Produktdetails
- Verlag: Sonderzahl
- Seitenzahl: 240
- Erscheinungstermin: 8. April 2010
- Deutsch
- Abmessung: 210mm x 135mm
- Gewicht: 300g
- ISBN-13: 9783854493228
- ISBN-10: 3854493223
- Artikelnr.: 27695516
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.12.2009Geld oder Lesen
Die Literatur war immer schon der größte Krisengewinnler. Doch so klug, akribisch und eloquent wie in dieser Darstellung wurde das noch selten dargetan: ein Buch, das zeigt, welche Höhen Literaturgeschichte erklimmen kann, wenn sie nicht als Sekundärliteratur betrieben wird, sondern mit echtem Erkenntnisinteresse. Im Nachwort führt Wolfgang Polt die zyklische Wiederkehr des Platzens massiver "Bubbles" - das Verpuffen immer abstruser gewordener Fiktionen im Weltfinanzsystem - auf anthropologische Konstanten zurück, auf "animal spirits". Was hat zu dieser animalischen Deregulierung von Realität nun jene krisenfeste poetische Gegenwelt zu sagen, in der Fiktionen gar nicht abstrus genug sein können? Erstaunlicherweise höchst Konstruktives, immer wieder den Suchtaspekt beleuchtend, der sich - eine Hyperinflation - ins Faustische zu übersteigern vermag: Die Seele als letzte Schuldverschreibung. Da geraten Tucholskys "Börsengespenst", Georg M. Oswalds abstürzender Bankangestellter mit dem sprechenden Namen Schwarz, Thomas Manns höhnischer Bankier Kesselmeyer und Aravind Adigas hochstaplerischer "Weißer Tiger" in ein derart angeregtes, das Jahrhundert der großen Depressionen überspannendes Gespräch über das Symbolische am Kapital und das Kapitalistische am Symbolischen, dass es eine Freude ist. Zu verdanken haben wir dieses literarische Gipfeltreffen der Philologin Evelyne Polt-Heinzl, die stets rebellisch-sarkastisch mitspricht: "Der Merksatz für uns alle aber lautet: Die Krise ist keine oder zumindest keine so schlimme, wenn wir sie nicht herbeireden." (Evelyne Polt-Heinzl: "Einstürzende Finanzwelten". Markt, Gesellschaft & Literatur. Sonderzahl Verlag, Wien 2009. 238 S., br., 18,- [Euro].) oju
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Literatur war immer schon der größte Krisengewinnler. Doch so klug, akribisch und eloquent wie in dieser Darstellung wurde das noch selten dargetan: ein Buch, das zeigt, welche Höhen Literaturgeschichte erklimmen kann, wenn sie nicht als Sekundärliteratur betrieben wird, sondern mit echtem Erkenntnisinteresse. Im Nachwort führt Wolfgang Polt die zyklische Wiederkehr des Platzens massiver "Bubbles" - das Verpuffen immer abstruser gewordener Fiktionen im Weltfinanzsystem - auf anthropologische Konstanten zurück, auf "animal spirits". Was hat zu dieser animalischen Deregulierung von Realität nun jene krisenfeste poetische Gegenwelt zu sagen, in der Fiktionen gar nicht abstrus genug sein können? Erstaunlicherweise höchst Konstruktives, immer wieder den Suchtaspekt beleuchtend, der sich - eine Hyperinflation - ins Faustische zu übersteigern vermag: Die Seele als letzte Schuldverschreibung. Da geraten Tucholskys "Börsengespenst", Georg M. Oswalds abstürzender Bankangestellter mit dem sprechenden Namen Schwarz, Thomas Manns höhnischer Bankier Kesselmeyer und Aravind Adigas hochstaplerischer "Weißer Tiger" in ein derart angeregtes, das Jahrhundert der großen Depressionen überspannendes Gespräch über das Symbolische am Kapital und das Kapitalistische am Symbolischen, dass es eine Freude ist. Zu verdanken haben wir dieses literarische Gipfeltreffen der Philologin Evelyne Polt-Heinzl, die stets rebellisch-sarkastisch mitspricht: "Der Merksatz für uns alle aber lautet: Die Krise ist keine oder zumindest keine so schlimme, wenn wir sie nicht herbeireden." (Evelyne Polt-Heinzl: "Einstürzende Finanzwelten". Markt, Gesellschaft & Literatur. Sonderzahl Verlag, Wien 2009. 238 S., br., 18,- [Euro].) oju
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main