare irrt der wahnsinnig gewordene Lear nackt und allein durch die stürmische Heide, bei Handke ist der namenlose Erzähler, schlicht "Ich" genannt, der jüngste Spross der Sippe, deren Schicksal hier erzählt wird: Enkel Lear. Ein König ist er nur im Reich seiner die Vergangenheit imaginierenden Träume.
Bei Shakespeare wütet der Krieg in der Familie, bei Handke überrennt er die kleine Trutzburg der Sippe. Es ist der Zweite Weltkrieg, in den drei Onkel des Erzählers im Namen eines Deutschen Reiches ziehen müssen, mit dem sie nichts zu schaffen haben. Aber wenn Handke Krieg sagt, meint er alle Kriege, und wenn er Zeit sagt, meint er alle Zeiten. So weitet sich das deutlich autobiographisch geprägte Familientableau zuweilen aus zu einer universellen Gemeinschaft des Leids: "Im Fernsehen oder wo ein junges Kriegsopfer aus einem arabischen oder sonst einem Land: der jüngste unserer Sippe."
Auch Toni Heinemann ist in diesem Clan ein entfernter Verwandter. Der junge Bundeswehrveteran wurde in Afghanistan verwundet und ist mit achtundzwanzig Jahren ein Wrack. Ingo Niermann und Alexander Wallasch gehen in ihrem gemeinsam verfassten Roman "Deutscher Sohn" (Blumenbar) ebenso wie der Franzose Mathias Énard in "Zone" (Berlin Verlag) der Frage nach, was Kriegserlebnisse aus einem Menschen machen, ohne indes überzeugende Antworten darauf geben zu können. Beide Romane scheitern - Énard auf hohem, Niermann und Wallasch auf niedrigem Niveau. Der Krieg bringt eben manchmal auch literarische Kollateralschäden mit sich. Das ist unvermeidlich in einem Herbst, in dem sich dieses Thema durch erstaunlich viele Neuerscheinungen zieht, von Barbara Conrads Neuübersetzung von Tolstois "Krieg und Frieden" (Hanser) über Michael Kleebergs Roman "Das amerikanische Hospital" (DVA) und Thomas Lehrs "September. Fata Morgana" (Hanser) bis zu Mariam Kühsel-Hussainis erstaunlichem Debüt "Gott im Reiskorn" (Berlin University Press).
Kleeberg lässt einen amerikanischen Veteranen mit posttraumatischer Belastungsstörung in einem Pariser Krankenhaus einer jungen Französin begegnen, die sich ihren Kinderwunsch durch künstliche Befruchtung erfüllen will und dadurch in einen zermürbenden Feldzug gegen den eigenen Körper gerät. Thomas Lehr entfesselt einen packenden Bewusstseinsstrom, der vom Anschlag auf das World Trade Center in den Krieg im Irak und zurück ins Terrorregime Saddam Husseins führt. Und die junge Mariam Kühsel-Hussaini, 1987 in Kabul als Enkelin des Kalligraphen Sayed Da'ud Hussaini geboren, entwirft ein afghanisches Familienporträt, in dessen Zentrum die Begegnung von Orient und Okzident im Zeichen der Kunst, aber auch des Krieges steht. Was diese drei Bücher bei allen Unterschieden vereint und gemeinsam auszeichnet, sind der hohe Anspruch und der auch formale Wagemut ihrer Autoren. Den behaglich schnurrenden Erzählton wird man hier vergeblich suchen.
Das gilt auch für Dorothee Elmigers Roman "Einladung an die Waghalsigen" (Dumont). Die junge Schweizerin, Jahrgang 1985 und soeben mit dem "aspekte"Preis für das beste deutschsprachige Prosadebüt des Jahres ausgezeichnet, ist zusammen mit Mariam Kühsel-Hussaini die interessanteste Debütantin dieses Jahres. Das Eingangszitat vom unterirdischen Feuer, das in den Stollen und Schächten glimmt, hat sie in Goethes "Dichtung und Wahrheit" gefunden und ihrem Roman vorangestellt. Er entfaltet ein eigentümliches Endzeitszenario, betörend in seinem spröden Charme, verrätselt, gespickt mit literarischen Anspielungen und getragen von einer Sprache, die sich selbst Anleihen beim kantigen Stil von Nachschlagewerken und schweizerischen Amtsstuben anmutig anverwandelt.
