Mir ist kalt!
1784. Es ist kalt in Deutschland, bitterkalt. Selbst der Rhein im streng katholischen Cöln fließt nicht mehr und es türmen sich Eisschollen/-berge auf dem Fluß. Durch einen Vulkanausbruch in Island wurde dieses seltene Wetterphänomen ausgelöst und es pilgern Wanderheiler und
fanatische Frömmler dorthin, um das Ende der Welt herbeizureden. Es ist davon auszugehen, dass das zu…mehrMir ist kalt!
1784. Es ist kalt in Deutschland, bitterkalt. Selbst der Rhein im streng katholischen Cöln fließt nicht mehr und es türmen sich Eisschollen/-berge auf dem Fluß. Durch einen Vulkanausbruch in Island wurde dieses seltene Wetterphänomen ausgelöst und es pilgern Wanderheiler und fanatische Frömmler dorthin, um das Ende der Welt herbeizureden. Es ist davon auszugehen, dass das zu erwartende Schmelzwasser Cöln und das verfeindete Mühlheim überfluten wird. Die Deiche sollen daher entsprechend verstärkt und erhöht werden, aber die Menschen werden eher dazu angehalten, Buße zu tun, um das Unglück abzuwenden.
Nebenher genießen die Adeligen weiter ihre glamourösen und exzessiven Feiern.
Der Amtmann Henrik Venray soll in Mühlheim für Recht und Ordnung sorgen und wird dorthin beordert. Es ist eine schreckliche Zeit: Kaum jemand hat genug Vorräte und somit zu essen und es herrscht ein strenger Winter. Plünderungen stehen an der Tagesordnung. Ein Mönch wird tot aufgefunden. Die Apothekerswitwe Maria Scheidt untersucht den Leichnam und stellt fest, dass dieser getötet wurde. Venray, der auch nach dem (natürlich nicht) erhöhten Deich schauen soll, hat sich somit noch mit Mordermittlungen auseinanderzusetzen. Es hat den Anschein, als ob ein Serientäter sein Unwesen treibt.
Meine Meinung:
Historische Romane mit einem Hauch Ermittlungsarbeit haben es mir angetan. Ich lese vorwiegend Krimis und Thriller, aber wenn mich ein tolles Cover anlacht, rutsche ich gerne in diese Genreecke ab. So auch wieder geschehen bei EISFLUT 1784. Ich fand das Cover einfach toll von der Farbgestaltung her und weil es auch so schön schlicht ist. Vom Autor Marco Hasenkopf habe ich bislang noch nichts gelesen, aber das wird sich noch ändern, denn ich habe die Dilogie um die BKA-Ermittlerin Rosa Bach im Internet entdeckt. Die beiden Bücher sind auf meiner Wunschliste gelandet :-)
Der Print ist am 18.11.2021 beim emons-Verlag erschienen. Gut skizziert und recherchiert fand ich die Beschreibung der Verhältnisse zur damaligen Zeit. Die Bekleidung, die Wohnräume und die Landschaft konnte ich mir wunderbar bildlich vorstellen. Eine Frau, erst recht eine verwitwete Apothersgattin, wurde im 18. Jahrhundert leider nicht hoch angesehen. Beim Lesen fröstelte es mich auch immer wieder, weil ich mich so gut in die Kälte hineinversetzen konnte. Dies ist wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass der Autor auch Drehbücher geschrieben hat. Ich habe der Auflösung des Mordfalls auf jeden Fall entgegengefiebert und fand diese auch gut erklärt. Die Naturkatastrophe stand natürlich über allem und war die heimliche Hauptdarstellerin in diesem historischen Kriminalroman.
Der Schreibstil des Autors hat mich angesprochen und ich kam nach anfänglichen Schwierigkeiten (durch die angepasste historische Sprache) gut in meinen Lesefluss. Einige Passagen waren für mich etwas zu langatmig geraten, aber an sich war die Handlung auf 336 Seiten spannend dargestellt - mit einer gut durchdachten Auflösung des Mordfalls. Die Mischung zwischen Fiktion (Mordfall) und Realität (Eisflut) wurde meiner Ansicht nach gut getroffen. Am Ende des Buches findet man noch einmal eine gute Darstellung, welche Inhalte der Fantasie des Autors entsprungen sind.
Ich bin froh, dass ich in meinem Leben noch keine Naturkatastrophe miterleben musste und hoffe, dass das auch so bleibt.
Fazit:
Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und gebe daher eine Leseempfehlung für diesen historischen Krimi ab (4/5 Sterne ****)