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Figuren im Eisbärkostüm am Strand, in der Kneipe, auf dem Jahrmarkt, Arm in Arm mit Kleinkindern, Männern, Frauen: Was sind das für kuriose Bilder?
Der Sammler Jochen Raiß, dessen Flohmarktfunde von Frauen auf Bäumen bereits Fotoliebhaber begeistert haben, öffnet nun seinen Sammlerschatz für eine neue rätselhafte Serie: von posierenden Menschen mit Eisbären. Das weiße Zotteltier taucht an den seltsamsten Orten auf und dient sich ebenso bereitwillig wie selbstverständlich als Fotomotiv an. Woher stammt dieser offenkundige Trend und warum ist ausgerechnet der Eisbär so populär geworden? Und…mehr

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Produktbeschreibung
Figuren im Eisbärkostüm am Strand, in der Kneipe, auf dem Jahrmarkt, Arm in Arm mit Kleinkindern, Männern, Frauen: Was sind das für kuriose Bilder?

Der Sammler Jochen Raiß, dessen Flohmarktfunde von Frauen auf Bäumen bereits Fotoliebhaber begeistert haben, öffnet nun seinen Sammlerschatz für eine neue rätselhafte Serie: von posierenden Menschen mit Eisbären. Das weiße Zotteltier taucht an den seltsamsten Orten auf und dient sich ebenso bereitwillig wie selbstverständlich als Fotomotiv an. Woher stammt dieser offenkundige Trend und warum ist ausgerechnet der Eisbär so populär geworden? Und warum waren vor allem die Deutschen bis Mitte des 20. Jahrhunderts so eisbärverrückt? Das spaßige Büchlein versammelt die besten Fotos aus Raiß' Sammlung - und lässt mit Sicherheit Fragen offen.

Seit drei Jahrzehnten stöbert der Hamburger Jochen Raiß durch Flohmärkte und Antiquariate und sammelt historische Amateuraufnahmen, die er auf seiner Website imperfekt.photography präsentiert.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.11.2019

In ihren haarigen Armen
Wer mag sich in diesem Eisbärenkostüm verborgen haben? Kinogänger der vergangenen Jahre denken womöglich an den von Ronald Zehrfeld gespielten Mann in Frauke Finsterwalders Film „Finsterworld“, der eine spezielle Wohligkeit damit verbindet, als Bär anderen Menschen in Tierverkleidung zu begegnen. Der Bildredakteur Jochen Raiß sammelt auf Flohmärkten verwaiste Fotografien und hat 78 Bilder von Menschen mit falschen Eisbären zusammenbekommen. Sie wurden von den Zwanziger- bis in die Sechzigerjahre an deutschen Schauplätzen aufgenommen. Woher die Mode dieses Motivs kam, ist vergessen. Häufig sind es Frauen, die da in haarigen Armen liegen und merkwürdig berührt wirken. Als flüsterte ihnen das Wesen etwas ins Ohr, als hätten sie eine finster aufregende Ahnung, wer in diesem Fell steckt.
MARIE SCHMIDT
Jochen Raiß (Hrsg.):
Eisbären. Hatje Cantz Verlag, Berlin 2019.
112 Seiten,
16 Euro.
Foto: 2019, Hatje Cantz, Berlin
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.12.2019

So möchte man Eisbär sein, im kalten Alpin

Als Herbert Grönemeyer für das Video seiner Hitsingle "Mensch" einen Eisbären am Strand entlangspazieren ließ, folgte er, vermutlich ohne es zu wissen, einem längst vergessenen Trend. Denn in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts waren Eisbären schon einmal in Mode. Nicht nur, um bürgerliche Wohnzimmer mit Fellen erlegter Tiere zu schmücken und Babys darauf zu fotografieren. Man ließ sich, insbesondere in Seebädern, auch im Erwachsenenalter noch gerne mit Eisbär ablichten.

Jochen Raiß, Bildredakteur aus Hamburg und Sammler alter Amateurfotografien, hat nun unter dem Titel "Eisbären" ein Sammelbändchen herausgebracht, in dem er diverse Flohmarktfunde zusammengetragen hat. Als Nachfolger seiner beiden Bände "Frauen auf Bäumen", in denen fotografisch zu bewundern war, was der Titel verspricht, zeigt "Eisbären" nun etwas anderes als erwartet: nämlich Menschen, die mit anderen als Eisbären kostümierten Menschen posieren. Einige Bilder sind am Strand oder in Biergärten entstanden; Eisbärendarsteller hatten dort offenbar seinerzeit eine ähnliche Rolle wie die lebensgroßen Mickymäuse, die einem heutzutage in Disneyland auflauern.

Ob es nun das Alter der Bilder ist oder deren Kulisse - kaum vorstellbar, dass Selfies mit Disneyfiguren je einen derartigen Charme entwickeln werden wie die Fundstücke von Raiß. Da sitzen junge Frauen im Bikini am Strand und kuscheln sich an lebensgroße flauschige Bären. Einige der Fotos muten wie skurrile Pärchenbilder an, auf anderen bleckt der Eisbär seine riesigen Zähne. Die Zusammenstellung beginnt mit Seebadbildern und folgt dem Verlauf eines Jahres, um schließlich dort zu landen, wo man sich Eisbären gemeinhin vorstellt: im Schnee. Aber hier auf Skiern vor schneebedeckten Tannen.

Am kuriosesten sind jedoch die Fotos in der Mitte des Buchs, die allem Anschein nach in privaten Kontexten entstanden sind. Eine Familie steht neben ihrem Auto, im Hintergrund ist ein Gutshof zu erkennen, wie selbstverständlich hat sich ein Eisbär bei dem Ehepaar untergehakt, der Mann verzieht keine Miene, seine Frau schaut peinlich berührt, allein die Tochter muss grinsen. Wie kam der Eisbär dorthin? Handelt es sich um einen ulkigen Verwandten? Um den Sohn der Familie, der in diesem Kostüm steckt? Auf einem anderen Foto verschwindet der Bär beinahe inmitten einer Gruppe von Frauen in weißen Sommerkleidern - neben einem Teddybären und einer (lebendigen) Katze.

Freude und Ernsthaftigkeit, mit der erwachsene Menschen hier posieren, ist wunderbar anzusehen. Wie groß der Spaß für die Menschen im Kostüm gewesen sein mag, werden wir dagegen nie erfahren. Immerhin wird ihnen nun eine späte Würdigung zuteil. Auf der letzten Seite schreibt Raiß: "Ich widme dieses Buch den Menschen, die bei Kälte und Hitze diese Kostüme für Fotografien getragen haben." ("Eisbären". Hrsg. von Jochen Raiß. Hatje Cantz Verlag, Berlin 2019. 112 S., Abb., geb., 16,- [Euro].)

ANNA VOLLMER

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