Worin liegt der literarische Reiz von Krieg, Gewalt, Zerstörung und Untergang? Peter-André Alt, Literaturwissenschaftler, Schiller- und Kafka-Biograph, zitiert in seiner neuen Studie "Ästhetik des Bösen" (C. H. Beck) eine nachgelassene Notiz Nietzsches: "Was ist das Böse? Dreierlei: der Zufall, das Ungewisse, das Plötzliche." Der Kulturwissenschaftler Helmut Lethen hat Jüngers Kriegstagebücher als Dokument einer umfassenden seelischen "Panzerung" gelesen und sich fasziniert über einen Satz gebeugt, in dem Nietzsches Moment des Unvorhersehbaren anklingt: "Der Mensch ist unberechenbar. Im Umgang mit ihm muss man auf alles gefasst sein." Keine Gewissheit, nirgends? Doch. Rainer Wieland hat für sein "Buch der Tagebücher" (Piper) über tausend Fundstücke der verschiedensten Diaristen versammelt, von Adorno und Hans Christian Andersen bis zu Stefan Zweig und Marina Zwetajewa. Ernst Jünger wird darin mit der festen Überzeugung zitiert, dass "jeder Wechsel, ob von rechts oder links, von oben oder unten, von West oder Ost, näher zum Abgrund führt. Es gibt viele Meinungen, viele Parteien, doch nur eine schiefe Ebene." Man muss sie nur hinaufklettern. Dann kommt man gut durchs ganze Jahr.
HUBERT SPIEGEL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Was die Schriftsteller am Krieg reizt
Wie beginnt das überraschendste Buch dieses Bücherherbstes? Vielleicht so: "Wir kletterten aus der Tiefe hervor und waren auf dem Gipfel des Berges. Ein anmutiger Buchenwald umgab den Platz, der auf die Hohle folgte und sich ihr zu beiden Seiten verbreitete. Mehrere Bäume standen schon ganz verdorrt, andere welkten in der Nähe von andern, die, noch ganz frisch, jene Glut nicht ahneten, welche sich auch ihren Wurzeln bedrohlich näherte. Auf dem Platze dampften verschiedene Öffnungen, andere hatten schon ausgeraucht, und so glomm dieses Feuer bereits zehn Jahre durch alte verbrochene Stollen und Schächte, mit welchen der Berg unterminiert ist."
Das vom bevorstehenden Untergang bereits deutlich gezeichnete Naturidyll, in dessen Untergrund das zerstörerische Feuer in trügerischer Ruhe auf seine Stunde wartet - das lässt an Ernst Jüngers "Kriegstagebücher" denken, die jetzt bei Klett-Cotta erschienen sind. Aber Jünger beginnt seine Aufzeichnungen aus dem Ersten Weltkrieg unter dem Datum vom 30. Dezember 1914 ganz anders, nämlich nüchtern, soldatisch, knapp: "Nachmittags, Empfang von Patronen und eiserner Ration. Untersuchung auf Geschlechtskrankheiten. Als wir antraten, nahmen einige Mütter Abschied, was doch trübe stimmte. 6.44 Abfahrt. Wir bekamen Stroh in die Wagen. Furchtbar gedrängte Pennerei in und unter den Bänken."
So also erlebte der Kriegsfreiwillige Ernst Jünger, zum fraglichen Zeitpunkt neunzehn Jahre alt, seinen ersten Tag als Soldat eines Krieges, zu dessen wichtigstem und umstrittenstem literarischem Zeitzeugen er werden sollte. Mit den Kriegstagebüchern liegt jetzt, mehr als neunzig Jahre nach ihrer Niederschrift, erstmals dieses persönliche Dokument des Diaristen Jünger vor: der Steinbruch, aus dem 1920 "In Stahlgewittern" hervorging.
Knapp vier Jahre nach seinem ersten Eintrag, zahllose Tote, etliche Verwundungen, Beförderungen und Auszeichnungen später, beschließt Jünger seine Aufzeichnungen am 10. September 1918 mit dem heute geradezu kurios anmutenden Bekenntnis, er sei "kein Mann der Feder". Dennoch hoffe er, "dass mancher, der dieses Buch aus der Hand legt, eine Ahnung bekommen hat, von dem, was von uns Infanteristen geleistet wurde".
Helmuth Kiesel, der Herausgeber der Tagebücher, legt in seinem Vorwort mit sicheren Federstrichen dar, zu welcher Leistung Jünger und seine Kameraden von der Infanterie ihr Scherflein beigetragen hatten: Europa lag in Schutt und Asche, beklagte zehn Millionen Tote und weitere achtzehn Millionen Versehrte. Die Weltkarte musste neu gezeichnet werden, und die unbewältigten Folgen des Krieges trugen zwanzig Jahre später ihren Teil zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bei. Dieser Krieg hat die Welt verändert, aber hat er auch den Menschen Ernst Jünger verändert?
