Kurzinhalt:
Sabine Rennefanz wurde 1974 in der DDR geboren. Kurz vor der Wende kam sie in eine Eliteschule nach Eisenhüttenstadt ("Eisenkinder"), wo der "sozialitische Kader" herangezogen werden sollte.
In diesem Buch beschreibt sie ihr Leben vor und ihr Suchen nach neuem Halt nach dem
Mauerfall.
Meine Meinung:
Sabine Rennefanz und ich sind ein Jahrgang und ich wollte das Buch sofort…mehrKurzinhalt:
Sabine Rennefanz wurde 1974 in der DDR geboren. Kurz vor der Wende kam sie in eine Eliteschule nach Eisenhüttenstadt ("Eisenkinder"), wo der "sozialitische Kader" herangezogen werden sollte.
In diesem Buch beschreibt sie ihr Leben vor und ihr Suchen nach neuem Halt nach dem Mauerfall.
Meine Meinung:
Sabine Rennefanz und ich sind ein Jahrgang und ich wollte das Buch sofort lesen, als ich die erste Rezension darüber in der Zeitung entdeckte.
Besonders fasziniert hat mich der Untertitel: "Die stille Wut der Wendegeneration".
Gab es soetwas? Gibt es soetwas? Eine stille Wut?
Je länger ich las, umsomehr fand ich mich in dem Buch wieder. Und war beeindruckt von dem völlig neuen Ansatz, den Rennefatz hier bietet.
Sie beginnt nämlich hochaktuell mit den Verbrechen der Terrorzelle von Jena, deren Mitglieder ebenfalls Mitte der 70er Jahre in der DDR zur Welt kamen und 1989 genau so einen Bruch erlebt haben, wie viele von uns, die zu dieser Zeit mitten in der Pubertät steckten.
Auch ich kann mich gut an die Zeit erinnern, als in der Schule von einem Tag auf den anderen völlig andere Dinge gelehrt wurden. Der Lehrer, der uns kurz vorher eine Meinung vermittelt hatte, drehte nun alles um 180° um. Unsere Geschichtslehrerin sagte damals, sie müsse sich den Stoff erst wieder neu anlesen und ist uns inhaltlich jetzt immer genau eine Woche voraus.
Auch die anderen Erwachsenen waren verunsichert und wir im Prinzip allein gelassen in dieser ohnehinschon nicht einfachen Zeit für uns. Dass das auch anderen Jugendlichen so ging, habe ich in dieser Gesamtheit noch nie gesehen.
(Fast) jeder hat auf seine Art neuen Halt gesucht, nachdem die alten Werte aufeinmal nichts mehr galten. Kam man aus einer sozialistischen Eliteschule wie Rennefatz, musste das nocheinmal sehr viel extremer gewesen sein, als wenn man etwa aus einem Umfeld kam, das ohnehin schon skeptischer der DDR gegenüberstand.
Rennefanz suchte Halt in dogmatisch-christlichen Lehren, Mundlos und Böhnhardt im Rechtsradikalismus.
Jeder musste auf seine Weise erawchsen werden, den "richtigen" Weg wieder finden. Einige fanden ihn nie (Mundlos, Böhnhardt). Rennefanz schreibt heute für die Berliner Zeitung.
Fazit:
Ein tolles Buch, über das ich noch sehr lange nachgedacht habe und das viele Bilder evoziert hat, die ich lange verschüttet glaubte. Und das ich auch nur jedem "Wessi" empfehlen kann, der bis heute nicht versteht, was der Zusammenbruch eines (totalitären) Staates für Menschen wirklich bedeutet.