'Trophee 813' für den besten französischen Kriminalroman 2010:Null Toleranz für den 'Pöbel' der Vorstädte lautet die Direktive des Innenministers. Markige Worte angesichts seiner geplanten Präsidentschaftskandidatur. Jetzt müssen Beweise her, dass die Kriminalitätsrate tatsächlich sinkt. Kommissarin Le Muir, Leiterin eines Bezirkskommissariats der Pariser Banlieue, sieht ihre Chance: Was der Politik des Ministers dient, dient unmittelbar auch ihrer Karriere. Zum Glück finden ihre Truppen reichlich Anlass, die staatliche Autorität mit gebotener Härte unter Beweis zu stellen. Manipulation von Statistiken, Einschüchterung der migrantischen Bevölkerung, brutale Übergriffe - das ist Dynamit in der von Angst und Hass geschwängerten Atmosphäre. Eine 'Säuberung mit Hochdruck', wie sie der Innenminister lautstark fordert, bahnt den Weg für Gentrifizierung und Immobilienspekulation. Nur die von Illegalen besetzten Häuser bilden einen Schandfleck ... Noria Ghozali, inzwischen ranghohe Ermittlerin beim Zentralen Nachrichtendienst, beobachtet mit wachsendem Misstrauen das Treiben von Starkommissarin Le Muir und ihren Truppen. Insbesondere die Kontakte, die gewisse Polizisten und gewisse Großkriminelle knüpfen, wecken ihren Argwohn. Und plötzlich stehen die besetzten Häuser in Flammen.Zwischen Politiker-Kalkül und überforderten Polizeikräften inszeniert Dominique Manotti den urbanen Sprengstoff unserer Zeit.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Die Fähigkeit "den sozialen Gärstoff des Verbrechens" in ihren Büchern herauszuarbeiten macht Dominique Manotti einzigartig, findet Tobias Gohlis. Klassenkämpferische Romantik liegt ihr dabei aber fern, wie Gohlis betont, und gerade deshalb gelingt es ihr "wie ein zeitgenössischer Shakespeare", den politisch hart umkämpften Schauplatz der Pariser Banlieue literarisch überzeugend zu beschreiben. Ihren Blick richtet Manotti auf die Widersprüche im desolaten Polizeiapparat, der mit seinen rassistischen Säuberungsfantasien die Gewalt erst schürt, die er einzudämmen versucht. Tobias Gohlis war bis zur letzten Seite empört und verzweifelt über diese Zustände und zugleich voller Bewunderung für Manottis vorbehaltlosen Blick.
© Perlentaucher Medien GmbH
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