"Der Krieg hat mich zum Tenor gemacht! ... der Krieg mich zum Dichter hat gemacht! Unsere Jaunfeldgegend hat endlich den, der ihr seit der letzten Eiszeit gefehlt hat, auch wenn sein Fehlen allgemein unbemerkt ist geblieben - den Dichter, mich!" Es ist Peter Handke, der hier spricht oder vielmehr in ironischer Färbung sprechen lässt. Auf dem Jaunfeld, gelegen im Grenzgebiet zwischen Kärnten und Slowenien, ist Handkes neues Buch angesiedelt: "Immer noch Sturm" (Suhrkamp). Der Titel nimmt eine Regieanweisung von Shakespeares "König Lear" auf. Handke hat das Stück vom alten König, der Reich und Krone an seine drei Töchter verteilt und damit das eigene Elend heraufbeschworen, offenbar als Kriegsdrama gelesen: als Familienkriegsdrama. Bei Shakespeare irrt der wahnsinnig gewordene Lear nackt und allein durch die stürmische Heide, bei Handke ist der namenlose Erzähler, schlicht "Ich" genannt, der jüngste Spross der Sippe, deren Schicksal hier erzählt wird: Enkel Lear. Ein König ist er nur im Reich seiner die Vergangenheit imaginierenden Träume.
Bei Shakespeare wütet der Krieg in der Familie, bei Handke überrennt er die kleine Trutzburg der Sippe. Es ist der Zweite Weltkrieg, in den drei Onkel des Erzählers im Namen eines Deutschen Reiches ziehen müssen, mit dem sie nichts zu schaffen haben. Aber wenn Handke Krieg sagt, meint er alle Kriege, und wenn er Zeit sagt, meint er alle Zeiten. So weitet sich das deutlich autobiographisch geprägte Familientableau zuweilen aus zu einer universellen Gemeinschaft des Leids: "Im Fernsehen oder wo ein junges Kriegsopfer aus einem arabischen oder sonst einem Land: der jüngste unserer Sippe."
Auch Toni Heinemann ist in diesem Clan ein entfernter Verwandter. Der junge Bundeswehrveteran wurde in Afghanistan verwundet und ist mit achtundzwanzig Jahren ein Wrack. Ingo Niermann und Alexander Wallasch gehen in ihrem gemeinsam verfassten Roman "Deutscher Sohn" (Blumenbar) ebenso wie der Franzose Mathias Énard in "Zone" (Berlin Verlag) der Frage nach, was Kriegserlebnisse aus einem Menschen machen, ohne indes überzeugende Antworten darauf geben zu können. Beide Romane scheitern - Énard auf hohem, Niermann und Wallasch auf niedrigem Niveau. Der Krieg bringt eben manchmal auch literarische Kollateralschäden mit sich. Das ist unvermeidlich in einem Herbst, in dem sich dieses Thema durch erstaunlich viele Neuerscheinungen zieht, von Barbara Conrads Neuübersetzung von Tolstois "Krieg und Frieden" (Hanser) über Michael Kleebergs Roman "Das amerikanische Hospital" (DVA) und Thomas Lehrs "September. Fata Morgana" (Hanser) bis zu Mariam Kühsel-Hussainis erstaunlichem Debüt "Gott im Reiskorn" (Berlin University Press).
Kleeberg lässt einen amerikanischen Veteranen mit posttraumatischer Belastungsstörung in einem Pariser Krankenhaus einer jungen Französin begegnen, die sich ihren Kinderwunsch durch künstliche Befruchtung erfüllen will und dadurch in einen zermürbenden Feldzug gegen den eigenen Körper gerät. Thomas Lehr entfesselt einen packenden Bewusstseinsstrom, der vom Anschlag auf das World Trade Center in den Krieg im Irak und zurück ins Terrorregime Saddam Husseins führt. Und die junge Mariam Kühsel-Hussaini, 1987 in Kabul als Enkelin des Kalligraphen Sayed Da'ud Hussaini geboren, entwirft ein afghanisches Familienporträt, in dessen Zentrum die Begegnung von Orient und Okzident im Zeichen der Kunst, aber auch des Krieges steht. Was diese drei Bücher bei allen Unterschieden vereint und gemeinsam auszeichnet, sind der hohe Anspruch und der auch formale Wagemut ihrer Autoren. Den behaglich schnurrenden Erzählton wird man hier vergeblich suchen.
