Das Cover dieses Krimis ziert das Fenster eines für das Ruhrgebiet typischen Backsteinbaus. Das Fenster spiegelt einen blauen Himmel, der glänzend gedruckt ist. Der Rest der Oberfläche ist matt. Der Klappentext gibt an, dass der Roman in einer Zechensiedlung in Gelsenkirchen spielt. Da ich das
Ruhrgebiet und die Menschen, die dort leben, sehr mag, musste ich dieses Krimidebüt der Autorin lesen.…mehrDas Cover dieses Krimis ziert das Fenster eines für das Ruhrgebiet typischen Backsteinbaus. Das Fenster spiegelt einen blauen Himmel, der glänzend gedruckt ist. Der Rest der Oberfläche ist matt. Der Klappentext gibt an, dass der Roman in einer Zechensiedlung in Gelsenkirchen spielt. Da ich das Ruhrgebiet und die Menschen, die dort leben, sehr mag, musste ich dieses Krimidebüt der Autorin lesen. Und ich habe es keine Sekunde bereut.
Margareta Sommerfeld ist Verkäuferin bei Hertie in der Süßwarenabteilung. Sie hat sich gerade von ihrem untreuen Lebensgefährten Bertl getrennt und lebt nun alleine, allerdings in unmittelbarer Nähe ihres Elternhauses. Um sich abzulenken, unternimmt sie oft Spaziergänge über den nahegelegenen Friedhof. Als dort die Leiche einer jungen Frau entdeckt wird, beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln. Doch schon bald geschieht ein zweiter Mord. Wer kann der Täter sein? Das Muttersöhnchen Walter, das noch mit 50 Jahren bei Mama lebt? Oder ist es Karl-Heinz? Der Mann mit den Eisaugen, der als „Späher“ den Totenzügen auf dem Friedhof voran geht. Ihr Liebhaber Karol, der als illegaler Einwanderer bei seiner Tante Henriette im Haus gegenüber lebt, hat auch ein Geheimnis. Schon bald gerät Margareta selbst in Gefahr.
Die Figuren in diesem Roman sind zum Teil sehr überzeichnet und wirken fast schon skurril. Allen voran natürlich das Muttersöhnchen Walter. Aber auch der Casanova Bertl, der jedes Wochenende eine andere Tussi abschleppt, oder Margaretas Mutter, die ihr Leben als Hausfrau und Mutter fristen musste, da sich das damals so gehörte, sind typische Charaktere, wie sie nicht nur im Ruhrgebiet vorkommen. Margareta selbst ist eine sympathische Frau, die, gefrustet von ihrer letzten gescheiterten Beziehung, zunächst keine Gefühle mehr zulassen will. So beschränkt sich ihre Beziehung zu Karol auf das rein Sexuelle. Als Verkäuferin in der Süßwarenabteilung von Hertie ist sie intellektuell stark unterfordert. Der Vater war damals der Ansicht, dass Mädchen nichts lernen müssten, da sie sowieso heiraten. Deshalb kniet sie sich in den Kriminalfall und forscht auf eigene Faust nach dem Mörder.
Die Geschichte ist im auktorialen Stil verfasst. Meistens wird aus Margaretas Sicht erzählt. Doch zum Ende hin erfährt der Leser auch immer wieder etwas aus der Sicht des Täters. Das hat es mir ermöglicht mitzurätseln. Dabei hat die Autorin immer wieder geschickte Fährten gelegt, die mich das ein oder andere Mal auf die falsche Spur gelenkt haben. So war mir bis fast zum Schluss nicht klar, wer der Mörder war.
Die klare Sprache und die humorvollen Dialoge, verbunden mit einer angenehmen Schriftgröße, haben das Lesen für mich zu einem Genuss gemacht. Einzig die Tatsache, dass die Polizei gar nicht auf Margaretas Alleingang aufmerksam wird und sie ungehindert Detektivin spielen kann, fand ich teilweise etwas unglaubwürdig. Aber das hat mein Lesevergnügen nicht gemindert.
Ich hoffe inständig, dass die Autorin aus Margareta Sommerfeld eine Serienheldin macht. Sehr gerne würde ich mit der Miss Marple aus der Süßwarenabteilung wieder auf Verbrecherjagd gehen!
Fazit:
Ein großartiges Krimidebüt, das mir sofort Lust auf weitere Folgen gemacht hat. Ein Buch wie der Ruhrpott: Geradlinig, bissig und doch absolut liebenswert!