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Von wem stammt das ungeborene Kind der Titelheldin? Auf das pikante Rätsel werden die Leserinnen und Leser von Robert Musils Novelle "Tonka" unentwegt verwiesen. Das Rätsel galt jedoch als unlösbar. Die vorliegende Studie wird genau 80 Jahre nach Erscheinen der Novelle erstmals für eine kriminalistische Lösung plädieren und zugleich eine umfassende Studie zu Musils Poetik der Selbstbezüglichkeit präsentieren. Denn das wissenschaftshistorische Skandalon "Tonka" ist der Schlüssel zur Metafiktionalität der Musilschen Dichtung; vom vergleichsweise noch ungebrochen-utopischen Frühwerk zu einer…mehr

Produktbeschreibung
Von wem stammt das ungeborene Kind der Titelheldin? Auf das pikante Rätsel werden die Leserinnen und Leser von Robert Musils Novelle "Tonka" unentwegt verwiesen. Das Rätsel galt jedoch als unlösbar. Die vorliegende Studie wird genau 80 Jahre nach Erscheinen der Novelle erstmals für eine kriminalistische Lösung plädieren und zugleich eine umfassende Studie zu Musils Poetik der Selbstbezüglichkeit präsentieren. Denn das wissenschaftshistorische Skandalon "Tonka" ist der Schlüssel zur Metafiktionalität der Musilschen Dichtung; vom vergleichsweise noch ungebrochen-utopischen Frühwerk zu einer radikal "unfreundlichen" mittleren Phase (mit Tonka als ihrem Fanal) bis zur "konstruktiven Ironie" des Spät-und zugleich Hauptwerks, des "Mannes ohne Eigenschaften". Musil schreibt 1911: "Man könnte zu bestimmen versuchen, daß diese Erzählungen durch den Ekel am Erzählen geformt sind." Die Behutsamkeit von Musils Worten täusche nicht: Musil bleibt dem Ekel des Moderne-Kritikers Friedrich Nietzsche an Heftigkeit nichts schuldig. Die Aggressivität der Musilschen Selbstdistanzierung richtet sich in "Tonka" in aller Schärfe gegen Leserinnen und Leser. Diese werden durch das vermeintlich unlösbare Rätsel der Gefahr der Blindheit, oder in den Worten des "Mannes ohne Eigenschaften", der Gefahr der "perspektivische[n] Verkürzung des Verstandes" ausgesetzt. In Musils "Ekel" am Erzählen verbirgt sich natürlich ebensoviel mephistophelische Lust: Seine Leserinnen und Leser wappnen sich mit Vorteil durch ein ebensolches Lesen; eines, das den Ekel am eigenen Lesen als Erkenntnis- und als Lustgewinn verbucht. In der Phrase liegt Schönheit und zugleich Gift des literarischen Textes, und Musil hat sie im utopischen Essayismus des "Mannes ohne Eigenschaften" bis in die letzten Winkel ausgelotet. Die Metafiktionalität seines Werkes ist das ebenso kunstvolle Gegengift.
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