Das gilt auch für Dorothee Elmigers Roman "Einladung an die Waghalsigen" (Dumont). Die junge Schweizerin, Jahrgang 1985 und soeben mit dem "aspekte"Preis für das beste deutschsprachige Prosadebüt des Jahres ausgezeichnet, ist zusammen mit Mariam Kühsel-Hussaini die interessanteste Debütantin dieses Jahres. Das Eingangszitat vom unterirdischen Feuer, das in den Stollen und Schächten glimmt, hat sie in Goethes "Dichtung und Wahrheit" gefunden und ihrem Roman vorangestellt. Er entfaltet ein eigentümliches Endzeitszenario, betörend in seinem spröden Charme, verrätselt, gespickt mit literarischen Anspielungen und getragen von einer Sprache, die sich selbst Anleihen beim kantigen Stil von Nachschlagewerken und schweizerischen Amtsstuben anmutig anverwandelt.
Worin liegt der literarische Reiz von Krieg, Gewalt, Zerstörung und Untergang? Peter-André Alt, Literaturwissenschaftler, Schiller- und Kafka-Biograph, zitiert in seiner neuen Studie "Ästhetik des Bösen" (C. H. Beck) eine nachgelassene Notiz Nietzsches: "Was ist das Böse? Dreierlei: der Zufall, das Ungewisse, das Plötzliche." Der Kulturwissenschaftler Helmut Lethen hat Jüngers Kriegstagebücher als Dokument einer umfassenden seelischen "Panzerung" gelesen und sich fasziniert über einen Satz gebeugt, in dem Nietzsches Moment des Unvorhersehbaren anklingt: "Der Mensch ist unberechenbar. Im Umgang mit ihm muss man auf alles gefasst sein." Keine Gewissheit, nirgends? Doch. Rainer Wieland hat für sein "Buch der Tagebücher" (Piper) über tausend Fundstücke der verschiedensten Diaristen versammelt, von Adorno und Hans Christian Andersen bis zu Stefan Zweig und Marina Zwetajewa. Ernst Jünger wird darin mit der festen Überzeugung zitiert, dass "jeder Wechsel, ob von rechts oder links, von oben oder unten, von West oder Ost, näher zum Abgrund führt. Es gibt viele Meinungen, viele Parteien, doch nur eine schiefe Ebene." Man muss sie nur hinaufklettern. Dann kommt man gut durchs ganze Jahr.
HUBERT SPIEGEL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wir befinden uns an einem Ort am Rande der Zivilisation. Endzeitstimmung macht sich breit in dem ehemaligen Kohlegebiet. Erzählt wird von einem "unwirtlichen Bezirk", wo die jungen Geschwister Margarete und Fritzi ihre Sommertage totschlagen.
Während die eine in dem Zimmer über der Polizeidienststelle ihre Zeit mit dem lethargischen Wälzen von Enzyklopädien und Büchern über Inseln im Atlantik verbringt, durchmisst die andere täglich erneut das kahle Land. Man wandelt zwischen Schlafen und Warten. Und gäbe es da nicht noch die zumeist rauchenden Polizisten Schroeder, Dünckel und Hell, die höhnisch das Treiben der letzten beiden Jugendlichen beargwöhnen, wäre man im Nichts begraben. Luft und Handlung stehen still. Mit einem Niemandsland haben wir’s zu tun, in dem man "jeden Zusammenhang verloren" hat. Doch gab es jemals ein Davor? Und gibt es überhaupt noch Hoffnung für diesen merkwürdigen Ort am Ende der Welt?
Dorothee Elmigers jungmeisterlich komponierter Debütroman "Einladung an die Waghalsigen", für den sie beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb prompt mit dem zweiten Platz, dem Kelag-Preis, ausgezeichnet wurde, formuliert wichtige Fragen in einem Raum, der eigentlich kaum Sprache zulässt. Worte dudeln hier nur immer aus dem Radio. Es sind Verkehrsmeldungen aus der Ferne.
Lebensmüde ziehen die Geschwister Stein, denen nur noch der Vater, Leiter dieser sinnlosen Polizeidienststelle im Nirgendwo, geblieben ist, durch eine "savannegelbe" Mondlandschaft. Mit Rucksack, Sporttasche und viel Kaffee folgen sie der vagen Spur nach "Immergrün". Sie suchen nach Antworten, fragen nach dem Woher und dem Warum, begehen die einsamen Wege, die ihnen die Fördergerüste weisen. "Und die Tage und Stunden zogen an mir vorüber, in einem unerhörten Gleichmaß", notiert Margarete, bis sie das verheißungsvolle Ziel auf einer historischen Landkarte entdeckt. Ein Keim von Utopie schimmert in der Tristesse.
Sein Name: Buenaventura - magisches Irgendwo, der Fluss ins heilige Land. Dass seine Existenz umstritten ist, scheint Margarete egal zu sein. Auf fast surrealen Pfaden lässt die 1985 in Appenzell geborene Dorothee Elmiger in erfrischender Bildlichkeit ihre beiden Mädchen skurrile Gestalten antreffen. Da sind der verschlafene Tankwart Ernst Thal aus Hasseldorf oder die vereinsamte Elisabeth Korn, deren dunkle Vorhänge die Außenwelt verbannen. Denn auch hier ist man müde. Die Hinweise, welche die Geschwister erhaschen, bleiben stets vage.
Dabei geht es für Dorothee Elmigers Figuren um viel: So steht am Ende nicht allein der Traum von einer neuen Welt, die jenseits einer in faden Brauntönen eingehüllten Wintersteppe liegen könnte. Vielmehr entpuppt sich der hochartifizielle Text als ein Sammelsurium feinster, existenzieller Untergrundtöne: Wer die mutige Reise nach Buenaventura unternimmt, fragt vor allem nach der eigenen Herkunft. Bemerkenswert, dass "Die Schwester Buenaventura Duruttis denselben Namen wie die Mutter trug". Aber "wo sind die Mütter?" - Sie sind fort, das Gestern scheint verschollen. Jedoch um eine Zukunft zu finden, muss die Vergangenheit erst ausgegraben werden, unter all dem von Menschen verursachten Kohleschutt. Karten müssen neu studiert, die Trümmer übergangen und die Langeweile endlich beendet werden.
Und während die Protagonistinnen hellhörig in den Versatzstücken von Gesprächen wühlen, streut Dorothee Elmiger Zitate von Robert Walser, Ferdinand Bruckner bis zurück zu Goethe als geheimnisvolle Spuren in den Erzählstrang. Kunst wird so zum Zitat. Die Vollkommenheit, die gänzliche Neuschöpfung von Sprachwelten ist jenseits gesetzter Wiederholungen in dieser entfremdeten Szenerie kaum möglich: So drehen sich auch die beiden "Deserteure" lange im Kreis. Immer wieder stellen sie die Frage nach dem mythischen Sehnsuchtsfluss, der Mutter und dem Quell, der Erlösung verspricht. Redundant wird "Einladung an die Waghalsigen" Roman aber dadurch keineswegs. Vielmehr ist die Handlung spiralenförmig. Vom erstickenden Null-Punkt windet sie sich empor zur Erfüllung, sobald Margarete und Fritzi die "Demarkationslinie" überschreiten. Beide werden unruhig, da niemand weiß, was dahinter sein wird.
Was noch pessimistisch beginnt, wird zuletzt zum verwirklichten Traum. Denn das Rinnsal Buenaventuras, das verlorene Paradies, ist gefunden. Die Revolution der Jugend, im Roman sinnbildlich mit Rosa Luxemburg und Friedrich Engels verbunden, siegt mit dem "Lied von den Hämmern" und dem Pflanzen von Orchideen. Indem Margarete und Fritzi die ihnen vorgefundene Restwelt neu gestalten, säen sie den Samen einer Zukunft, in der "mehrere junge Waghalsige" sogar auf einem Fluss nach China fahren könnten.
Bezaubernd, sensibel und lakonisch erhebt Dorothee Elmiger, ohne je in Dogmatik zu verfallen, den brisanten Anspruch der jungen Generation auf ein angemessenes Erbe der Welt und die Zuversicht, diese mit poetischer Waghalsigkeit neu entwerfen zu können. Nur selten klingt der inzwischen platte Ruf nach Generationengerechtigkeit so wahrhaftig, wie in Dorothee Elmigers parabelhafter Prosa. Obwohl die inzwischen in Berlin lebende Schweizer Schriftstellerin durchaus provokativ die Frage stellt, welche Verantwortung die Eltern für die Welt ihrer Kinder und Kindeskinder wahrnehmen müssen, lässt sie ihre Schwestern an keiner Stelle nörgeln oder gar herumzicken. Statt überholter Parolen entwickeln sie "Pläne, um Abhilfe zu verschaffen a.) unserm kümmerlichen Dasein und b.) diesem verkümmerten Abschnitt Land". Mit Buenaventura kommt auch der Sommer zurück und mit ihm im Gefolge eine ungekannte Brise von Sprache und Erwachen. Und die Lebensmüdigkeit? - Die ist dahin, versickert im Schluckloch, wo so lange der Friedhof der Wörter war. Die Sprache wird zurückerobert. Margarete und Fritzi sind so bewundernswert waghalsig, dass sie der Sprache neues Leben geben.
Dorothee Elmigers Roman ist ein schillernd-visionäres Befreiungsbuch, das verdichtet und verklärt, verwandelt und verzaubert.
Einladung an die Waghalsigen.
Von Björn Hayer
Während die eine in dem Zimmer über der Polizeidienststelle ihre Zeit mit dem lethargischen Wälzen von Enzyklopädien und Büchern über Inseln im Atlantik verbringt, durchmisst die andere täglich erneut das kahle Land. Man wandelt zwischen Schlafen und Warten. Und gäbe es da nicht noch die zumeist rauchenden Polizisten Schroeder, Dünckel und Hell, die höhnisch das Treiben der letzten beiden Jugendlichen beargwöhnen, wäre man im Nichts begraben. Luft und Handlung stehen still. Mit einem Niemandsland haben wir’s zu tun, in dem man "jeden Zusammenhang verloren" hat. Doch gab es jemals ein Davor? Und gibt es überhaupt noch Hoffnung für diesen merkwürdigen Ort am Ende der Welt?
Dorothee Elmigers jungmeisterlich komponierter Debütroman "Einladung an die Waghalsigen", für den sie beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb prompt mit dem zweiten Platz, dem Kelag-Preis, ausgezeichnet wurde, formuliert wichtige Fragen in einem Raum, der eigentlich kaum Sprache zulässt. Worte dudeln hier nur immer aus dem Radio. Es sind Verkehrsmeldungen aus der Ferne.
Lebensmüde ziehen die Geschwister Stein, denen nur noch der Vater, Leiter dieser sinnlosen Polizeidienststelle im Nirgendwo, geblieben ist, durch eine "savannegelbe" Mondlandschaft. Mit Rucksack, Sporttasche und viel Kaffee folgen sie der vagen Spur nach "Immergrün". Sie suchen nach Antworten, fragen nach dem Woher und dem Warum, begehen die einsamen Wege, die ihnen die Fördergerüste weisen. "Und die Tage und Stunden zogen an mir vorüber, in einem unerhörten Gleichmaß", notiert Margarete, bis sie das verheißungsvolle Ziel auf einer historischen Landkarte entdeckt. Ein Keim von Utopie schimmert in der Tristesse.
Sein Name: Buenaventura - magisches Irgendwo, der Fluss ins heilige Land. Dass seine Existenz umstritten ist, scheint Margarete egal zu sein. Auf fast surrealen Pfaden lässt die 1985 in Appenzell geborene Dorothee Elmiger in erfrischender Bildlichkeit ihre beiden Mädchen skurrile Gestalten antreffen. Da sind der verschlafene Tankwart Ernst Thal aus Hasseldorf oder die vereinsamte Elisabeth Korn, deren dunkle Vorhänge die Außenwelt verbannen. Denn auch hier ist man müde. Die Hinweise, welche die Geschwister erhaschen, bleiben stets vage.
Dabei geht es für Dorothee Elmigers Figuren um viel: So steht am Ende nicht allein der Traum von einer neuen Welt, die jenseits einer in faden Brauntönen eingehüllten Wintersteppe liegen könnte. Vielmehr entpuppt sich der hochartifizielle Text als ein Sammelsurium feinster, existenzieller Untergrundtöne: Wer die mutige Reise nach Buenaventura unternimmt, fragt vor allem nach der eigenen Herkunft. Bemerkenswert, dass "Die Schwester Buenaventura Duruttis denselben Namen wie die Mutter trug". Aber "wo sind die Mütter?" - Sie sind fort, das Gestern scheint verschollen. Jedoch um eine Zukunft zu finden, muss die Vergangenheit erst ausgegraben werden, unter all dem von Menschen verursachten Kohleschutt. Karten müssen neu studiert, die Trümmer übergangen und die Langeweile endlich beendet werden.
Und während die Protagonistinnen hellhörig in den Versatzstücken von Gesprächen wühlen, streut Dorothee Elmiger Zitate von Robert Walser, Ferdinand Bruckner bis zurück zu Goethe als geheimnisvolle Spuren in den Erzählstrang. Kunst wird so zum Zitat. Die Vollkommenheit, die gänzliche Neuschöpfung von Sprachwelten ist jenseits gesetzter Wiederholungen in dieser entfremdeten Szenerie kaum möglich: So drehen sich auch die beiden "Deserteure" lange im Kreis. Immer wieder stellen sie die Frage nach dem mythischen Sehnsuchtsfluss, der Mutter und dem Quell, der Erlösung verspricht. Redundant wird "Einladung an die Waghalsigen" Roman aber dadurch keineswegs. Vielmehr ist die Handlung spiralenförmig. Vom erstickenden Null-Punkt windet sie sich empor zur Erfüllung, sobald Margarete und Fritzi die "Demarkationslinie" überschreiten. Beide werden unruhig, da niemand weiß, was dahinter sein wird.
Was noch pessimistisch beginnt, wird zuletzt zum verwirklichten Traum. Denn das Rinnsal Buenaventuras, das verlorene Paradies, ist gefunden. Die Revolution der Jugend, im Roman sinnbildlich mit Rosa Luxemburg und Friedrich Engels verbunden, siegt mit dem "Lied von den Hämmern" und dem Pflanzen von Orchideen. Indem Margarete und Fritzi die ihnen vorgefundene Restwelt neu gestalten, säen sie den Samen einer Zukunft, in der "mehrere junge Waghalsige" sogar auf einem Fluss nach China fahren könnten.
Bezaubernd, sensibel und lakonisch erhebt Dorothee Elmiger, ohne je in Dogmatik zu verfallen, den brisanten Anspruch der jungen Generation auf ein angemessenes Erbe der Welt und die Zuversicht, diese mit poetischer Waghalsigkeit neu entwerfen zu können. Nur selten klingt der inzwischen platte Ruf nach Generationengerechtigkeit so wahrhaftig, wie in Dorothee Elmigers parabelhafter Prosa. Obwohl die inzwischen in Berlin lebende Schweizer Schriftstellerin durchaus provokativ die Frage stellt, welche Verantwortung die Eltern für die Welt ihrer Kinder und Kindeskinder wahrnehmen müssen, lässt sie ihre Schwestern an keiner Stelle nörgeln oder gar herumzicken. Statt überholter Parolen entwickeln sie "Pläne, um Abhilfe zu verschaffen a.) unserm kümmerlichen Dasein und b.) diesem verkümmerten Abschnitt Land". Mit Buenaventura kommt auch der Sommer zurück und mit ihm im Gefolge eine ungekannte Brise von Sprache und Erwachen. Und die Lebensmüdigkeit? - Die ist dahin, versickert im Schluckloch, wo so lange der Friedhof der Wörter war. Die Sprache wird zurückerobert. Margarete und Fritzi sind so bewundernswert waghalsig, dass sie der Sprache neues Leben geben.
Dorothee Elmigers Roman ist ein schillernd-visionäres Befreiungsbuch, das verdichtet und verklärt, verwandelt und verzaubert.
Einladung an die Waghalsigen.
Von Björn Hayer
"Einer jener herrlichen Fälle, bei denen aus dem Nichts eine Welt aus Worten entsteht, souverän und originell." -- FRANKFURTER RUNDSCHAU
"Ein neuer Star" -- Andreas Isenschmid, 3SAT
"Ein Text, der in eine Terra Inkognita der bewohnten Welt führt, klug, poetisch und voller Wissen." -- Laudatio von Juror Paul Jandl
"Geschult an Ilse Aichinger durchmisst sie überzeugend und klug die Wirklichkeit einer verwüsteten postapokalyptischen Landschaft." -- DER STANDARD
"Ein beeindruckender Text" -- TAZ
"'Einladung an die Waghalsigen' verrät ein eigenwilliges, kräftiges Talent, das sich unerschrocken seinen Weg sucht. Die beeindruckende Imaginationskraft und verspielte Lust am Sprachexperiment addieren sich zu einem poetischen Potential, auf dessen Entwicklung man nur neugierig sein kann." -- FAZ
"Das Buch ist nicht nur waghalsig, es ist kühn und poetisch, es ist literarisch klug und ohne Prätention rätselhaft." -- NZZ
"Dorothee Elmiger erfindet die engagierte Literatur neu - als Sprachkunststück (...) Poetisch, neugierig, spielerisch." -- WELT AM SONNTAG
"Ein fabelhafter Debütroman (...) bezaubernd, sensibel und lakonisch erhebt Dorothee Elmiger, ohne je in Dogmatik zu verfallen, den brisanten Anspruch der jungen Generation auf ein angemessenes Erbe der Welt(...) ein schillernd-visionäres Befreiungsbuch, das verdichtet und verklärt, verwandelt und verzaubert." -- WELT Online
"Die 25-jährige Dorothee Elmiger beweist mit ihrem Debütwerk einigen Mut: Ihr Roman stellt sich quer zum literarischen Zeitgeist, ist inhaltlich und formal gleichermaßen radikal wie anspruchsvoll und will nicht konsumieren, sondern bezwungen werden." -- SAARBRÜCKER ZEITUNG
"Elmigers Roman ist ein schillernd-visionäres Befreiungsbuch das verwandelt und bezaubert." -- WELT KOMPAKT
"Ein eigentümliches Endzeitszenario, betörend in seinem spröden Charme, verrätselt, gespickt mit literarischen Anspielungen und getragen von einer Sprache, die sich selbst Anleihen beim kantigen Stil von Nachschlagewerken und schweizerischen Amtsstuben anmutig anverwandelt." -- FAZ
"Ein neuer Star" -- Andreas Isenschmid, 3SAT
"Ein Text, der in eine Terra Inkognita der bewohnten Welt führt, klug, poetisch und voller Wissen." -- Laudatio von Juror Paul Jandl
"Geschult an Ilse Aichinger durchmisst sie überzeugend und klug die Wirklichkeit einer verwüsteten postapokalyptischen Landschaft." -- DER STANDARD
"Ein beeindruckender Text" -- TAZ
"'Einladung an die Waghalsigen' verrät ein eigenwilliges, kräftiges Talent, das sich unerschrocken seinen Weg sucht. Die beeindruckende Imaginationskraft und verspielte Lust am Sprachexperiment addieren sich zu einem poetischen Potential, auf dessen Entwicklung man nur neugierig sein kann." -- FAZ
"Das Buch ist nicht nur waghalsig, es ist kühn und poetisch, es ist literarisch klug und ohne Prätention rätselhaft." -- NZZ
"Dorothee Elmiger erfindet die engagierte Literatur neu - als Sprachkunststück (...) Poetisch, neugierig, spielerisch." -- WELT AM SONNTAG
"Ein fabelhafter Debütroman (...) bezaubernd, sensibel und lakonisch erhebt Dorothee Elmiger, ohne je in Dogmatik zu verfallen, den brisanten Anspruch der jungen Generation auf ein angemessenes Erbe der Welt(...) ein schillernd-visionäres Befreiungsbuch, das verdichtet und verklärt, verwandelt und verzaubert." -- WELT Online
"Die 25-jährige Dorothee Elmiger beweist mit ihrem Debütwerk einigen Mut: Ihr Roman stellt sich quer zum literarischen Zeitgeist, ist inhaltlich und formal gleichermaßen radikal wie anspruchsvoll und will nicht konsumieren, sondern bezwungen werden." -- SAARBRÜCKER ZEITUNG
"Elmigers Roman ist ein schillernd-visionäres Befreiungsbuch das verwandelt und bezaubert." -- WELT KOMPAKT
"Ein eigentümliches Endzeitszenario, betörend in seinem spröden Charme, verrätselt, gespickt mit literarischen Anspielungen und getragen von einer Sprache, die sich selbst Anleihen beim kantigen Stil von Nachschlagewerken und schweizerischen Amtsstuben anmutig anverwandelt." -- FAZ
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Ein wenig unentschieden zeigt sich Rene Hamann in seiner Kritik zu Dorothee Elmigers Debüt "Einladung an die Waghalsigen". Hat sie nun zu Recht den zweiten Preis in Klagenfurt bekommen oder nicht? Für ihn ist der Roman eigentlich "dezentes Geschwafel". Es geht um zwei Schwestern, die in einem kleinen Dorf über einem alten Kohlekraftwerk leben; darin schwelt seit Jahren ein Feuer, das die Landschaft langsam auffrisst. Ich-Erzählerin Margarete und Schwester Fritzi erforschen die Gegend und erträumen sich einen Fluss, der das Feuer ertränkt, können am Ende aber doch nur fortziehen. Hamann scheint das Buch nicht zu mögen, will es aber auch nicht klar schmähen. Misslungen will er es nicht nennen, aber für einen Roman sei es zu luftig, für Poesie zu dezent und vorhersehbar.
© Perlentaucher Medien GmbH
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